Die Gewinne der US-Konzerne übertreffen die Erwartungen – und das dürfte in nächster Zeit gut für die Kurse sein, schreibt Klaus-Dieter Oehler.

Frankfurt - Eine der wohl bekanntesten Börsenweisheiten heißt: sell in May and go away. Nach dem Aufwärtstrend der vergangenen Wochen könnte dies auch in diesem Jahr für private Anleger eine gute Strategie sein. Sie sollten erst einmal den Sommer genießen und dann im September wieder auf die Kurse blicken.

 

Allerdings müssen Börsenweisheiten nicht immer richtig sein – und das trifft auch auf diesen Spruch zu, wie empirische Beobachtungen zeigen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat in der vergangenen Woche eine Studie veröffentlicht, nach der der amerikanische Aktienindex Dow Jones, basierend auf Daten, die bis 1950 zurückgehen, in den vergangenen 67 Jahren den Monat Mai in 35 Jahren positiv und in 32 Jahren negativ beendet hat. Laut einer aktuellen Auswertung von Fidelity trifft die Börsenweisheit auch beim deutschen Aktienindex Dax zu. Demnach beendete der Dax seit 1988 genau 16 Wonnemonate mit einem negativen Ergebnis und 14 mit einem positiven.

Sorgen macht der Handelsstreit

In diesem Jahr könnte einiges dafür sprechen, dass die Kurse weiter nach oben gehen, auch wenn die Sorgen um einen Handelsstreit mit den USA und andere geopolitische Risiken nicht vom Tisch sind. Die Analysten denken aber eher an die Unternehmensgewinne und da stehen die Zeichen gut. Die US-Unternehmen hätten mit ihrem Gewinnwachstum von durchschnittlich 22 Prozent im ersten Quartal die hoch gesteckten Erwartungen übertroffen, heißt es. In Europa hat zwar der starke Euro etwas auf die Gewinne gedrückt, doch glauben Devisenexperten, dass dies nicht von Dauer sein wird. Der Euro, der im ersten Quartal knapp drei Prozent aufgewertet hatte, verbilligte sich um fast vier US-Cent auf derzeit etwa 1,1960 Dollar.

Von den Konjunkturdaten sind aus Sicht der Analysten keine zusätzlichen Impulse zu erwarten. Börsianer richten ihren Blick unter anderem auf die deutschen Auftragseingänge (Montag) und die Industrieproduktion (Dienstag). In den USA werden die Verbraucherpreise am Donnerstag veröffentlicht.