Borkenkäfer wüten seit Jahren in den Wäldern. Nach den deutlichen Warnungen der Experten in den Hitzewochen hat der Regen gegen den Schädling Nummer eins in den Nadelwäldern zwar ein wenig geholfen. Eine Entwarnung ist das aber keineswegs.
Die vergangenen kühleren und feuchten Wochen haben die Borkenkäfer-Gefahr in den baden-württembergischen Wäldern zumindest ein wenig gebremst. Allerdings sei dies für Forstbesitzer und Förster kein Grund zum Aufatmen, warnte die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg am Donnerstag. „Die kühlen und verregneten letzten Wochen linderten zwar kurzfristig den Befallsdruck, die Borkenkäfer-Saison ist jedoch noch nicht vorbei“, heißt es im neuen Newsletter für den Nordschwarzwald. Die höheren, sommerlichen Temperaturen in den kommenden Tagen würden die Buchdrucker erneut intensiv schwärmen lassen und für frischen Befall sorgen.
„Die vergangenen zwei bis drei Wochen haben die Dramatik ein stückweit abgeschwächt, aber es gibt keinen Grund zur Entwarnung“, sagte Markus Kautz von der FVA-Abteilung Waldschutz in Freiburg. Die Insekten seien keineswegs in der Kälte eingegangen. „Sie warten eigentlich nur regelrecht unter der Rinde, bis es wieder wärmer wird“, sagte Kautz. Die FVA rechnet nun mit einem letzten Aufbäumen der Käfer vor der Winterruhe, also mit mehr schwärmenden Insekten und entsprechend stärkerem Befall.
Warnung vor massivem Borkenkäfer-Befall
Die FVA untersucht intensiver den sogenannten Pufferstreifen des Nationalparks Schwarzwald, in dessen Kernzone der Borkenkäfer leben darf. Mit dem 500 Meter breiten Puffer soll verhindert werden, dass die Schädlinge in die umliegenden Wirtschaftswälder weiterziehen und dort die Bäume zerstören.
In der „Schwärm- und Befallspause seit Ende Juli“ hätten sich die Bruten unter der Rinde durch die kühlen Temperaturen etwas langsamer entwickelt, schrieb die FVA. „Sollte sich das Schönwetterfenster bestätigen, schwärmen die massiven späten Bruten bis Ende August aus und legen die zweite Käfergeneration an“, erwartet die FVA.
Vor der Schlechtwetterperiode hatte die FVA vor einer gewaltigen Welle von Borkenkäfern gewarnt. Befallene Bäume müssen so schnell wie möglich erkannt, geschlagen und aus dem Wald gebracht werden. Das allerdings könnte angesichts des starken Befalls schwer werden, denn Hinweise auf Borkenkäfer wie frisches Bohrmehl müssen mit bloßem Auge gesucht werden, erklärte die FVA.
Es überwintert eine zunehmend größere Zahl
Die kommenden Tage werden wieder ganz nach dem Geschmack des Borkenkäfers: Denn je wärmer und trockener die Tage daherkommen, desto stärker vermehren sich die Schädlinge. Sie bohren sich in die Bäume und legen ihre Eier unter der Rinde ab. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Larven von der Bastschicht des Baums. Diese dünne Schicht unter der Rinde ist aber das lebenswichtige Adersystem des Baums. Darin werden Wasser und Nährstoffe transportiert. Wenn die Schicht zerstört wird, stirbt der Baum.
Weil die Temperaturen immer früher im Jahr steigen und es länger warm bleibt, haben Borkenkäfer mittlerweile oft ausreichend Zeit für eine dritte Generation. Es überwintert also eine zunehmend größere Zahl, die auf immer schwächere Bäume trifft. In diesem Jahr befürchtet die FVA dies wegen der Regenwochen für den Nordschwarzwald eher nicht: „Zur Anlage einer dritten Generation wird es im Nationalpark Schwarzwald in diesem Jahr wohl nicht kommen.“