Die Polizei geht davon aus, dass die Brände in zwei Schulen in der Nacht zum Dienstag von einem Brandstifter gelegt worden sind.

Bietigheim-Bissingen/Besigheim - Ob die beiden Brandstiftungen in den Schulen in Bietigheim-Bissingen und Besigheim zur „großen“ Serie der Brandstiftungen im Kreis Ludwigsburg gehören, ist laut der Polizei nicht sicher. Die Beamten gehen laut ihrem Sprecher Peter Widenhorn aber davon aus, dass zumindest die beiden Brände in den Ellentalgymnasien und in der Realschule in Besigheim auf einen Brandstifter zurückzuführen sind. Wie berichtet, war dort in der Nacht zum Dienstag zwei Mal Feuer gelegt worden. Inzwischen zeichnet sich ab, dass der Schaden deutlich höher liegt als zunächst angenommen: Insgesamt sollen es rund 600 000 Euro sein.

 

Unterdessen beziffert die Polizei auch den Schaden, der beim Brand einer Bietigheimer Dentalfirma am Samstag entstanden ist, auf drei bis fünf Millionen Euro, ursprünglich war von etwa einer Million Euro die Rede gewesen. Experten haben inzwischen Brandbeschleuniger nachgewiesen.

Zunächst kein regulärer Unterricht möglich

„Hurra, die Schule brennt!“ – groß gejubelt wie in dem Film von 1969 hat gestern an den betroffenen Schulen niemand. Nur eine Ganztagesklasse wurde im Bietigheimer Ellental in einem Nebengebäude betreut, die restlichen 1150 Schüler blieben zuhause. „Wir lassen die Schüler nicht ins Haus, bevor wir wissen, dass dies unbedenklich ist“, versicherte die Schulleiterin Gerda Grawunder. Das werde noch bis nächste Woche dauern, sagte die Sprecherin der Stadt, Anette Hochmuth. „Die Schule muss komplett gereinigt werden“, so Hochmuth. Erst jüngst eingebaute Brandschutztüren hätten zwar Schlimmeres verhindert, „Rauch und Ruß sind aber fast überall hin durchgedrungen“. Der ausgebrannte Oberstufenraum müsse gerichtet werden, zudem sei die Elektrik im Hauptbau ausgefallen. „Der Schaden beträgt rund eine halbe Million Euro.“ Unterricht nach Stundenplan gibt es laut Grawunder in den nächsten Tagen nicht. Mit den unteren Klassen würden die Lehrer Museen besuchen, die Oberstufe werde man im unbeschädigten Anbau unterrichten – für die Abiturienten wird es am 10. April ernst. Ein Krisenteam stellt täglich um 17 Uhr das Programm für den nächsten Tag ins Internet. Bis zu den Osterferien sei Improvisieren nötig, auch in Ausweichräumen, so Grawunder; die Anmeldetage für künftige Fünftklässler fänden aber wie geplant am 20. und 21. März statt.

Bei Brandausbruch sind Eltern in der Schule

Wie in den Ellentalgymnasien ist auch in der Maximilian-Lutz-Realschule in Besigheim der Brandgeruch überall präsent. Der Unterricht kann dennoch weitgehend stattfinden. „Die Säge waagrecht halten und das ganze Blatt durchziehen!“ Der Werklehrer Pascal Ertl ist von 15 Sechstklässlern umringt. Sie lernen, wie man Sperrholzteile zurechtsägt. Im ganzen Schulhaus sind die Fenster offen, damit der Gestank abzieht. Die Kinder springen zum Teil im Anorak herum – die ausgebrannte Küche ist direkt nebenan. „Auf Dauer wird’s unangenehm“, sagt Ertl.An der Realschule hatte der Brandstifter am Dienstag gegen 22.10 Uhr ein Fenster eingeworfen, das von außen nicht einsehbar ist, und dann in der Küche Feuer gelegt. Zu der Zeit seien nach einem Elternabend mit 300 Teilnehmern noch etwa zehn Personen im Foyer gewesen, berichtet die Schulleiterin Rita Haller. Die Brandmeldeanlage habe sofort ausgelöst, die Feuerwehrleute hätten auf der nur etwa 150 Meter entfernten Feuerwache eine Übung gehabt und seien sofort da gewesen. Dennoch seien große Teile des Gebäudes „total verraucht“. Die Sanierung beginne am Montag, kündigt die Stadtverwaltung an.