Ein erfolgreicher Landkreis kommt uns allen zu gute. Wer global denkt und arbeitet, braucht allerdings lokale Identität.

Heilix Blechle, man traut sich ja gar nicht mehr mit so was unscheinbaren wie LEO-Kennzeichen als Thema zu kommen, angesichts er heißen Eisen derzeit in den Kommunen, im Land und in der weiten Welt.

 

Was ist schon der simple Verwaltungsakt einer KfZ-Ummeldung gegen das Wort eines US-Präsidenten? Stellen wir uns einmal vor, der Landrat Roland Bernhard würde voller Inbrunst und großem Pathos rufen: „Wir sind Böblingen! Wir leben im großartigsten Landkreis der Welt! Egal, wo Du herkommst, hier kannst Du es schaffen.“ Vermutlich würde man dem gläubigen Katholiken empfehlen, doch bitte das Kanzelpult aufzusuchen – und sich im Amt lieber der Frage zuwenden, wo man den neuerliche Mehreinnahmen von 4,1 Millionen Euro bitt’schön sinnvoll unterzubringen sind. Pathos und Patriotismus hat in der deutschen Politik, erst recht in der Kommunalpolitik aus gutem, historischen Grund nichts zu suchen.

Und doch sollte man in einer immer globaleren Arbeits- und Medienwelt sehr wohl das Bedürfnis nach lokaler Identität und einem Gefühl von Heimat sehr wohl ernst nehmen. Das LEO-Kennzeichen ist dabei ein nur wenige Quadratzentimeter großer, aber durchaus symbolischer Sympathieträger fürs Bekenntnis zum Daheimsein. Ein Rückschritt in alte Oberamtszeiten, wie es manche Bürgermeister jenseits von Böblingen fürchten, ist es gewiss nicht.

Dazu wiegt der Erfolgsfaktor Landkreis BB viel zu schwer. Eine Verwaltungseinheit in der Größe eines Landkreises ist in der Lage, bei Themen wie Krankenhäusern, Müllentsorgung oder auch dem Nahverkehr die Balance aus Effizienz und Bürgernähe halten. Klar ist, dass nach der letzten Verwaltungsreform das Landratsamt zu einer Mammutbehörde mit weit über 2000 Mitarbeitern in einer kritischen Größe an den Grenzen seiner organisatorischen Manövrierfähigkeit angelangt ist.

Wenn nun endlich die Bahn freie Bahn hat auf der modernsten regionalen Tangentialstrecke in der Republik (mit der zeitgleichen Eröffnung der S-Bahn zwischen Marbach und Backnang), steht das unserem Landkreis, unserer Region gut zu Gesicht: Es ist auch ein politischer Ringschluss für den wirtschaftsstärksten Raum Deutschlands. Schon jetzt künden die geplanten Baugebiete in Renningen und in Malmsheim sich als erste Früchte guter Mobilitätsplanung an. Und wenn jetzt in Leonberg welche fürchten, dass die Menschen nun noch schneller im fernen Sindelfingen oder in Böblingen ihre Euros auf die Ladentisch legen: Die S-Bahn fährt in beide Richtungen. Schade, dass die Chance auf eine rauschende Begrüßungsfete verschenkt wurde. Damit auch die Böblinger mal sehen, wie hübsch der Leonberger Marktplatz ist.

Und so sollte man nicht nur neue Bahnverbindungen als Chance für die Zukunft begreifen, sondern auch all das, was uns gemeinsam stark macht: Krankenhäuser, Schulen, sichere Straßen. Das Zuhausesein im Schatten des Kirchturms tut gut, das Kirchturmdenken nicht.