Poco investiert vier Millionen Euro in das einstige Haus von Mömax. Im Sommer will der Möbeldiscounter eröffnen.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Böblingen - Aus einem Kofferradio dröhnt eine Volksweise in den Raum. Handwerker verlegen Laminat auf Sperrholz oder leimen auf Stellwände Tapeten, deren Aufdruck blankes Mauerwerk vorgaukeln soll. Dieser Innenausbau kündigt für Böblingens Mitte durchaus bedeutsame Verbesserungen an – oder soll sie jedenfalls ankündigen. An mangelndem Selbstbewusstsein wird dieses Vorhaben jedenfalls nicht scheitern. „Wir wissen, was wir können“, sagt Volker Matzke.

 

Matzke ist einer der Geschäftsführer der Poco-Möbelhäuser im Südwesten Deutschlands. Dass das Unternehmen expandieren kann, belegt es mit aktuell etwa sechs Neueröffnungen jährlich. An seinem neuen Standort in Böblingen will Poco zudem eine Schmuddelecke beleben, in der schon viele vergeblich versucht haben, Geschäfte zu machen. Ungeachtet dessen „ist für uns der Standort ideal“, sagt Matzke. Gelockt habe vor allem die Kaufkraft der Landkreis-Bewohner.

An dieser Stelle sind mehrere Handelskonzerne gescheitert

Die Handwerker arbeiten im ehemaligen Mömax-Möbelhaus im Schatten des Einkaufszentrums Mercaden. An dieser Stelle sind trotz zentraler Lage mehrere Handelskonzerne gescheitert. Hertie und Karstadt gehörten dazu. Um sie herum waren in dem Gebäudekomplex größere und kleinere Händler verteilt. Heute ist er weitgehend verwaist. Auf den Durchgangstreppen draußen lungern Jugendliche herum und lassen ihre Handys plärren. Müll säumt die Durchgänge. Ein aufgeklappter Karton liegt inmitten des Wegs. In ihm verwest eine halb gegessene Pizza.

All dies soll sich ändern. Schließlich „erwarten die Kunden auch ein ansprechendes Umfeld“, sagt Matzke und versucht mit Zahlen zu belegen, wie ernst es Poco mit seinem neuen Standort in Böblingen meint. Das Unternehmen hat bisher vier Millionen Euro in die Sanierung des Gebäude investiert, das unter anderem von einem Feuer und einer Überschwemmung in Mitleidenschaft gezogen war. Wohlgemerkt in ein Haus, das nur gemietet ist. Dies allerdings auf zehn Jahre.

Der Vermieter ist bemerkenswerterweise die Konkurrenz

Der Vermieter ist bemerkenswerterweise die Konkurrenz. Das Gebäude ist noch immer Eigentum des Möbelriesen XXX-Lutz, zu dem die Mömax-Kette gehört. Die Nähe zu anderen Möbelhäusern ist laut Matzke kein Nach-, sondern ein Vorteil. „Wir sind eben der Discounter“, sagt er. „Ikea macht auf Lifestyle, andere haben ein hochpreisiges Sortiment, zu uns kommen Leute, die sparen wollen“.

Das zum Möbelhaus gehörige Parkhaus nebenan nennt er „einen Schandfleck“. Dessen verbeulte Blechfassade soll ebenfalls erneuert und das Haus innen aufgehübscht werden. Selbstredend erfreut den städtischen Wirtschaftsförderer Dominic Schaudt, dass ein Unternehmen versucht, die Handelsbrache in der Stadtmitte zu beleben. Allerdings ist trotz des Wohlwollens im Rathaus der Wunsch verweigert worden, die Fassade der Bauten in den Firmenfarben zu streichen. Ein Ensemble in gelb und rot schien im Baurechtsamt arg grell.

Bei weiteren Terminen soll ein Kompromiss gefunden werden. „Wir wollen außerdem auch das Umfeld verbessern“, sagt Matzke. Dazu sollen sich auch Zu- und Abfahrten ändern. Die Warenauslieferung ist auf einem bisher verwahrlosten Asphaltflecken zwischen dem Bau und der benachbarten Tankstelle geplant.

Im Juli, vielleicht im August, soll das neue Möbelhaus eröffnen. Die Ware wird dann auf 6600 Quadratmeter präsentiert sein, die sich über vier Stockwerke verteilen. Die fünfte Etage wird genauso wie die beiden Untergeschossen als Lagerraum genutzt. Außerdem hat das Unternehmen gut zwei Kilometer entfernt ein zusätzliches Lager gemietet. 2000 Kunden strömen täglich in einen durchschnittlichen Poco-Markt. Allein die Zahl der Menschen werde die Brache „ganz deutlich beleben“, sagt Matzke. „Das wird hier brummen.“