Eine Gestaltung des Bismarckplatzes ist immer wieder im Gespräch. Doch Taten folgen nur spärlich.

Stuttgart/West - Der Bismarckplatz hat von allen Plätzen im Westen am ehesten den Charakter einer Ortsmitte. Weshalb dem Platz auch eine besondere Bedeutung zuteil wird. Die imposante St. Elisabethenkirche steht dort, der Wochenmarkt findet auf dem Platz statt und immerhin ein Café kann von den Bürgern als Treffpunkt angesteuert werden.

 

Planerisch ist der Bismarckplatz ebenfalls von Interesse. Immer wieder machen sich Fachleute ihre Gedanken über den Platz – und dies bereits seit Jahrzehnten. Zuletzt ist es nun eine Gruppe aus Architekten und Stadtplanern gewesen, die unter dem Namen „Initiative Stadtraum“ den Westen und insbesondere auch den Bismarckplatz unter die Lupe genommen hat.

Einer, der sich seit mehr als 30 Jahren mit dem Platz befasst, ist der Architekt Andreas Nölle. Er gewann Ende der 1970er Jahre mit seinem damaligen Büro Hagenlocher und Nölle den Planungswettbewerb und bekam im Oktober 1979 den Auftrag von der Stadt, den Platz zu gestalten. „Der Auftrag wurde bisher nicht aufgelöst, weshalb ich mich nach wie vor mit dem Platz beschäftige“, sagt Nölle heute.

Der erste Umbau erfolgte 1984

Einige kleinere Umbauten begleitete er in den vergangenen Jahrzehnten, fertig ist der Platz aber bis heute nicht geworden. Das ist eine Frage der Finanzierung und der Prioritäten. „2007 hat man der Gestaltung des Rossbollengässle den Vorzug gegeben“, sagt Nölle. Der Architekt würde gerne auch weiter die Platzgestaltung vorantreiben und sieht in Bemühungen wie die der „Initiative Stadtraum“ die Bestätigung, dass dies auch notwendig ist.

Der erste Plan, mit denen Andreas Nölle und sein damaliger Partner den Wettbewerb gewonnen hatten, sah einen Steg über die Schwabstraße vor, der an der Elisabethenkirche, die einige Stufen erhöht zum Platz liegt, endet. Denn schon damals galt die Zerteilung des Platzes durch die Straße als das größte Problem. „Der Steg wurde dennoch verworfen“, so Nölle. Rückblickend hält er dies für die richtige Entscheidung, da auch die Idee, den Markt auf die Ebene der Kirche zu heben, nicht umgesetzt wurde. „Nur so hätte der Steg einen Sinn ergeben“, so Nölle.

Der erste Umbau nach dem Planungswettbewerb erfolgte 1984 und 1987. An der Ostseite entstanden Blumenbeete und Sitzbänke. Die öffentliche Toilette, die Nölle an die Stelle verlagern wollte, an der heute der Mammutbaum steht, blieb dort, wo sie heute noch ist. „Dort ist auch eine Trafostation und das Verlegen wäre zu teuer gewesen.“ Der Mammutbaum, der erst später gepflanzt wurde, hält Nölle für einen stadtplanerischen Fehler. „Er nimmt die Sicht auf den Platz“, so der Architekt, „hochstämmige Bäume führen auf Plätzen immer zu einem unklaren Gesamteindruck.“ Generell seien Bäume nur sinnvoll, um die Raumkanten zu unterstreichen. „Mitten tun sie einem Platz meist nicht gut.“

Das Problem mit der Schwabstraße bleibt

In einem weiteren Abschnitt Anfang des Jahrtausends erfolgte dann der Umbau der Westseite vor der Kirche. Im Jahr 2004 entstand der Marktplatz, einen neuen Brunnen gab es dazu. Auch hier hatte Andreas Nölle anfangs die Idee verfolgt, den Platz bis zur Schwabstraße zu vergrößern. „Allerdings hätten dann die Grünflächen weg müssen.“ Und das wäre in der heutigen Zeit auf wenig Zustimmung gestoßen. Nachdem zwischen dem ersten und zweiten Bauabschnitt bereits 20 Jahre verstrichen sind, bleibt die Frage, wann die Ostseite weitergestaltet wird. Im gerade beschlossenen Haushalt ist kein Geld vorgesehen.

Doch selbst wenn es in der Zukunft wieder Geld geben wird, bleibt das Problem mit der Schwabstraße. „Da haben schon so viele Leute darüber nachgedacht, eine zündende Idee hatte bisher keiner“, sagt Nölle. Die einzige sinnvolle, aber aus Sicht des Architekten nicht bezahlbare Lösung, wäre die Untertunnelung. „Und dann wäre da noch die Bismarckstraße, die bei einer Tieferlegung ins Nichts führen würde“, merkt der Architekt an. Mangels Alternativen soll und wird die Schwabstraße da bleiben, wo sie ist. „Es gibt zahlreiche Plätze, die eine Straße durchschneidet“, so Nölle. Wichtig sei, dass klare Linien den Platz umgeben.

Auf eine weitere Gestaltung der Ostseite ist Andreas Nölle vorbereitet. Seine Pläne sehen vor, einen weiteren Treffpunkt zu eröffnen, beispielsweise ein weiteres Café. Zudem könnte ein Boule-Bahn für mehr Belebung sorgen. Um eine Verbindung zur Westseite zu schaffen, schlägt er einen Fußüberweg vor, der direkt auf die Elisabethenkirche zuführt. Eine einheitliche Gestaltung könnte dies unterstreichen. „Die Ideen sind da“, sagt Andreas Nölle. Der Wille auch. Einzig das Geld fehlt. Doch der Architekt hofft, dass es nicht wieder 20:Jahre dauern wird, bis ein dritter Bauabschnitt beginnen kann, sondern aus dem Bismarckplatz früher die Ortsmitte wird, die er sein soll.