Rund 6500 Gäste hatten sich nach Schätzung des Veranstalters Meric Arslan am Samstag auf dem Flugfeld-Festplatz versammelt, um eine bunte Party mit Ballermann-Stars wie Mickie Krause, Mia Julia und Almklausi zu feiern. Dass dabei Bier in Strömen fließen würde, war von vornherein klar.
Randale nach der Räumung
Nicht absehbar war jedoch, dass gleich zwei Gewitterfronten über das Gelände ziehen und erst gegen 14 Uhr und dann noch einmal gegen 18 Uhr eine Platzräumung nötig machen würde – mit der Folge, dass teils sturzbesoffene und aggressive Festgäste in der benachbarten Motorworld und im Wichtel randalierten und einen Polizeieinsatz mit mehreren Streifenwagenbesatzungen auslösen würden.
Die Entscheidung, den Platz zu räumen, hatte in beiden Fällen das Böblinger Ordnungsamt getroffen. Wie Amtsleiterin Gisa Gaietto erklärt, habe man im Vorfeld mit dem Veranstalter und allen Beteiligten ein auf Großveranstaltungen ab 5000 Personen zugeschnittenes Sicherheitskonzept erarbeitet, in dem auch das Vorgehen bei einer Extremwetterlage definiert wurde. „Es gab stündliche Treffen mit dem Veranstalter, Polizei, Security und Rettungskräften, außerdem haben wir immer wieder mit dem Deutschen Wetterdienst telefoniert“, sagt Gaietto. Man habe vor beiden Räumungen jeweils so lange gewartet, bis die amtliche Unwetterwarnung vorlag und die Leute dann per Lautsprecherdurchsage aufgefordert, den Festplatz zu verlassen.
Blitz trifft Security-Mitarbeiter
„Das war die richtige Entscheidung“, sagt Gisa Gaietto. Wer sich zum jeweiligen Zeitpunkt auf dem Gelände aufgehalten hat, dürfte daran auch keinen Zweifel gehabt haben. „Das hat wirklich ordentlich gescheppert“, kommentierte ein sichtlich beeindruckter Augenzeuge das Gewitter. Wie ein Polizeisprecher bestätigt, wurde ein Security-Mitarbeiter sogar vom Blitz getroffen und musste nach bisherigen Erkenntnissen mit Herzrhythmusstörungen vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht werden.
Bemerkenswert an der Nachbetrachtung ist, dass sowohl Polizei als auch Ordnungsamt wenig Kritisches an dem eigentlichen Festival sehen. „Die Veranstaltung selbst war vollkommen in Ordnung“, sagt Gisa Gaietto. Ähnlich äußert sich Polizeipressesprecher Steffen Grabenstein. „Es gab neun Körperverletzungen, einmal Widerstand gegen Ingewahrsamnahme und drei Beleidigungsfälle“ – bei einer mehrstündigen Großveranstaltung mit mehr als 5000 Menschen sei das aus Polizeisicht eher im unteren Normbereich. Auch die Stimmung unter den Gästen auf dem Festplatz war weitgehend fröhlich und friedlich. Kurz: Auf dem eingezäunten Gelände hat das Sicherheitskonzept der vom Veranstalter beauftragen Firma mit mehr als 60 Mitarbeitern wohl funktioniert.
Motorworld-Centermanagerin stellt die Sinnfrage
Das Problem war, was außerhalb des Zauns passiert ist – insbesondere nach der zweiten „Entfluchtung“ wie das im Amtsdeutsch heißt. Laut Polizei haben hier 400 bis 500 Menschen die Wichtel-Brauerei gestürmt und die Beamten hatten „alle Hände voll zu tun, die Lage nicht weiter eskalieren zu lassen“, sagt Polizeisprecher Grabenstein.
Motorworld-Centermanagerin Susanne Kirschbaum kritisiert, dass das Sicherheitskonzept am Festivalgelände endete. „Das ist aber auch sonst überall so, wenn Sie vor einem Unwetter Zuflucht suchen“, sagt Gisa Gaietto. Die wohl nicht nur von Susanne Kirschbaum gestellte Frage, wie sinnvoll es überhaupt ist, solche Veranstaltungen mit erwartbaren Alkoholexzessen zuzulassen, sieht Böblingens Ordnungsamtschefin etwas differenzierter. Zum einen habe es bei den bisherigen Auflagen des Festivals in dieser Hinsicht keine größren Probleme gegeben, zum anderen stelle sich die Frage dann ja auch bei allen anderen Veranstaltungen, bei denen Alkohol getrunken wird.
Klärung nach den Ferien
Klar ist aber: Es gibt noch einigen Gesprächsbedarf. „Die Vorkommnisse am Rande seien aus städtischer Sicht nicht hinnehmbar“, teilt die Böblinger Verwaltung mit, weswegen man – wie nach jeder Veranstaltung üblich – nach den Sommerferien die Abläufe nochmals mit dem Veranstalter, der beauftragten Sicherheitsfirma, der Polizei und der CCBS als Vermieterin des Festplatzes genau analysieren und bewerten werde.