Vor dem WM-Duell am Samstag gegen Francesco Pianeta träumt der Weltmeister Wladimir Klitschko vom Start bei Olympia 2016.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Wladimir Klitschko hat die Fragen, die fünf Tage vor dem Kampf am Samstag gegen Francesco Pianeta (22.10 Uhr/RTL) in Mannheim auf ihn einprasselten, als respektlos empfunden. „Ich gebe keine Antworten zu einem möglichen Duell mit Alexander Powetkin, schließlich habe ich den Kampf gegen Pianeta noch nicht gewonnen – und der ist jung und hungrig“, sagte der 37 Jahre alte Box-Weltmeister der Verbände WBO, WBA und IBF auf der abschließenden Pressekonferenz.

 

So richtig übel hat der Champion den Journalisten die Fragen bezüglich des sich anbahnenden Duells der beiden Box-Olympiasieger im Schwergewicht von 1996 in Atlanta (Klitschko) und von 2004 in Athen (Powetkin) am 31. August in Moskau, Berlin oder Las Vegas, bei dem für den Titelträger garantierte 17 Millionen US-Dollar zu verdienen sind, letztlich nicht genommen. Schließlich ist der 1,98 Meter große Koloss aus Kiew zuletzt wie ein Orkan über seine mehr oder weniger chancenlosen Gegner hinweggefegt. Warum sollte da ausgerechnet Francesco Pianeta, aufgewachsen in Gelsenkirchen, den Siegeszug des seit nunmehr neun Jahren ungeschlagenen Box-Apolls beenden? Den größten Kampf seines Lebens, den gegen den Hodenkrebs 2009, hat Pianeta nach einjähriger Leidenszeit ohnehin schon gewonnen. Im Ring war er zwar immerhin gegen die alternden Schwergewichte Frans Botha und Oliver McCall erfolgreich – doch der ganz große Prüfstein fehlt im Kampfrekord des 28-Jährigen, der bei den Buchmachern der klare 1:15-Außenseiter ist.

Wenn er auch nicht ausführlich über den möglichen Fight gegen Powetkin debattieren möchte („Nach den beiden Absagen der Vergangenheit ist er schon mein Lieblingsgegner“), so hat sich Wladimir Klitschko dennoch seinerseits zu seinen sportlichen Zukunftsträumen geäußert. Zurück zu den Wurzeln – das war zuletzt das große Thema des Olympiasiegers von 1996, der 2016 – also zwanzig Jahre nach seiner ersten Goldmedaille – allzu gerne erneut im Zeichen der fünf Ringe im olympischen Boxturnier antreten würde. Dann wäre Wladimir Klitschko 40 Jahre alt – und würde seine Laufbahn anschließend beenden.

„Lex Klitschko“ bei der Altersobergrenze

„Das wäre ein großartiger Abschluss meiner Karriere. Wenn ich noch einmal die Chance dazu bekomme, bei Olympia teilzunehmen, dann würde ich alles dafür geben“, sagt der ukrainische Dreifachchampion der Profis.

Zwar gab der Amateur-Weltverband Aiba bekannt, seine Statuten zu lockern und auch Kämpfern mit Profierfahrung die Teilnahme am weltgrößten Sportereignis ermöglichen zu wollen, noch aber ist die Gemengelage am olympischen Boxring, den seit den Spielen 2012 in London erstmals auch Frauen betreten, äußerst undurchsichtig. Nach den Vorstellungen des Präsidenten Ching-kuo Wu dürften nach heutigem Stand zwar nur sogenannte Aiba-Profiboxer, die unter anderem ihre Vermarktungsrechte in die Hände des Verbandes legen, bei den Spielen in Brasilien antreten, doch der Aiba-Sprecher Sébastien Gillot gibt sich gesprächsbereit – auch, weil das olympische Boxen anders als die Ringer dem drohenden Olympia-Aus entgehen will. Da tun prominente Namen gut. „Wir haben den Traum des Wladimir Klitschko vernommen“, sagt Gillot: „Und wir blicken nach vorne, um mit ihm weitere Gespräche zu führen.“

Auch bei der von der Aiba eingeführten Altersobergrenze von 39 Jahren sei man bereit, quasi eine „Lex Klitschko“ zu schaffen. Ohne Kopfschutz könnte der Profi- weltmeister in Rio ohnehin antreten, denn der kommt bei den Amateuren bei der Europameisterschaft (vom 17. Mai an in Minsk) letztmals zum Einsatz.