Das neue Stadtgebiet Flugfeld zwischen Böblingen und Sindelfingen wird zum Standort der medizinischen Versorgung: Hier entsteht ein Dialyse-Zentrum, das Rote Kreuz will seine Einsatzzentrale im Herbst 2015 einweihen.

Böblingen - Auf dem Flugfeld siedeln sich immer mehr Mediziner an. Der Grund liegt für den Zweckverbandsgeschäftsführer Peter Brenner auf der Hand: „Wir bieten genügend Flächen zu den marktüblichen Preisen und darüber hinaus eine hervorragende Verkehrsanbindung.“ Demnächst will die Patienten-Heimversorgung mit dem Bau eines Gebäudes beginnen, in welches das Dialysezentrum aus Sindelfingen ziehen wird. Gegenwärtig errichtet das Deutsche Rote Kreuz (DRK) im neuen Stadtquartier von Böblingen und Sindelfingen eine neue Einsatzzentrale. Das Ärztehaus Medicum ist voll belegt. Und wenn dann noch das geplante Großklinikum gebaut wird, ist die medizinische Versorgung an dem Standort komplett.

 

Allerdings ist der Klinikbau bisher noch Zukunftsmusik. Brenner verhandelt nach eigener Aussage aber schon mit dem Landrat Roland Bernhard, weil Flächen frei gehalten werden müssen. Es handele sich um rund 4,5 Hektar, auf denen der bisher mit rund 350 Millionen Euro kalkulierte Krankenhausbau im Jahr 2023 stehen könnte, so Brenner. Zurzeit wird noch die medizinische Konzeption und Neuausrichtung innerhalb des Klinikverbunds Südwest diskutiert. „Gleichzeitig müssen Modalitäten gefunden werden für eine Reservierung des Geländes“, sagt Brenner. Denn schließlich sei die Nachfrage nach freien Gewerbe- und Büroflächen auf dem Flugfeld zurzeit sehr groß.

Fast die Hälfte des verfügbaren Baugeländes von etwa 45 Hektar dort seien verkauft, ein Fünftel davon bereits reserviert. Auch die Seepromenade an dem zur Autobahn hin gelegenen Ufer soll in naher Zukunft baulich gestaltet werden. „Wir wollen dort Wohnen und Gewerbe unter einen Hut bringen“, sagt Brenner. Weiterhelfen soll ein Architektenwettbewerb.

Dialysezentrum soll Ende 2015 fertig sein

Das Planungsstadium hat der Bauherr des neuen Dialysezentrums, die gemeinnützige Stiftung Patienten-Heimversorgung, längst überwunden. Der Neubau für insgesamt 7,7 Millionen Euro soll Ende nächsten Jahres fertig sein. „In unserer jetzigen Praxis haben wir keine Möglichkeiten für eine Erweiterung“, erklärt der leitende Arzt Richard Storkenmaier. Die Zahl der chronisch kranken Patienten sei jedoch in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Das Dialysezentrum unterhält in Leonberg und Herrenberg weitere Standorte, die erhalten bleiben sollen. Von den insgesamt sechs Ärzten arbeiten vier überwiegend in Sindelfingen und Herrenberg, zwei in Leonberg. Allein in Sindelfingen werden 130 Patienten betreut, in allen drei Zentren seien es insgesamt 300. Erstellt werden soll auf dem Flugfeld ein dreigeschossiges Gebäude mit 60 Dialyseplätze. Dort soll auch ein Nephrologisches Zentrum einziehen.

Mit den beengten Verhältnissen im Rettungszentrum des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Sindelfingen soll es bald ein Ende haben. Das DRK investiert in einen Neubau zehn Millionen Euro und will vom Flugfeld aus schneller an Einsatzorte kommen. Im Herbst nächsten Jahres soll die neue Zentrale in Betrieb genommen werden. Das bisherige Gebäude war in den 1960er Jahren für 15 hauptamtliche Mitarbeiter errichtet worden, zurzeit arbeiten dort 153 Beschäftigte. Der Kreisverband kaufte deshalb ein rund 5200 Quadratmeter großes Grundstück auf dem Flugfeld und lässt ein dreistöckiges Gebäude mit 5000 Quadratmetern Nutzfläche bauen.

Weiteres Ärztehaus am List-Platz geplant

Seit fast zwei Jahren in Betrieb ist das Medicum, in dem es nicht nur Ärzte sämtlicher Fachrichtungen gibt, sondern auch eine Apotheke, ein Zentrum für Ernährungsberatung und -therapie, ein Fitness- und Gesundheitsstudio, einen Hörgeräteakustiker sowie ein Fachgeschäft der Orthopädie. Den Bau plante ein Ingenieurbüro in Herrenberg. Dessen Geschäftsführer Joachim Marquardt entwirft zurzeit auch das Cityquartier am Böblinger Friedrich-Listplatz, wo ebenfalls ein Gebäude mit Arztpraxen entstehen soll. Es gebe noch einige Mediziner, die auf dem Flugfeld nicht zum Zuge gekommen seien, so Marquardt. Der Bedarf an Praxisflächen sei enorm.

Immer mehr Menschen arbeiten und wohnen auf dem Flugfeld

Wohnen
Zurzeit wohnen in den von diversen Bauträgern errichteten Häusern bereits 1560 Menschen, darunter sind rund 300 Kinder. Im vergangenen Jahr ist auch eine Kita mit 96 Plätzen eröffnet worden. Das Durchschnittsalter der Flugfeldbewohner beträgt 32 Jahre. Ende des Jahres sollen in dem neuen Stadtquartier 2000 Menschen leben. Allein durch die Bebauung der Seepromenade sollen 1000 Einwohner dazu kommen. Wenn alle Wohnbauvorhaben abgeschlossen sind, könnte der Stadtteil auf 4000 Menschen anwachsen.

Arbeiten
Bisher arbeiten rund 1000 Menschen auf dem Flugfeld, bis zum Jahr 2025 sollen es 7000 sein. Die Firmenansiedlungen gehen voran: Das Ingenieurbüro Schnür + Haller und die Tochterfirma Avatec GmbH bauen ein neues Bürogebäude mit Produktionshalle. Das Ingenieurbüro Stoll + Kollegen errichtet ein Firmengebäude. Die MBtech Group baut einen neuen Hauptsitz. Die Firma Manfred Kristen Gebäudetechnik errichtet einen Neubau, Teile sollen an die Werner Heer GmbH (Möbel- und Innenausbau) vermietet werden. Die STAR Deutschland GmbH baut ein neues Büro- und Dienstleistungsgebäude.