Markgröningen
Bei der 27 Millionen Euro teuren Sanierung des Bildungszentrums greifen erste Sparmaßnahmen. Alte Klos, alte Teppiche – und das, obwohl die Fassade teuer ist.

Markgröningen - Optik ist bekanntlich Geschmackssache. Dennoch sind sich die meisten Betrachter einig: Die rot-grau changierende Metallfassade des Hans-Grüninger-Gymnasiums sieht prima aus. Die Stadt wählte dafür alles andere als den Billig-Standard. Die Verkleidung dürfte eine der teuersten Schulfassaden im Landkreis sein (siehe „Der Rolls Royce . . .“). Was viele Eltern jetzt auf die Palme bringt: Beim selben Projekt spart die Stadt bei der Sanierung von alltäglich benötigten Dingen. Das Schulklo im Südbau wird nicht saniert, die Klassenzimmer werden nur teilweise gestrichen und Jahre alte Teppiche werden teilweise wieder verwendet.

 

„Das passt nicht zusammen“, ärgert sich der Vater eines Schulkindes, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Eine Mutter, die ebenfalls anonym bleiben will, drückt es anders aus: „Man wollte alles offenbar sehr gut machen. Aber dann sind die Kosten aus dem Ruder gelaufen.“ Kürzlich haben Eltern das Thema im Gemeinderat angesprochen. Eine Liste mit mehr als 200 Protestunterschriften soll demnächst übergeben werden. Bei der Verwaltung sieht man jedoch keinen Grund, auf die Sparmaßnahmen zu verzichten. „Es bleibt dabei“, sagt der Bürgermeister Rudolf Kürner. Verwaltung und Gemeinderat hätten sich viele Gedanken gemacht, die Kosten des 27-Millionen-Euro-Projekts zu drücken. „Wenn wir das zurücknehmen, war die ganze Arbeit umsonst.“

Ein kleiner Posten im großen Sparpaket

Dabei sind die nun kritisierten Sparmaßnahmen eher kleinere Posten in dem bereits 2011 ersonnenen, rund drei Millionen Euro umfassenden Sparpaket. Durch die entfallende Sanierung des WCs im Untergeschoss des Südbaus werden, zusammen mit einer technischen Umgestaltung eines Klassenzimmers, nur etwa 50 000 Euro gespart. Durch eine Verschiebung der Klosanierung in der Realschule sollen weitere 100 000 Euro gespart werden. Auf andere Einsparungen, etwa beim Kauf neuer Einbaumöbel für die Schulräume (rund 180 000 Euro), wurde hingegen nachträglich durchaus noch verzichtet.

Angesichts der stetig steigenden Kosten und zahlreicher gescheiterter Ausschreibungen hat die Stadt jüngst sogar den Projektsteuerer ausgetauscht. Von Unzufriedenheit mit den geschassten Controllern will Kürner aber nicht sprechen. Nur so viel: er habe „das Gefühl, dass sie aufgrund ihrer vielen Projekte nicht die notwendige Zeit für unser Bildungszentrum hatten“. Der Bürgermeister denkt auch nicht, dass der Planer bei der Ausstattung und Gestaltung den Architekten mehr auf die Finger hätte klopfen sollen – etwa bei den hochwertigen Geländern, die anderswo einfach gestrichen werden, oder bei der teuren Fassade. „Das wurde alles gut abgewägt.“

Gespart wird, wo es „den Unterricht nicht beeinträchtigt“

Er könne auch nicht bestätigen, dass die Außenfassade besonders teuer wäre. „Ohne Rücksprache mit den Experten“ sei es unmöglich, Zahlen zu nennen. Im Übrigen sei es schade, an der Optik sparen zu wollen. Potenziale sieht er in Bereichen, „die den Unterricht nicht beeinträchtigen“. So habe der Gemeinderat durchaus einige Wünsche der Schulen berücksichtigt, etwa die Anschaffung von acht Spezialtafeln für Videobeamer für je 4000 Euro das Stück.

In die Kritik geraten ist die Markgröninger Schulsanierung bisher nicht nur wegen der Kostensteigerung von geplanten 20 Millionen auf jetzt 27 Millionen Euro – wobei die Endabrechnung noch aussteht. Auch die Tatsache, dass das Gymnasium platz für 1000 Schüler bieten wird, während derzeit nur 600 Schüler dort sind, stößt vielen sauer auf. Im Oktober 2014 gab es im Gemeinderat einen Antrag, die Sanierung der Realschule zu verschieben, um die Kostenentwicklung abzuwarten und finanzielle Zwangsmaßnahmen des Landratsamts wegen der hohen Verschuldung der Stadt (1200 Euro pro Einwohner) zu verhindern. Doch nur vier Stadträte stimmten dafür. Auch votierte die Mehrheit gegen eine Zusammenfassung von Realschule und Gymnasium in einem Gebäude.

Ein Rolls Royce unter den Schulfassaden

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