Der Stuttgarter Konzern denkt darüber nach, die Gemeinschaftsfirma mit den Koreanern bei Lithium-Ionen-Akkus zu beenden. Es geht um die strategische Ausrichtung.

Stuttgart - Es rumort zwischen Bosch und seinem koreanischen Partner Samsung. Eine Auflösung des Gemeinschaftsunternehmens SB Limotive mit Hauptsitz in Korea, an dem beide Partner zu 50 Prozent beteiligt sind, ist nicht mehr ausgeschlossen. Der deutsche Autozulieferer und der koreanische Elektronikkonzern waren 2008 angetreten, gemeinsam Batterien für Hybrid- und Elektroautos zu entwickeln, zu fertigen und zu verkaufen.

 

Doch die Partner haben sich anscheinend auseinandergelebt. „Wenn Projekte, die das eine Haus lieber macht als das andere, intensiv und immer wieder diskutiert und infrage gestellt werden, dann dauern Entscheidungsprozesse zu lange“, erläutert ein Bosch-Sprecher die Lage. Lautstarken Streit gebe es nicht, betont er. Aber die Partner diskutierten zu lange, welche Projekte sinnvoll seien und welche nicht. Diese unterschiedliche Herangehensweise dürfte mit der Herkunft der Unternehmen zu tun haben. Samsung, die aus dem Bereich Konsumelektronik kommen, sind eher an der Batteriezellenfertigung interessiert, bei dem Autozulieferer Bosch steht das System im Mittelpunkt. Es geht den Stuttgartern nicht zuletzt um Sicherheitsaspekte wie Überhitzung und Haltbarkeit. Nun reden beide über die „beste Form der Zusammenarbeit“. Das könnte das Aus für das Gemeinschaftsunternehmen bedeuten. Denn es gehe bereits darum, wie Kundenaufträge aufgeteilt werden können. Eine Entscheidung über die Zukunft von Limotive sei allerdings noch nicht gefallen, betont der Sprecher.

Ein gutes Dutzend Kunden

SB Limotive hat ein gutes Dutzend Kunden. Dazu gehört der Münchner Autobauer BMW, der die leistungsfähigen Lithium-Ionen-Akkus in seine Elektroautos i3 und i5 einbauen will. Fiat will die elektrische Variante seines Kleinwagens 500 mit einem kompletten System des deutsch-koreanischen Unternehmens ausrüsten. Auch VW und der indische Nutzfahrzeughersteller Mahindra & Mahindra sollen sich für die Technik entschieden haben, wird in der Branche gemunkelt.

Wie sich ein Aus von SB Limotive auf den Stuttgarter Technologiekonzern auswirken könnte, beurteilen Experten unterschiedlich. Willi Diez, Leiter des Geislinger Instituts für Automobilwirtschaft (IfA), reagiert gelassen. Bosch sei „groß, stark und kompetent“, er rechnet mit keinen größeren negativen Auswirkungen. Er traut den Stuttgartern zu, dies auch alleine zu stemmen. Der Vorteil solcher Kooperationen sieht liege nicht zuletzt darin, die hohen Vorlaufkosten für die Entwicklung einer neuen Technologie zu teilen.

Die Position von Bosch verschlechtert sich

Ferdinand Dudenhöffer ist da allerdings anderer Ansicht. Damit sei Bosch „blank bei der Elektromobilität“, sagt der Direktor des Forschungsinstituts Car an der Universität Duisburg-Essen. Bosch werde zwischen drei und fünf Jahre zurückgeworfen, sagt er. Und damit verschlechtere sich die Position von Bosch im Vergleich zu Konkurrenten wie Continental. Auch die Bosch-Kunden dürften laut Dudenhöffer zurückhaltender agieren. Zudem verweist er auf technologische Probleme. Wenn Bosch keinen Zugriff mehr auf die Zellenfabrik im koreanischen Ulsan hätte, könnten die Stuttgarter die weitere Entwicklung auch nicht mehr prägend gestalten und ihre konkreten Wünsche durchsetzen.

2010 hat das Werk im koreanischen Ulsan den Betrieb aufgenommen. Ziel war, dass in der Fabrik mit einer Fläche von rund 28 000 Quadratmetern einmal 1000 Mitarbeiter Lithium-Ionen-Batteriezellen herstellen sollten. Derzeit sind dort geschätzt 150 Mitarbeiter tätig. Das Werk gehört zwar zum Joint Venture, es steht allerdings auf dem Gelände von Samsung. Der Bosch-Sprecher deutete an, dass die Stuttgarter darauf durchaus verzichten könnten. Wichtig für Bosch sei allerdings die Belieferung mit Batteriezellen sicherzustellen. Doch dies lasse sich vertraglich regeln. Damit sei dann auch die Wettbewerbsklausel hinfällig, die regelt, dass aus dem Werk Ulsan nur die beiden Partner Bosch und Samsung beliefert werden dürfen. Damit könnten die Stuttgarter auch Kontakt zu anderen Zellenherstellern aufnehmen. Derzeit nicht im Gespräch ist der Bau eines zweiten Batteriewerkes. Nach den ursprünglichen Plänen sollte dafür ein Standort in Europa gesucht werden.