Guido Westerwelle hatte einen miserablen Start. Schlecht vorbereitet, ohne Konzept, stolperte er in jenes Ministerium, das er jahrelang angestrebt hatte. Zudem nahm ihn zu Beginn seiner Amtszeit der Vorsitz der kriselnden FDP und seine Rolle als Vizekanzler derart in Beschlag, dass er kaum Zeit fand, sich auch noch als Außenminister zu profilieren. Die Bewältigung der Krise in der Europäischen Union fand weitgehend ohne ihn statt, was allerdings auch daran liegt, dass das Kanzleramt in diesen Fragen nahezu alle Kompetenzen an sich zog. Logische Konsequenz daraus war, dass seine Beliebtheitswerte in der Bevölkerung, aber auch unter den Diplomaten seines Hauses in den Keller rauschten, obwohl das Außenamt sonst in der Regel die beliebtesten Minister einer Regierung hervorbringt. Den Tiefpunkt erreichte er im Frühjahr 2011, als er Deutschland im Streit über einen Militäreinsatz in Libyen im Kreis der westlichen Partner isolierte. Davon hat er sich nie ganz erholt. Allerdings räumen auch seine Kritiker ein, dass er nach der Aufgabe des Parteivorsitzes 2011 besser ins Spiel kam und zumindest keine groben Fehler mehr machte. Aber größere diplomatische Initiativen, etwa in Syrien, sind trotz großer Reisefreudigkeit nicht zu erkennen. Trotzdem will er weitermachen. (tm)

Gesamtnote 3