Der Chef der Kette Binder-Optik, Helmut Baur, wird heute 70 Jahre alt. Bald soll sein Sohn das Ruder übernehmen.

Stuttgart - Helmut Baur führt gerne Regie. Doch in ein bis zwei Jahren soll damit erst mal Schluss sein - zumindest was die Führung seines 1975 gegründeten Unternehmens Binder-Optik angeht. Dann soll sein Sohn Dominic das Ruder übernehmen und die Geschicke der Böblinger Firmenkette leiten. Einen vollständigen Rückzug Baurs aus dem operativen Geschäft kann man sich nur schwer vorstellen, gilt der Böblinger Unternehmer doch auch in einem Alter, in dem andere schon längst den Ruhestand genießen, noch immer als äußerst umtriebig und dynamisch. Doch den Generationswechsel an der Spitze von Binder Optik kündigte Baur schon vor geraumer Zeit an. Und nun rückt er immer näher. Heute wird der Unternehmenschef 70 Jahre alt.

 

In einem Böblinger Ärztehaus eröffnete Baur gemeinsam mit seiner Frau Gabriele vor 35 Jahren die erste Binder-Optik-Filiale. Seine Eltern hatten ihn, der einst Theaterwissenschaften studieren und Regisseur werden wollte, zunächst zu einer Ausbildung zum Uhrmacher und Augenoptiker gedrängt, sahen sie in ihm doch den künftigen Chef des familieneigenen Schmuck- und Uhrengeschäfts. Doch Baur wollte mehr, und so holte er mit 27 Jahren das Abitur nach, um anschließend Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Nach ein paar Jahren als Vertriebsleiter bei Carl Zeiss in Oberkochen wagte er mit 35 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit. Er wollte Unternehmer sein und sein eigenes Geschäft haben, sagte er später einmal und beschrieb diesen Entschluss angesichts der vielen Firmenchefs in seiner Familie ganz lapidar als "logische Geschichte".

Sogar auf Mallorca gibt es eine Filiale

Den Namen für sein Optikergeschäft, das er aus dem Laden seines Vaters Fritz ausgliederte, übernahm er vom Großvater mütterlicherseits. Jakob Binder war damals bereits ein renommierter Juwelier, und nachdem Baur herausgefunden hatte, dass sich die Kunden den Namen Binder besser merken konnten als Baur, war die Entscheidung schnell getroffen. Der Anfang war dennoch nicht leicht.

Viele Brillenhersteller weigerten sich schlichtweg, den neuen Optiker zu beliefern. Die Konkurrenz habe die Lieferanten damals sehr unter Druck gesetzt, sagt Baur, der die Optikerbranche häufig als Haifischbecken bezeichnet. Rodenstock etwa habe ihn mehr als 20 Jahre lang ignoriert. Heute zählt Baur zu Rodenstocks größten Kunden. Dass Binder Optik in der damaligen Zeit trotzdem über die Runden kam, verdankt Baur auch befreundeten Unternehmern aus der Branche. Sie bestellten für den Böblinger einfach Brillen mit. Und Baur führte diverse Prozesse, um seine Interessen durchzusetzen. Heute sind diese Zeiten längst vorbei. Mit mehr als 50 Fachgeschäften in Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und im Saarland und mehr als 400 Mitarbeitern ist Binder Optik nach eigenen Angaben die Nummer fünf in der Optikerbranche. Sogar auf Mallorca gibt es inzwischen eine Filiale des Böblinger Unternehmens.

Bei der Geburtstagsfeier des 70-Jährigen am Dienstag werden sich die Gespräche wohl auch um Malaysia drehen. Die Wirtschaftsministerium des Landes fragte Baur einst, ob er sich vorstellen könne, den Tigerstaat zu vertreten und so ist der Böblinger Unternehmer seit 1991 Honorarkonsul, seit 1996 Honorargeneral für Malaysia. 2005 erhob ihn den König von Malaysia sogar in den Malaysischen Adelsstand und verlieh Baur den Ehrentitel Datuk. Zweimal im Jahr sei er vor Ort, um sich um die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Malaysia zu kümmern, erzählt der Unternehmer. Heute Abend aber kümmert sich Malaysia erst einmal um ihn, denn auch der Botschafter des asiatischen Landes gratuliert Baur persönlich.


Gründung Vor 35 Jahren - am 1. August 1975 - eröffneten Helmut Baur und seine Frau Gabriele in Böblingen das erste Binder-Optik-Fachgeschäft. Damals waren dort zwei Mitarbeiter beschäftigt. Heute bezeichnet sich das Unternehmen mit seinen inzwischen mehr als 50 Filialen in Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und im Saarland und mehr als 400 Mitarbeitern als Nummer fünf in der Optikerbranche.

Unternehmer Als Kind wollte Helmut Baur Regisseur werden. Doch davon hielt sein Vater wenig, und so redete er seinem Sohn das Studium der Theaterwissenschaften aus. Stattdessen widmete sich Baur nach der Ausbildung zum Uhrmacher und Augenoptiker dem Studium der Betriebswirtschaftslehre.