Nachdem der charismatische, aber halbseidene Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wegen Plagiaten in seiner Doktorarbeit zurückgetreten war, kam ein Typ wie Thomas de Maizière (CDU) als Nachfolger wie gerufen: nüchtern, akribisch, fleißig und ganz in der Rolle des – allerdings durchaus autoritären – Dieners seiner Aufgabe versprach er Ruhe in die Truppe und Solidität in die Bundeswehrreform zu bringen. Administrativ ist ihm das einigermaßen gelungen. Aber als zentrale Führungsfigur für die Bundeswehr begann er zu patzen, seit er durch eine breitere thematische Aufstellung und ein allerdings nur verklausuliertes Bekenntnis einen Drang zu höheren Aufgaben – zur Kanzlerschaft – erkennen ließ. Nicht erst als er den Soldaten vorwarf, sie „gierten“ nach Anerkennung, und als er mit unausgegorenen Überlegungen zur Ehrung von Veteranen Unruhe in die Streitkräfte brachte, sanken die Stimmung in der Truppe und das Vertrauen in die Reform auf ein rekordhaft niedriges Niveau. Seine Fehler finden in dem Debakel um die Anschaffung der Aufklärungsdrohne Euro Hawk ihren Höhepunkt. Es untergräbt sein Image als penibler Arbeiter, dass er die Brisanz der Zulassungsprobleme lange ignorierte. Es zerstört sein Bild eines ehrlichen Sachwalters, dass er Parlament und Öffentlichkeit mit seinen Aussagen mindestens in die Irre geführt, wenn nicht getäuscht hat. Deshalb muss er sich in seinen letzten Amtswochen einem Untersuchungsausschuss stellen und ist vom Schwergewicht zur Belastung geworden. (luß)

 

Gesamtnote 4