Bei einem Brand in einer Unterkunft für Asylbewerber in Rottenburg (Landkreis Tübingen) sind in der Nacht zum Montag sechs Bewohner verletzt worden. Wie es zu dem Feuer kommen konnte, ist noch unklar.

Rottenburg - Mindestens sechs Menschen sind in der Nacht zum Montag bei einem Brand in einem Asylbewerberwohnheim in Rottenburg (Landkreis Tübingen) verletzt worden. Drei Menschen hatten Rauchgas eingeatmet, ein weiterer erlitt eine Schulterverletzung. Zwei Bewohner zogen sich Knochenbrüche zu, als sie aus dem Fenster sprangen oder kletterten.Die Tübinger Leitende Notärztin Lisa Federle ließ darüber hinaus zwei schwangere Frauen vorsorglich in die Klinik bringen. Eine Ermittlungsgruppe der Polizei versucht seit dem frühen Montagmorgen, der Brandursache auf die Spur zu kommen. Wahrscheinlich war zu diesem Zeitpunkt nur, dass der Brand im Inneren des hinteren Gebäudetrakts ausgebrochen war. „Wie es zu dem Feuer kommen konnte, ist bislang völlig unklar“, sagte eine Polizeisprecherin vor Ort. Das Wohnheim ist seit rund einem Jahr mit bis zu 84 Asylbewerbern aus Afrika und den Balkanstaaten belegt.

 

Die Rettungskräfte wurden um 2.03 Uhr gerufen. Einsatzleiter Roland Kürner von der Rottenburger Feuerwehr erklärte, dass seine Leute das Gebäude nicht betreten konnte, weil aus vielen Fenstern Flammen schlugen. „Wegen des Vollbrands mussten wir einen Außenangriff starten, also durch die Fenster löschen“, sagte Kürner auf einer improvisierten Pressekonferenz um 4 Uhr früh. Knapp drei Stunden dauerte es, bis der Brand vollständig gelöscht war. Viele Container wurden zerstört, selbst die Zwischenböden in dem zweigeschossigen Bau sind eingebrochen. Weil einige der Zimmer nur von außen untersucht werden konnten, war erst gegen 5.30 Uhr klar, dass sich niemand mehr in dem Wohnheim befand. Die Container sind derart beschädigt, dass sie wohl nur noch verschrottet werden können. Die meisten Bewohner dürften ihr Hab und Gut größtenteils verloren haben. Allenfalls die rund um das Gebäude stehenden Fahrräder und ein Kinderwagen blieben unbeschädigt.

Die Asylbewerber kommen in der Festhalle unter

Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher hatte schon kurz nach dem Ausbruch des Brandes entschieden, dass die obdachlos gewordenen Asylbewerber kurzfristig in der Rottenburger Festhalle untergebracht werden sollen. „Sie werden demnächst, vielleicht noch am Montag, in die Kreissporthalle in Tübingen umziehen“, erklärte Karlheinz Neuscheler noch in der Nacht. Er ist der für die Flüchtlingsunterbringung zuständige Vertreter des Tübinger Landratsamtes. Die Kreissporthalle sollte in dieser Woche mit 400 Flüchtlinge belegt werden. „Die durch das Feuer nun verlorenen gegangenen 84 Plätze werden uns fehlen“, sagte Neuscheler.

Eine Reihe junger Männer aus Afrika weigerte sich zunächst. mit einem Bus in die Festhalle gefahren zu werden. Sie wollten ihre neue Heimat nicht aus den Augen verlieren. Zum einen wollten sie abwarten, ob sie nicht doch noch persönliche Gegenstände aus den Wohncontainern retten konnten, zum anderen befürchteten sie offenbar Plünderungen. „Sie wirken traumatisiert“, sagte Lisa Federle. Die Männer waren teilweise nur leicht bekleidet, einige umhüllten sich mit Decken, andere umwickelten sich mit Folien. Um sie vor der Kälte der Nacht besser zu schützen, stellte die Feuerwehr für die Männer einen Container in Sichtweite des Wohnheims auf. Erst später konnten sie überredet werden, das frühere DHL-Gelände in Richtung Festhalle zu verlassen.

Für die Unterkunft müssen die Behörden improvisieren

Auf dem Gelände wird derzeit ein mehrgeschossiger Zweckbau hergerichtet, in dem 200 Flüchtlinge untergebracht werden sollen. „15 Quartiere haben wir bereits für Flüchtlinge“, sagte Oberbürgermeister Neher, „wir werden bald über der Quote liegen, aber man hilft ja gerne“.

Die aus dem Jahr 1901 stammende Festhalle hat noch nie als Notunterkunft gedient, sagte Karlheinz Geppert. Der Kulturamtsleiter in Rottenburg hatte gleich aus dem Rathaus die entsprechenden Schlüssel besorgt. Mitarbeiter des DRK-Tübingen kümmerte sich um die Familien, sie sich für die ersten Stunden um lange Tische gruppierten. Feldbetten konnten während der Nacht noch nicht geliefert werden, sollten aber am Montagmorgen eintreffen. Zuvor wurden auf dem Boden Decken ausgebreitet, damit die Kinder, die erstaunlich ruhig geblieben waren, schlafen konnten. Kaltgetränke standen sofort bereit, gegen 6 Uhr morgens kümmerten sich DRK-Mitarbeiter um frischen Kaffee. Notärztin Lisa Federle organisierte Spielzeug, das im Laufe des Montags geliefert werden sollte. „Die Kinder haben doch nichts mehr, mit dem sie sich beschäftigen können“, sagte sie.

15 Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes waren in der Nacht im Einsatz, darunter drei Notärzte. Die 108 Rottenburger Feuerwehrleute wurden von Kollegen aus Tübingen unterstützt.