In Leonberg haben Menschen aus der Region bei einer Aktion des Deutschen Roten Kreuz wieder Blut gespendet. Warum das mit Blick auf die Feiertage so wichtig ist – und wieso gerade junge Spender dringend gebraucht werden.

Volontäre: Annika Mayer (may)

Im Haus der Begegnung in Leonberg sind ein paar Tage vor Weihnachten blaue Liegen aufgebaut, medizinisches Personal läuft umher. Der Ortsverband Leonberg des Deutschen Roten Kreuz (DRK) hat zusammen mit dem DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen zur Blutspende aufgerufen. Auf einer Liegen befindet sich Marcel Otter. Der 25-Jährige hat im Februar zum ersten Mal gespendet und war schon vier Mal bei Aktionen des DRK dabei, erzählt er. „Ich will so oft wie möglich gehen.“ Sein Antrieb ist der Wunsch, anderen zu helfen.

 

Vier Blutspendeaktionen finden im Jahr in Leonberg statt: Drei im Haus der Begegnung in Leonberg und eine in Höfingen, erläutert Danny Rapp vom Ortsverband Leonberg des DRK. Dieser ist für die Organisation der Aktion verantwortlich, der Blutspendedienst ist für das Medizinische zuständig.

Blut vor Feiertagen dringend benötigt

Jeden Tag werden in Deutschland 15 000 Blutkonserven für die medizinische Versorgung gebraucht – und Blut lässt sich nicht künstlich herstellen. Gerade in der Zeit um Weihnachten ist jede Spende wichtig. „Momentan steht die Dringlichkeitsstufe auf hoch bis sehr hoch“, sagt Martin Oesterer, Leiter des Bereichs Spenderbeziehungsmanagement beim DRK-Blutspendedienst Baden Württemberg-Hessen. Um Feiertage herum sei die Spendenlage immer angespannt: „Der Blutbedarf ist nicht weniger als sonst, die Spendenbereitschaft ist jedoch abgelenkt.“ Aber auch außerhalb von Weihnachten geben nur drei Prozent der spendefähigen Bevölkerung etwas von ihrem Blut ab. Auf dem Land ist die Spenderquote oft höher als in der Großstadt, sagt Oesterer.

In Leonberg kommen immer rund 200 Spender zu den Aktionen, weiß Danny Rapp. Aber auch im Haus der Begegnung geht es vor Weihnachten ruhiger zu. Nicht alle Liegen sind besetzt, teilweise dauert es ein wenig, bis ein neuer Spender Platz nimmt. „Mit den Terminen so knapp vor Weihnachten ist es eher schwer. Die Leute haben da anderes zu tun, als Blut zu spenden“, sagt Rapp.

Bevor es losgeht, füllen die Spendewilligen einen Fragebogen zu ihrer Gesundheit aus. Dann werden Blutdruck, Puls und Körpertemperatur gemessen und ein Gespräch mit einem Arzt des Blutspendedienstes geführt. Dort wird geklärt, ob eine Person spenden darf. Gibt der Arzt grünes Licht, werden 500 Milliliter der Körperflüssigkeit abgezapft. Anschließend bleiben die Personen zehn Minuten unter Beobachtung. Eine Blutspende sei gut für den Körper, erläutert Rapp. „Durch die Abnahme wird er angeregt, neues Blut zu bilden.“

Junge Spender gesucht

Die Spender in Leonberg eint vor allem der Wunsch, etwas Gutes zu tun. Karl Richter etwa hat schon viele Liter seines Blutes abgegeben. Er spendet bei der Aktion vor Weihnachten zum 100. Mal. Angefangen habe er während der Bundeswehr, erzählt der 72-Jährige während er sich nach der Abnahme ausruht. „Man hat mir damals empfohlen, Blut zu spenden. ich mache das gerne, wenn es jemandem hilft.“ Auch Erstspender sind bei den Aktionen dabei, sie machen rund zehn Prozent aus, weiß Danny Rapp.

Vor allem junge Menschen, die oft Blut spenden, braucht es dringend: 55 Prozent der regelmäßigen Vollblutspender sind laut Martin Oesterer über 45 Jahre alt. Bei ihnen werde es irgendwann schwer, Blut zu spenden. Zum Beispiel, weil sie Medikamente nehmen, die eine Spende ausschließen. „Es braucht die jungen Menschen, die auch öfter Blut spenden gehen, um so eine verlässliche Versorgung sicherstellen zu können“, sagt Oesterer.

Blutspende als Selbstverständlichkeit etablieren

Doch wie gewinnt man neue Spender? Personen, die zum ersten Mal kommen, werden meistens von jemanden aus dem Bekanntenkreis mitgebracht, erklärt Martin Oesterer. Das versucht das DRK durch „Spender-werben-Spender-Aktionen“ zu unterstützen. Vor Weihnachten galt beispielsweise: Wer einen neuen Spender mitbringt, kommt in einen Lostopf und kann eine Musical-Reise nach Hamburg gewinnen. Insgesamt braucht es laut Oesterer mehr Bewusstsein dafür, wie notwendig eine Blutspende ist. „Das Thema ist gar nicht so präsent in den Köpfen. Man nimmt es als Selbstverständlichkeit hin, dass im Krankenhaus Blut da ist.“