Die Ära von Hasko Weber, schwarz auf weiß, aber selbstredend auch mit vielen farbigen Szenenfotos: Pünktlich zum Finale legt die Intendanz den mehr als 200 Seiten starken, 20 Euro teuren Text- und Bildband „Im Zeichen der Faust“ vor.

Stuttgart - Jetzt kann man sie getrost auch nach Hause tragen, die Ära von Hasko Weber, schwarz auf weiß, aber selbstredend auch mit vielen farbigen Szenenfotos: Pünktlich zum Finale legt die Intendanz den mehr als 200 Seiten starken, 20 Euro teuren Text- und Bildband „Im Zeichen der Faust“ vor, der die vergangenen acht Jahre im Schauspiel anregend bilanziert, erfrischend kommentiert und penibel registriert. Nichts ist vergessen worden, an alles wird gedacht in diesem attraktiv gestalteten Werk, das der Erinnerung ganz wunderbar auf die Sprünge hilft.

 

Schlagen wir das Buch zur Intendanz nach dem Zufallsprinzip auf. Seite 153, ein Foto aus dem „Blauen Boll“, 2011 inszeniert von Stephan Rottkamp in der Türlenstraße – und schon sehen und riechen wir die Farbe, die in dieser Barlach-Inszenierung hektoliterweise zum Einsatz gekommen ist. Die Spieler beschmierten mit Rot, Blau, Gelb ihre fast nackten Körper, mit denen sie wiederum rotblaugelbe Farbeindrücke auf einer gewaltigen Leinwand hinterließen. Während ihres expressionistischen Spiels wuchs so wie nebenbei ein abstrakt expressionistisches Bühnenbild in die Höhe – eine tolle Idee, nachzuempfinden eben in dem von den beiden Dramaturgen Jörg Bochow und lngrid Trobitz sowie dem Intendanten herausgegebenen, jede Spielzeit einzeln rekapitulierenden Bilanzband.

Die Haupttexte stammen vom Theaterkritiker Otto Paul Burkhardt, der pointierte Schlaglichter auf die wichtigsten Ereignisse der Intendanz wirft. Daneben kommen aber auch Weggefährten von Weber zu Wort, die dem 2006 zum Theater des Jahres gewählten Schauspielhaus wichtige Impulse gegeben haben. Darunter findet sich etwa die Autorin Sibylle Berg, die dem „lieben Hasko“ bescheinigt, „großartig“ zu sein, weil er der „sympathischste, mutigste, freundlichste und ausgeglichenste Intendant“ sei, den sie kenne. Der Schauspieler Sebastian Kowski indes erinnert sich an seine Rolle in Ibsens „Volksfeind“, wo er als Dr. Stockmann – weil ein Umweltskandal rund um verseuchtes Wasser vertuscht werden soll – zum Amokläufer wird: „Wenn ich danach das Theater verließ, traf ich vor dem Haus auf Stuttgarter, die Unterschriften gegen die Privatisierung des Wassers sammelten.“ Und natürlich darf auch der Regisseur Volker Lösch nicht fehlen, für den „Stuttgart so etwas wie ein ganzes Leben“ geworden ist: „Ich durfte ein Jahrzehnt lang probieren, was davor nur sporadisch und an anderen Häusern möglich war und was meine Teams und ich seit 2003 kontinuierlich weiterentwickelt haben: die Stadt ins Theater holen.“

Ja, stimmt: das ist gelungen. Ihm und seinem Intendanten, im Zeichen der Faust!