Inwieweit die SWSG die Mieter der Böheimsiedlung an den Sanierungskosten beteiligen darf, darüber herrscht Streit zwischen SWSG und Mieterverein.

S-Süd - So richtig zufrieden war niemand nach der zweiten Infoveranstaltung zur Modernisierung der Böheimsiedlung: weder der organisierende Mieterverein noch die Vertreter der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWSG und schon gar nicht die Mieter der Böheimsiedlung selbst. Der Mieterverein wirft der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft vor, die Kosten für die Sanierung der Böheimsiedlung auf die Mieter abzuwälzen. Die SWSG widerspricht: Sie erhöhe die Mieten so gering, wie es ihr möglich sei.

 

Eigentlich ging es bei der Veranstaltung im Generationenhaus Heslach um die Rechte der Mieter während der Sanierung der Böheimsiedlung, doch die Diskussion am Dienstagabend war symptomatisch für ein weit größeres Problem: nämlich bezahlbaren Wohnraum in Stuttgart allgemein und insbesondere im Stadtbezirk Süd zu finden. Insofern galt die Kritik des Vorsitzenden des Mietervereins, Rolf Gaßmann, nur in zweiter Linie der Geschäftsführung der SWSG. Diese war mit sechs Mann bei der Veranstaltung vertreten und stellte sich den Mietern. In erster Linie kritisierte Gaßmann den Aufsichtsrat der SWSG, doch von den Bürgermeistern und Stadträten des Gremiums war keiner gekommen.

Günstige Wohnungen sind in Süd kaum zu finden

„Modernisierungen müssen auch hinterher für die Mieter, die lange Jahre in den Wohnungen gelebt haben, bezahlbar sein“, forderte Gaßmann. Doch genau das sind die Erhöhungen für viele Mieter der Böheimsiedlung nicht. Das ist für sie umso schlimmer, weil sie in Süd kaum eine Chance haben, eine vergleichbar günstige Wohnung zu finden. Auch viele der Objekte, die die SWSG als Alternative aus ihrem Bestand anbietet, sind etwa 35 Prozent teurer. Einzig in der Karl-Kloß-Straße kann die SWSG Wohnungen zur Verfügung stellen, die von der jetzigen Miete für die Anwohner der Böheimsiedlung vergleichbar sind, allerdings sind diese auch noch nicht energetisch saniert.

In der Siedlung zwischen Erwin-Schoettle-Platz und Marienhospital selbst müssen die Anwohner nach der Modernisierung der 68 Wohnungen etwa drei Euro mehr pro Quadratmeter bezahlen. Bereits jetzt liegt die Kaltmiete bei durchschnittlich 6,50 Euro pro Quadratmeter, dabei ist das denkmalgeschützte Ensemble baulich in schlechtem Zustand. Mit künftig 9,30 Euro pro Quadratmeter ist die Kaltmiete zwar längst nicht am Maximum dessen, was in diesem Teil Heslachs verlangt wird, aber auch nicht unterdurchschnittlich günstig. Das zeigt ein Blick auf die Statistik des Internetportals Immobilienscout 24, das im Gegensatz zum Mietspiegel nur die Preise für Neuvermietungen erfasst.

Sinkende Nebenkosten als Trostpflaster

„Wir hätten die Kaltmieten auch um 4,80 Euro erhöhen können, aber das machen wir nicht“, betonte Samir Sidgi, Prokurist und Bereichsleiter Wohnungsverwaltung bei der SWSG. Der Rahmen für die SWSG sei eng gesteckt, wenn es um die Umlage der Modernisierungskosten geht, sagte SWSG-Geschäftsführer Helmuth Caesar. Es liege in der Verantwortung der Politik, das Problem des bezahlbaren Wohnraums anzugehen. Gleichzeitig warf er aber Gaßmann vor, das Thema wahlkampftaktisch zu instrumentalisieren, was dieser vehement bestritt.

„Wirkliche Zugeständnisse der SWSG haben wir ja gar nicht erwartet“, zog eine Anwohnerin später etwas resigniert Bilanz, auf konkretere Zahlen habe sie aber doch gehofft. Die Mieter der Böheimsiedlung wollen zumindest nachvollziehen können, wie viel der Kosten von 10,2 Millionen Euro tatsächlich auf die Anwohner umgelegt werden dürfen. Auf Anfrage unserer Zeitung teilte die SWSG mit, dass dies etwa 5,6 Millionen Euro an Modernisierungskosten seien, von denen aber nur ein Teil umgelegt werde. Einziges Trostpflaster für die Anwohner, die auch nach der Sanierung in der Böheimsiedlung leben möchten: Die Nebenkosten sinken etwa um 15 bis 20 Prozent.

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