Der Modekonzern rechnet auch für 2015 mit einem soliden Wachstum von Umsatz und Ergebnis. Um ihre Ziele zu erreichen, wollen die Metzinger noch mehr auf den eigenen Einzelhandel setzen und die Preise erhöhen.
Metzingen - Hugo Boss will noch selbstständiger, noch exklusiver und noch weiblicher werden. Auf diese Formel lassen sich die Ankündigungen von Konzernchef Claus-Dietrich Lahrs zusammenfassen. Kernstück der Strategie, die Lahrs am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Metzingen erläuterte, ist der weitere Ausbau des eigenen Einzelhandelsnetzes. Die Zahl der in Eigenregie betrieben Läden inklusive Outlets und Shop-in-Shop-Filialen ist im vergangenen Jahr um 31 auf 1041 gestiegen. Die Zahl hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Für das laufende Jahr sind weitere 50 Neueröffnungen geplant. Dazu kommen von Franchise-Partnern übernommene Geschäfte. Vorzeige-Standorte wie Berlin, Zürich oder London werden 2015 renoviert und durch die Übernahme angrenzender Flächen vergrößert.
Der Umsatz des lukrativen Einzelhandels lag 2014 um 12 Prozent über dem Vorjahreswert; flächenbereinigt stand immer noch ein Plus von drei Prozent zu Buche. Die Verkaufsfläche des eigenen Filialnetzes wuchs im vergangenen Jahr um 5000 auf 140 000 Quadratmeter an. Unterdessen ging der über den Großhandel erwirtschaftete Umsatz um ein Prozent zurück. Insgesamt beträgt der Einzelhandelsanteil am Konzernumsatz derzeit 57 Prozent. Bis zum Jahr 2020 strebt Lahrs einen Wert von 75 Prozent an.
Luxusanteil soll von zehn auf 20 Prozent steigen
Bis dahin will der Boss-Vorstand auch den Anteil der Luxuswaren am Umsatz von derzeit zehn auf 20 Prozent steigern. Dazu wird stärker als bisher zwischen den einzelnen Marken differenziert: Die Kernmarke Boss, mit der drei Viertel des Umsatzes gemacht werden, gibt es künftig nur noch in den eigenen Läden oder im Shop-in-Shop-Bereich, also auf vom Unternehmen selbst betriebenen Verkaufsflächen bei Großhandelspartnern. In Kaufhäusern, in denen die Anzüge aus Metzingen zusammen mit denen der Konkurrenz angeboten werden, sind nur noch die weniger hochpreisigen Marken Hugo und Boss Green vertreten. „Boss wird nicht mehr auf der Stange neben anderen Marken hängen“, sagte Lahrs.
Gleichzeitig hebt der Edelschneider die Preise für seine Kernmarke an. Der Einstiegspreis für einen Boss-Anzug in Deutschland beträgt dann 499 statt wie bisher 449 Euro. Luxus-Herrenschuhe sind nur noch ab 400 Euro zu haben. „Billig können wir gar nicht“, sagte Lahrs.
Damenkollektion stammt von Stardesiger Jason Wu
Nicht nur Anzug- und Krawattenträger sollen die Kassen des Modekonzerns weiter kräftig klingeln lassen. Auch die weibliche Kundschaft soll stärker als bisher zum Erfolg beitragen. Dazu hat der Vorstand vor anderthalb Jahren den renommierten Designer Jason Wu nach Metzingen geholt. Dessen erste Damenkollektion habe maßgeblich dazu beigetragen, so Lahrs, dass der Umsatz von Boss Women um 18 Prozent nach oben geklettert sei. Den Anteil von Damenmode und Accessoires am Gesamtumsatz soll von derzeit elf auf 15 Prozent im Jahr 2020 ansteigen, sagte Produkt-Vorstand Christoph Auhagen.
Von seinem für 2015 angepeilten Umsatzziel von drei Milliarden Euro, was Analysten schon länger abgeschrieben hatten, rückte auch Vorstandschef Lahrs am Donnerstag ab. Der Erlös von 2,57 Milliarden Euro aus dem Jahr 2014 werde in diesem Jahr um eine mittlere einstellige Prozentzahl steigen. Die Drei-Milliarden-Schwelle könnte Lahrs zufolge voraussichtlich 2016 überschritten werden. Das operative Ergebnis soll in diesem Jahr um fünf bis sieben Prozent steigen und läge damit in etwa im Bereich des Vorjahres. Im Umfeld von stagnierenden bis rückläufigen Textilienmärkten „haben wir gute Gründe, mit dem Erreichten zufrieden zu sein“, sagte Lahrs, dessen Vertrag noch bis Mitte 2018 läuft.