Breakdancer Louis Buß Wenn er tanzt, strahlt „La Fest“

Louis Buß tanzt in der Opernproduktion „La Fest“, die an diesem Donnerstag ein letztes Mal in dieser Saison zu sehen ist. Foto: Oper Stuttgart/Matthias Baus

Louis Buß ist in Stuttgart großgeworden und inzwischen als B-Boy Light ein internationaler Star der Breakdance-Szene. In „La Fest“ erobert er die Opernbühne.

Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Wer nach Louis Buß im Internet recherchiert und dem Breakdancer mal in die Augen schauen will, muss entweder eine lockere Nackenmuskulatur oder ein mobiles Endgerät haben. Weil der in Stuttgart groß gewordene Tänzer ein preisgekrönter Star in Sachen Headspins und Co. ist, zeigen ihn Fotos gern kopfüber oder akrobatisch auf einem Arm balancierend.

 

Dass der 25-jährige B-Boy inzwischen auch dem Stuttgarter Opernpublikum ein Begriff ist, hat mit der von Eric Gauthier verantworteten Produktion „La Fest“ zu tun. Bei der ungewöhnlichen Begegnung von Musiktheater und Tanz ist Louis Buß, wie der Applaus nach den immer ausverkauften Vorstellungen zeigt, ein Hingucker. Dass er ohne zu ermüden Pirouetten auf einer Hand drehen kann, 1990 heißt der Power-Move unter Breakdancern, ist an und für sich schon beeindruckend. Dass er seine Figuren mit der Eleganz und der perfekten Linie eines klassischen Tänzers präsentiert, verblüfft auch Kenner. Wie geschliffene Diamanten reiht Louis Buß ein Kunststück ans andere.

Louis Buß Foto: PS/Pauline Salles

Wie kriegt er das hin? Das war nicht einfach in Erfahrung zu bringen. Denn seit der Premiere von „La Fest“ ist Louis Buß nicht nur tänzerisch, sondern auch privat gefordert durch eine schwere Erkrankung seiner Freundin, die eigentlich mit ihm auf der Bühne sein sollte. Jetzt ist Cindy Martinez zum Glück auf dem Weg der Besserung. Und so sitzt Louis Buß kurz vor dem Finale von „La Fest“ gut gelaunt in einem Stuttgarter Café und gibt Einblick in seine Kunst.

Er tanzte sich vor bis in den Olympiakader

Dass die Stuttgarter Opernproduktion im richtigen Moment für den Tänzer kam, ist schnell klar. Der Creglinger, der seit dem frühen Teenageralter in Stuttgart mit der Formation Tru Cru seine Moves einübt, hat sich bei zahllosen Battles, wie Breakdance-Wettbewerbe heißen, weltweit einen Namen gemacht. „Light“ lautet der, weil bei Louis Buß alles leicht aussieht und er seine Kollegen zudem mit seiner positiven Art begeisterte. „Ich will Highlights setzen und strahlen“, sagt er.

Bis in den Olympiakader für Paris tanzte sich Louis Buß vor, um dann zu entdecken, dass er raus will aus dem Wettbewerbsmodus. „Der Breakdance kommt zwar aus dem Kompetitiven“, erklärt er. „Statt sich zu schlagen, tanzten die Gangs in der Bronx gegeneinander.“ Doch nach vielen gewonnenen Trophäen weiß er auch: „Die Battles laufen immer nach demselben Raster ab; da fehlten mir die Entwicklungsmöglichkeiten. Und man ist nicht happy, wenn man verliert. Aber man kann auch nicht jedes Wochenende gewinnen.“

Die Flying Steps als Traumziel

Auf der Bühne fühlt sich der Tänzer dagegen nach jeder Vorstellung wie ein Sieger – und auch schon davor. „Mit einem so unterschiedlichen, großen Team wie in ,La Fest‘ auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten und dann zu erleben, wie ich das Publikum durch Emotionen ansprechen kann, hat für mich ein neues Fenster aufgemacht“, sagt Louis Buß und ergänzt: „Ich fühle mich auf der Bühne extrem wohl. Sie ist wie ein Zuhause für mich geworden.“

