Firat Arslan boxt an diesem Samstag in Göppingen gegen Goran Delic. Spätestens Ende des Jahres 2018 will der 46-Jährige seine Karriere beenden – am liebsten mit einem großen Sieg.

Göppingen - Firat Arslan ist es gewohnt, dass er auf sein Alter angesprochen wird. Es stört ihn nicht. Warum auch? Gut, er ist 46, und er hat schon 20 Jahre als Profi-Boxer hinter sich. Aber andererseits fühlt er sich nicht nur topfit, er ist es auch. Und er kann dies mit Zahlen belegen. Neulich, sagt Arslan, nachdem er die Daten in seiner Uhr gecheckt hat, habe er beim Sparring drei Gegner bearbeitet, 40 Minuten lang mit einem Durchschnittspuls von 179 im Ring gestanden. „Meine Werte sind sehr gut“, sagt der Cruisergewichtler (bis 90,7 kg), „so wie ich sie brauche.“ Um den Kampf gegen das Karriereende noch eine Weile zu bestehen.

 

Arslan träumt von einem WM-Kampf gegen Denis Lebedew

Ende 2018 wird Schluss sein – spätestens. Doch bis dahin soll es Schlag auf Schlag gehen. Zunächst an diesem Samstag in der Göppinger EWS-Arena gegen Goran Delic (43). Und danach, einen Sieg vorausgesetzt, noch mal auf ganz großer Bühne. Arslan träumt von einem WM-Kampf gegen WBA-Superchampion Denis Lebedew (Russland), der als einziger Weltmeister der vier großen Verbände nicht an der „World Boxing Super Series“ teilnimmt. Bei diesem Turnier treffen acht der stärksten Cruisergewichts-Boxer aufeinander, ermitteln innerhalb eines Jahres den Allerbesten. Auch Firat Arslan hatte sich für die Viertelfinalteilnahme beworben. Genommen wurde er nicht, was er mit Fassung getragen hat: „Ich bin zu lange im Geschäft, um darüber enttäuscht zu sein.“ Es bleiben ja noch andere Ziele – allerdings nur bei einem Sieg gegen Delic.

Der Bosnier ist ein unangenehmer Gegner. Rechtsausleger wie Arslan, technisch stark, mit viel Erfahrung und guter Bilanz: 32 Kämpfe, 31 Siege. „Ich werde ihn sicher nicht unterschätzen“, sagt Arslan, „aber er hatte auch nur einen Weltklasse-Gegner – Juan Carlos Gomez. Und dieses Duell hat er wegen einer Cut-Verletzung verloren.“

„Mein Trainer ist die Erfahrung“

Für Arslan zählt deshalb nur ein Erfolg. Gut in Form ist er. Seit zehn Wochen bereitet er sich zu Hause in Donzdorf auf den Kampf vor, weitgehend in Eigenregie. „Mein Trainer ist die Erfahrung“, erklärt er, „ich weiß, was ich zu tun habe.“ Auch im Kampf gegen das Alter, das er durchaus merkt. Er benötigt länger, um nach einer Pause wieder ins Rollen zu kommen. Und auch die Regeneration beansprucht mehr Zeit. Sein Leistungsvermögen? Schmälert das nicht. „Wenn die Maschine mal in Bewegung ist“, sagt Arslan, „merke ich nichts von meinem Alter.“ Was viel mit seinem Stil zu tun hat.

Es gibt Boxer, die leben vor allem von ihrer Schnelligkeit und ihrem Reaktionsvermögen. Zu ihnen hat Arslan nie gehört. Er war schon immer darauf aus, seine Gegner zu überrollen, ihnen keine Luft zum Atmen zu lassen. Sie mit Kraft, Ausdauer und psychischer Stärke zu zermürben. „Diese Komponenten kann man sich lange erhalten“, erklärt der Ex-Weltmeister, „ich steige topfit in den Ring, sonst würde ich es nicht mehr tun.“ Und trotzdem weiß er um das Risiko.

Der letzte Kampf soll in der Türkei stattfinden

Boxen ist nicht messbar. Ein Schlag, und alles kann vorbei sein. Der Kampf. Und die Karriere. Sollte er gegen Delic verlieren, wird es wohl der letzte Auftritt des Boxers Arslan gewesen sein. Dann wird er nach Hause gehen und sich um seine sechs Monate alten Zwillingstöchter und seine Frau kümmern. Doch wenn er gewinnt, will er Denis Lebedew fordern. Um danach seinen letzten Kampf in der Türkei zu machen. Im Optimalfall als Weltmeister. Es wäre ein Abschied wie im Märchen. In dem das Alter von Arslan ausnahmsweise mal völlig egal wäre.