Die Aufseher des Bismarckturmes ärgern sich über die Hinterlassenschaften einiger Besucher.

S-Nord - Hans-Christian Wieder tritt auf den großen Platz vor dem Bismarckturm. Hin und wieder bückt er sich und sammelt kleine Papierverpackungen ein oder Kronkorken. Der aus Kies bestehende Bodenbelag ist übersät mit Glassplittern. Dann inspiziert er die beiden hohen Vorsprünge am Fuße des Turmes. Dort steht eine leere Weinflasche. „Die war doch viel schwerer, als man sie hoch geschleppt hat“, sagt er und greift sich die Flasche. Warum die Menschen ihren Müll einfach liegen lassen und nicht wieder mitnehmen, kann Wieder, der im Bezirksbeirat Stuttgart-Nord sitzt, nicht verstehen. An den Glasscherben auf dem Boden habe sich schon ein Hund schwer verletzt, erzählt er. Auch für Kinder, die zum nahe gelegenen Spielplatz möchten, sieht er eine Gefahr.

 

Hans-Christian Wieder ist ein sogenannter Türmerobermann. Das heißt, er kümmert sich zusammen mit anderen ehrenamtlichen Helfern, die er „Türmerle“ nennt, um den Bismarckturm. Sie beaufsichtigen den Turm während der Öffnungszeiten und bieten Führungen an.

Die Türmer sammeln den Müll auf

Doch die erste Aufgabe vor der Turmöffnung ist eine Runde um den Turm zu drehen. Die Türmer sammeln den Müll auf und notieren größere Schäden. Hans-Christian Wieder sammelt alles, was den Bismarckturm betrifft, in einem Ordner. Die Schäden fotografiert er, heftet Bild und Notiz ab und meldet es dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt, das für den Bismarckturm verantwortlich ist.

An den Müll, den er an Samstag- und Sonntagmorgens immer wieder findet, hat er sich fast schon gewöhnt. „Hier oben wird regelmäßig gegrillt, obwohl es eigentlich gar nicht erlaubt ist“, sagt er. Morgens findet er am Turm liegen gelassene Grillabfälle, Flaschen und Papier.

Im Höhenpark kommt es häufiger zu Vandalismus

Wenn es aber zu groben Schäden kommt, ist die Schmerzgrenze der Aufseher des Bismarckturmes erreicht. In der nun zu Ende gehenden Sommersaison, war die schwerste Beschädigung ein zerschlagener Bodenstrahler. Einer von vieren, die den Turm in der Nacht beleuchten, war so stark beschädigt, dass er nun ausgetauscht werden musste. Auch der wasserdurchlässige Belag weist nach der besucherstärksten Zeit Schäden auf.

Waldemar Raschke-Preißler ist Leiter des Bezirksdiensts im Polizeirevier in der Wolframstraße. Das Revier ist zuständig für das Gelände rund um den Bismarckturm. Der Revierleiter sieht die Probleme, relativiert aber. „Der Bismarckturm ist kein Brennpunkt“, sagt Waldemar Raschke-Preißler. „Hier passiert nicht mehr als in anderen Stadtteilen.“ In den vergangenen Jahren sei der Vandalismus nicht besorgniserregend hoch gewesen. Sachbeschädigungen gebe es im Höhenpark Killesberg häufiger. Wenn sich dort abends oder nachts größere Gruppen von Jugendlichen treffen, werde gelegentlich etwas zerstört. „Parkbänke werden beschädigt, Blumen herausgerissen, oder Graffiti gesprüht“, sagt Raschke-Preißler. Die Zahl der Sachbeschädigungen sei aber in den vergangenen Jahren stabil geblieben.

Obwohl es nicht seine Aufgabe ist, geht Hans-Christian Wieder ab und zu nachsehen, was dort oben am Turm passiert. „Ich versuche nur, die Leute dahingehend zu motivieren, dass der Turm ein Allgemeingut ist und nicht mir alleine gehört. Alles wieder sauber zu hinterlassen ist doch der geringste Ansatz zum bürgerschaftlichen Engagement.“