Eine Bühnenproduktion war es auch, die ihn zum Breakdance brachte. Als er mit 12 Jahren die Flying Steps und ihr Erfolgsstück „Flying Bach“ sieht, hat der junge Louis ein Ziel. Seit drei Jahren ist er selbst Teil des Teams, mehr als 500 Shows hat er mit der Berliner Formation bereits getanzt. „Diesen Traum habe ich mir auf jeden Fall erfüllt“, sagt B-Boy Light und lacht, „es ist eine schöne Erfahrung, mit den Legenden von einst auf der Bühne zu sein.“

In Stuttgart fehlt die Infrastruktur für Breakdancer

Vorbilder sind wichtig für Breakdancer; der große Bruder war ebenfalls eins. „Wir haben uns alles selbst beigebracht. Für ein Training sind wir bis nach Hannover oder München gefahren und haben im Auto geschlafen“, blickt Louis Buß zurück, der später mit der Tru Cru in den Stuttgarter Jugendhäusern übte und die bis heute fehlende Infrastruktur in Stuttgart für den Breakdance beklagt. Schätzen gelernt hat er dafür das Cannstatter Mineralwasser, in dem er zur Erholung abtaucht.

Louis Buß in Aktion Foto: MD/Michael Damböck

Erste Bühnenerfahrungen sammelte der Tänzer früh. Bereits mit 15 Jahren gehörte er zum Ensemble des Mainfranken-Theaters in Würzburg. Eine Audition für die Crossover-Produktion „Schneewittchen Breaking out“ holte ihn für zwei Spielzeiten an Bord. Seine Eltern, zwei musikbegeisterte Künstler, gaben ihr Okay. Weil die Schule dabei auf der Strecke blieb, überzeugten sie den Sohn später, in Stuttgart das Fachabitur nachzuholen. „Ich hatte Glück und immer ein tolles Backup von meinen Eltern“, sagt Louis Buß.

„La Fest“ macht sogar den kritischen Opa stolz

Und wie erklärt er seine bis zur Perfektion geschärfte Performance? „Meine Moves zu polieren, diese Disziplin habe ich im Theater gelernt“, sagt der B-Boy. Auch wie man den Körper dehnt und weich macht für den Tanz, hat er aus dieser Zeit mitgenommen. Zu sehen sind seine Power-Moves ein letztes Mal an diesem Donnerstag. Dann genießt der Tänzer noch einmal die geballte Energie von „La Fest“ und wie sie aufs Publikum überspringt. „Selbst meinen Großvater, der bislang nichts von meinem Tanz hielt, hat die große Resonanz extrem stolz gemacht“, sagt Louis Buß.

Info – Finale für „La Fest“ und zwei Wiedersehen

Termin
An diesem Donnerstag, 19 Uhr, ist „La Fest“ zum letzten Mal in dieser Spielzeit im Opernhaus zu sehen. Alle neun Vorstellungen seit der Premiere Anfang Dezember waren ausverkauft. In der nächsten Saison wird es eine Wiederaufnahme geben. „Eine solche Erfolgsproduktion will man natürlich weiter im Repertoire halten“, sagt Opernintendant Viktor Schoner.

Neu
Dass Barockfreunde ebenso zufrieden aus „La Fest“ kommen wie Tanzfans, freut Viktor Schoner. „Eric Gauthier hat es geschafft, einen komplexen, genreübergreifenden Abend zum Gesamtkunstwerk zusammenzubinden“, sagt der Opernintendant. „Er ging dabei den für uns neuen Weg, dass sich die Darsteller einbringen können. Das hat Spaß gemacht und war auch für das Ensemble eine neue Erfahrung.“

Wiedersehen
Am 30. Mai ist der Tänzer Louis Buß zurück in Stuttgart. Mit den Flying Steps zeigt er in der Liederhalle die neue Produktion „Flying Hänsel & Gretel“, die das Märchen in die Zeit sozialer Medien übersetzt. Nun verirren sich die Geschwister im Wald von Tiktok und Instagram. Louis Buß selbst ist auf Instagram unter @yourboylight zu finden.

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