Schüler und Studenten haben am Samstag gegen die aktuelle Bildungspolitik demonstriert, dabei kam es zu Zwischenfällen.

Stuttgart - Als sich am Samstag der große Demonstrationszug gegen Stuttgart 21 vor dem Hauptbahnhof aufgelöst hatte, startete der kleine Demonstrationszug unter dem Motto "Freie Bildung für alle" von der Lautenschlagerstraße aus. Vornehmlich linke Gruppen aus den Universitäts- und Fachhochschulstädten des Landes hatten Schüler, Studenten und Auszubildende dazu aufgerufen, in Stuttgart gegen die Studiengebühren und die Kitagebühren auf die Straße zu gehen - für eine grundlegende Reform in der Bildungspolitik.

Die Jungsozialisten und die Gewerkschaftsjugend, die Piratenpartei sowie linksextreme Splittergruppen wie die "Rebellen", die Jugendorganisation der Marxistisch-leninistischen Partei, trugen Plakate und Transparente, auf denen "Besseres Essen in der Mensa" gefordert wurde, aber auch "Saubere Toiletten in den Schulen". Das viele Geld für den Stuttgarter Tiefbahnhof wäre in der Bildung besser aufgehoben, sagte eine der studentischen Sprecherinnen. Die "soziale Selektion und neoliberale Bildungspolitik" müsse grundlegend verändert werden. Im Blick auf die Landtagswahlen Ende März wurde zur Abwahl der schwarz-gelben Landesregierung aufgerufen: "Die Regierung muss weg!", stand auf einem der Plakate.

Pfefferspray auf Polizisten


Mit Rappern, Musik aus einem Lautsprecherwagen sowie einer schrillen Combo zogen die Demonstranten von der Lautenschlagerstraße über die Kronen- und Hegelstraße zum Berliner Platz und zur Eberhardstraße. Dort allerdings verließ der Zug die zuvor mit den städtischen Behörden und der Polizei vereinbarte Route, die zum Marktplatz und zur Schlusskundgebung führen sollte. Die protestierende Jugend wandte sich stattdessen zur Hauptstätter Straße und blockierte die B 14 in beiden Richtungen auf der Höhe der Leonhardskirche für zwanzig Minuten. Die Polizei drängte die Blockierer ab, gegen 18.30 Uhr, so der Polizeibericht, konnte die Straße wieder für den Verkehr freigegeben werden. Der Versammlungsleiter muss wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz mit einer Anzeige rechnen.

Zu weiteren Zwischenfällen kam es während der Schlusskundgebung vor dem Rathaus. Einige Vermummte sprühten aus der Menge heraus Pfefferspray gegen Polizeibeamte - drei von ihnen wurden verletzt. Mehrere Demonstranten wurden vorübergehend festgenommen, die Ermittlungen dauerten am Sonntag noch an. Nach Angaben der Polizei müssen auch zwei Männer im Alter von 37 und 47 Jahren sowie eine 28-jährige Frau mit einer Anzeige wegen des Verdachts der Beleidigung rechnen: Sie hatten auf einem Plakat die Bundeskanzlerin Angela Merkel beleidigt. Die Organisatoren werteten ihren "Bildungsstreik" gleichwohl als Erfolg. Er soll in den kommenden Monaten landesweit fortgesetzt werden.