Für die Raser auf Stuttgarts Partymeile ziehen schlechte Zeiten herauf. Von Mai an sollen zwei Blitzer auf der Theodor-Heuss-Straße die Fahrer mit schwerem Gasfuß zum Langsamfahren zwingen. Außerdem wird nachts dann Tempo 30 vorgeschrieben sein.

Stuttgart - Noch im Mai wollen Stuttgarts Ordnungshüter die neuen Blitzlichtsäulen installieren lassen, die Raser auf der Partymeile zur Räson bringen sollen. Das haben Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) sowie Susanne Scherz vom Ordnungsamt am Dienstag angekündigt. Die neuen Blitzer sollen bewirken, dass sich die Autofahrer auf der Theodor-Heuss-Straße auch nachts an die Geschwindigkeitsregeln halten und Angeber am Steuer nicht mehr Fußgänger gefährden. Jeweils von 22 bis 6 Uhr wird dann auch Tempo 30 vorgeschrieben sein statt Tempo 50.

 

Noch früher wird die Stadtverwaltung bereits gegen sogenannte Poser im benachbarten Stadtviertel zwischen Bolzstraße und Kronenstraße vorgehen. Das sind Autofahrer, die sich und ihre Fahrzeuge zur Schau stellen und Beobachtern mit Autoblech, Musiksound und röhrenden Motoren imponieren wollen. Schon im April sollen Erhöhungen im Fahrbahnbelag der Bolzstraße niedrigere Geschwindigkeiten erzwingen.

Und die Lautenschlagerstraße wird so abgesperrt, dass man donnerstags bis sonntags zwischen 22 und 6 Uhr von der Thouretstraße nur nach rechts in Richtung Kronenstraße abbiegen kann.

240.000 Euro kostet der Blitzer

Die Blitzer lässt sich die Stadt 240 000 Euro für die Einrichtung und 8000 Euro pro Jahr für den Betrieb kosten. In der Bolzstraße und der Lautenschlagerstraße gibt sie einmalig 70 000 Euro für die baulichen Maßnahmen aus, rund 3000 Euro pro Jahr für den Betrieb. Für die Blitzer verwendet die Verwaltung Geld, das für eine neue Tempomessanlage im Schwanenplatztunnel in Stuttgart-Ost bewilligt war. Dafür muss bei den Etatberatungen 2017 nun ein neues Budget bewilligt werden. Anders als mit dem neuen Konzept für die Partymeile hat sich die Ordnungsbehörde nicht mehr zu helfen gewusst, um gegen die gefährliche Raserei vorzugehen. Der Fußgängersteg über die Friedrichstraße wird nachts schon gesperrt, damit man von dort die Raser nicht bewundern kann.

Die Verschwenkung der Fahrspuren auf der „Theo“ hat man überlegt und verworfen. Grund: Das könnte als reizvoller Hindernisparcours für andere Fahrmanöver verstanden werden. Eine rote Welle an den Ampeln wollte man nachts nicht einrichten, weil dies viele Kavalierstarts provozieren würde. Fahrbahnschwellen konnte und wollte die Verwaltung nicht einbauen, weil es um eine Bundesstraße geht. „Würden wir die Theo nachts ganz sperren, müsste der Abfallwirtschaftsbetrieb jeden Morgen säubern, weil nachts die Partyszene auf der Straße war“, sagte Susanne Scherz.

Ein Versuch für ein Jahr

Das Konzept, das man jetzt umsetzt, ist als Versuch über ein Jahr angelegt. Von ihm ließ sich Schairer auch durch die Bedenken seiner Parteifreunde nicht abbringen. Die CDU meinte, dass man die Raser mit den Blitzern zur Einhaltung von Tempo 50 zwingen sollte. Man müsse nicht alle Autofahrer zu 30 Stundenkilometern zwingen, weil die Raser nicht Tempo 50 einhalten. Der Gemeinderat habe hier gar keine Befugnis, entgegnete Schairer. Die Verwaltung handle als Straßenverkehrsbehörde. Außer der CDU sprach sich aber nur die AfD gegen das Konzept aus. Die Grünen sowie die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus fanden es „absolut sinnvoll“, zumal man dadurch auch gegen den Lärm vorgehe.

Die Linke hält Tempo 30 sogar für den kompletten Cityring für sinnvoll. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Raserszene sich eine neue Strecke suche. Außerdem würde man mit Tempo 30 auf dem kompletten Cityring in weiteren Bereichen der Stadt den Lärm verringern.

Susanne Scherz von der Verwaltung wischte diese Idee aber weg und erklärte Tempo 30 für den ganzen Cityring für „rechtlich nicht zulässig“, denn der Cityring sei kein Lärmschwerpunkt.