Böblinger Aschermittwoch-Fischsuppenessen Lisa Federle als Fastenrednerin mit Witz und Herz
Beim 42. Böblinger Aschermittwoch-Fischsuppen ist manches anders, aber alles gut – nicht zuletzt wegen Gastrednerin Lisa Federle.
Beim 42. Böblinger Aschermittwoch-Fischsuppen ist manches anders, aber alles gut – nicht zuletzt wegen Gastrednerin Lisa Federle.
Am Valentinstag fand im Europasaal der Böblinger Kongresshalle das diesjährige Aschermittwoch-Fischsuppenessen statt. Es passte gut, dass die Benefizveranstaltung bei ihrer 42. Auflage auf den Tag der Liebenden fiel, denn tatsächlich ging es hier auch sehr viel um Liebe. Das gilt zum einen für die liebevolle Zuwendung, die die rund 1000 Gäste und alle Mitwirkenden durch ihren unentgeltlichen Einsatz in Form von Spenden aufbrachten. Zum anderen gilt das für Lisa Federle. Die diesjährige Gastrednerin präsentierte mit ihrem Bühnenpartner Bernd Kohlhepp den bisher wohl unkonventionellsten und vielleicht liebevollsten Vortrag bei dieser Traditionsveranstaltung.
Zutiefst menschliche Geschichten
Eins war sofort klar: Lisa Federle war nicht nach Böblingen gekommen, um eine klassische Fastenrede zu halten. Stattdessen trat die mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Ärztin in einen Dialog mit dem Kabarettisten Bernd Kohlhepp. Der als „Herr Hämmerle“ bekannte Künstler ist Patient in Federles Hausarztpraxis. Aus den beruflichen und persönlichen Erfahrungen der Ärztin brachte das Duo humorvolle, dramatische und zutiefst menschliche Geschichten auf die Bühne. In einer ging es um einen Mann, der sich um seine demente Frau kümmert, dabei aber von Gewissensbissen geplagt wird, weil er Seelentrost bei einer Geliebten sucht. Nach dieser zu Herzen gehenden Passage schlüpfte Kohlhepp in die Rolle seiner Bühnenfigur „Frau Schwerdtfeger“, die als echte Schwertgosch für erleichterndes Lachen sorgte – ganz im Sinne von Lisa Federle, die sich dafür ausspricht, bei allem Ernst das Lachen nicht zu vergessen.
Purple Prinz und Medizin-Prinzessin
Bernd Kohlhepp, als „Purple Prinz“ im lilafarbenen Anzug, erwies sich zusammen mit seiner Interviewpartnerin und „Medizin-Prinzessin“ als bestens aufgelegtes Zweiergespann. „Nein, das wäre mir zu fad“, antwortete sie beispielsweise auf Kohlhepps Frage, ob sie denn eine Essenseinladung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach annehmen würde. Dafür gab’s Gelächter und kräftigen Applaus aus dem Publikum.
Phänomen Federle
Die in den Medien als „Deutschlands bekannteste Notärztin“ bezeichnete Lisa Federle ist ein Phänomen: Nach dem Motto „Handeln, um zu helfen“ setzt sich die Tübingerin weit über das normale Maß einer Medizinerin für Menschen in Not ein – und nimmt bei Kritik kein Blatt vor den Mund. Als Initiatorin der Tübinger Teststrategie in der Corona-Pandemie und mit ihrer „mobilen Arztpraxis“, mit der sie im Flüchtlingskrisenjahr 2015 Schlagzeilen machte, hat die 62-Jährige ein mutmachendes Beispiel für Engagement und Menschlichkeit gesetzt. Dabei hat Lisa Federle auch selbst schwere Zeiten durchlebt: der frühe Tod des Vaters, das erste Kind mit 17 Jahren, die belastende Beziehung zu einem suchtkranken Mann, der harte Arbeitsalltag als alleinerziehende Mutter – umso erstaunlicher, dass sie nicht nur ihren Kindheitstraum verwirklichte und Haus- und Notärztin wurde, sondern es mit ihrer Autobiografie und dem im Oktober erschienenen Buch „Vom Glück des Zuhörens. Wie uns gute Beziehungen stark machen“ auch zur Bestsellerautorin gebracht hat.
Bewährte Zutaten für ein feines Rezept
Neben diesem außergewöhnlichen Fastenvortrag setzt die von Wolfgang Seljé moderierte Traditionsveranstaltung auch diesmal auf das bewährte Rezept. Die Musikbeiträge steuerten diesmal die junge Herrenberger Sängerin Kiara Huber und ihr Duo-Partner Leon Küting sowie die Feuerwehr-Musikkapelle Dagersheim bei. Für den humoristisch-kabarettistischen Part hat der Veranstalterverein „Die Kultourmacher vom Alten Amtsgericht“ seine Beziehungen spielen lassen. Mit Roland Baisch haben die Organisatoren des Böblinger Comedy-Festivals einen ganz Großen der Kleinkunst nach Böblingen geholt, der seine Gags mit trockenem Humor und Gentleman-Charme präsentierte.
Spendenrekord und helfende Hände
Der Erlös des Abends geht wie in jedem Jahr an kranke Menschen und Menschen mit Behinderung. Bisher hat die Veranstaltung knapp 422 000 Euro an Spenden für die Aktion Multiple Sklerose Erkrankter (AMSEL) und andere karitative Organisationen eingebracht. Laut dem Organisator des Abends, Böblingens Kulturmanager Andreas Wolfer, gab es schon am Abend einen Rekord zu vermelden: Mit 6085,33 Euro landete diesmal so viel Geld wie noch in den Spendenschweinen. Für den reibungslosen Ablauf – und natürlich für die leckere Fischsuppe – zeichnen viele Ehrenamtliche im Hintergrund verantwortlich, darunter die Böblinger Ortsvereine von DRK, DLRG und AWO, der Kreisfischereiverein Böblingen sowie der Versorgungsbetrieb der Polizeihochschule und verschiedene lokale und überregionale Unternehmen.