Vor 25 Jahren begann in Ludwigsburg die Kernzeitbetreuung an Grundschulen mit einer Gruppe von zehn Kindern. Heute ist dieses Modell aus der Vielzahl von Betreuungsangeboten nicht mehr wegzudenken.

Ludwigsburg - Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen war vor 25 Jahren noch ein echtes Problem im Land – auch in Ludwigsburg. Gerade für Grundschulkinder war der Unterricht meist schon gegen 11.30 Uhr zu Ende ; eine schwierige Zeit für berufstätige Eltern. Die baden-württembergische Landesregierung gab zum Schuljahr 1990/1991 deshalb den Startschuss für längere Betreuungszeiten an Schulen. Das sollte Alleinerziehenden oder den bisher zu Hause betreuenden Elternteilen ermöglichen, am Vormittag einer Halbtagsbeschäftigung nachzugehen, ohne dass dadurch Kinder im Grundschulalter unbeaufsichtigt blieben.

 

Was sich eigentlich gut anhörte, begann aufgrund der geringen Resonanz bei den Eltern zunächst eher schleppend. Gerade mal eine Gruppe mit zehn Kindern an der Eichendorffschule im Stadtteil Grünbühl-Sonnenberg kam zustande. Doch nicht einmal zehn Jahre später wurden an den damals 14 Grundschulen im Stadtgebiet bereits 400 Kinder in der sogenannten Kernzeit zwischen 7 und 14 Uhr betreut.

Die Lehrerin Jutta Schünemann und die Erzieherin Eva Marx gehören zu jenen Pädagoginnen, die die Anfänge der Kernzeitenbetreuung miterlebt und mitgestaltet haben. „Ich war damals an der Osterholzschule. Dort gab 1995 eine Elterninitiative den Ausschlag für eine Gruppe“, erinnert sich Jutta Schünemann. Weil ein Kindergarten in der Nachbarschaft bereits eine verlängerte Öffnungszeit bis 13 Uhr angeboten habe, seien die Eltern aufmerksam geworden und hätten eine Gruppe privat organisiert und finanziert. „Ich habe damals gemeinsam mit einer Kollegin zunächst acht Kinder betreut, und bald wurden es immer mehr.“

Auch die Hirschbergschule im Stadtteil Eglosheim gehörte damals zu den ersten Schulen mit Kernzeitbetreuung. Die Kinder haben sich Jutta Schünemanns Ansicht nach seither durchaus verändert. „Ich habe schon den Eindruck, dass die Kinder früher ruhiger waren und sich längere Zeit mit etwas beschäftigen konnten“, sagt sie. Interessierter und kreativer seien sie gewesen, sie hätten mehr mit einfachen Dingen wie Naturmaterialien gespielt. Das sieht die Erzieherin Eva Marx von der Grundschule Pflugfelden anders: „Natürlich müssen sich die Kinder heute auch auf ganz andere Dinge und Familiensituationen einstellen, aber ich finde schon, dass die Kinder heute genauso schön miteinander spielen wie vor 25 Jahren.“ An ihrer Schule werden 116 Kinder in drei Gruppen betreut. Durchschnittlich sind an einem Nachmittag 80 Kinder im Haus, um die sich acht Erzieherinnen kümmern. Oft höre sie von den Kindern den Satz „Die Schule wäre so schön, wenn es dort nur Kernzeit gäbe“, und das zeige ihr doch, dass diese Form der Versorgung eine gute und wichtige Sache für die Kinder sei. „Wir sind manchmal fast so etwas wie eine Ersatzfamilie für die Kinder, sie sind bestens versorgt, und wir bieten ihnen einen guten Rahmen.“

Ähnlich sieht das auch Renate Schmetz. „Die Schule ist heute nicht mehr nur Bildungsort, sondern auch Lebensort“, sagt die Leiterin des städtischen Fachbereichs Bildung und Familie. Der Begriff der früheren „Bastelmutti“ habe sich glücklicherweise gewandelt. Heute unterstützten die Erzieher die Kinder bei vielen verschiedenen Aktivitäten.

So werden Grundschüler betreut

Grundschulkinder In Ludwigsburg gibt es derzeit etwa 45 260 Haushalte, davon rund 9500 mit Kindern. In diesen Haushalten leben 3400 Kinder im Grundschulalter (sechs bis unter zehn Jahre).

Ganztagsbetreuung
Heute werden 2262 Grundschulkinder, aber auch 376 Schulkinder an vier weiterführenden Ganztagsschulen in den Klassenstufen fünf und sechs ganztägig betreut. Insgesamt arbeiten heute in der Stadt Ludwigsburg 184 Betreuerinnen und Betreuer in den Ganztagseinrichtungen. Jedes Jahr kostet diese Betreuung 2,4 Millionen Euro, davon trägt die Stadt 920 000 Euro.

Kernzeitbetreuung
Für die Kernzeitbetreuung zwischen 7 und 14 Uhr müssen Eltern für ein Kind zwischen 14 (ein Tag) und 69 Euro (fünf Tage) bezahlen. Ein Mittagessen kostet etwa zehn Euro.