Das Ludwigsburger Landratsamt will den Ausbau der Breitbandversorgung vorantreiben, muss aber zunächst ermitteln lassen, wo noch Lücken sind. Die Kreisstadt bereitet derweil einen möglicherweise wegweisenden Schritt vor

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Der Kreis Ludwigsburg sowie mehrere Kommunen im Kreisgebiet wollen den Ausbau von Breitband-Internetzugängen vorantreiben. Breitbandzugänge, etwa über Glasfaserkabel, bieten Internetnutzern eine deutlich höhere Geschwindigkeit als herkömmliche Technologien und sind daher vor allem für Unternehmen von grundlegender Bedeutung. Weil bislang aber nicht einmal bekannt ist, in welchem Umfang der Kreis mit Breitband versorgt ist und wie groß die Lücken sind, plant das Landratsamt für Februar eine breit angelegte Veranstaltung mit Fachleuten und gewerblichen Anbietern.

 

„Wir wollen uns eine Meinung bilden, wie wir mit diesem sehr wichtigen Thema umgehen müssen“, sagt der Landrat Rainer Haas. Um dann in einem weiteren Schritt ermitteln zu können, wo Handlungsbedarf bestehe und in welchem Umfang der Kreis sich engagieren könne, auch finanziell.

In vielen Regionen gibt es erhebliche Versorgungslücken

Woanders ist man da weiter – zumindest, was die Datengrundlage angeht. Das Göppinger Landratsamt hat bereits vor geraumer Zeit die „Initiative Breitbandversorgung“ ins Leben gerufen, und der Rems-Murr-Kreis stellte im vergangenen Juli eine Breitband-Studie vor, allerdings mit eher trostlosen Ergebnissen: drei Viertel aller Gewerbegebiete verfügen demnach über keinen zukunftsfähigen Internetzugang, und im privaten Bereich ist mehr als die Hälfte der untersuchten Gebiete nicht ausreichend erschlossen.

Im dichter besiedelten Kreis Ludwigsburg ist die Situation vermutlich besser, aber genau weiß es niemand. „Wir brauchen jetzt auch eine Bestandsanalyse“, sagt Haas. „Und ich bin nicht so optimistisch, dass dabei herauskommt, dass wir uns in allen 39 Kommunen zurücklehnen können.“

Die Stadtwerke sollen ins Glasfasergeschäft einsteigen

Unabhängig von der Initiative des Kreises bereitet die Stadt Ludwigsburg einen womöglich wegweisenden Schritt vor. „Wir werden uns im Frühjahr mit den Glasfasernetzen und in dem Zusammenhang mit der strategischen Weiterentwicklung der Stadtwerke beschäftigen“, sagt der Oberbürgermeister Werner Spec. Das Konzept sehe nicht vor, das Netz mit städtischem Geld auszubauen, sondern bei den Stadtwerken (SWLB) ein rentables Geschäftsfeld aufzubauen.

Experten der Stadt und der SWLB sind bereits in engem Kontakt mit Kollegen in Ulm, um sich weiterzubilden. Das dortige Glasfasernetz ist in den vergangenen Jahren sukzessive vergrößert worden und wird von einer Ulmer Stadtwerke-Tochter vermarktet, die nun mit schnellen Internetverbindungen um Kunden werben kann. Ein Modell, das auch für Ludwigsburg denkbar ist, und die Stadt schielt dabei nicht nur auf den monetären Vorteil: Sie würde damit auch unabhängiger von kommerziellen Anbietern wie der Telekom.

Ludwigsburg will unabhängig von anderen Anbietern sein

„Eine Kommune, die selbst im Besitz von Glasfasernetzen ist und diese vermarktet, ist in einer viel besseren Position“, sagt Michael Shabanzadeh. Der Initiator des IT-Brunchs in Ludwigsburg widmet sich mit dem Verein Wlan@LB dem Aufbau eines freien Wlan-Netzes in der Innenstadt, hat als Unternehmer aber ein ebenso großes Interesse an einer besseren Breitbandversorgung.

„Es gibt beispielsweise in den Stadtteilen Oßweil oder Poppenweiler Straßenzüge mit Glasfasernetz und andere Straßenzüge ohne“, erzählt Shabanzadeh. „Der Grund ist, dass die kommerziellen Anbieter nur unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten kalkulieren und an manchen Stellen kein Interesse an einem Ausbau haben.“ Denn in einem kleinen Gewerbegebiet mit wenigen potenziellen Kunden lohne es sich unter Umständen nicht, für viel Geld Glasfaser zu verlegen.

Das Problem beschränkt sich nicht auf Ludwigsburg, im Gegenteil. In Kornwestheim hatten sich Mitte 2013 mehrere Unternehmer über zu langsame Leitungen beklagt. Auch in anderen Kommunen des Kreises gebe es noch viele weiße Flecken, sagt Shabanzadeh.

Schnelles Internet gilt als wichtiger Standortfaktor

Aber es sind Fortschritte erkennbar. Es gebe überall „Aktivitäten auf allen Ebenen, die sich für eine Verbesserung der Breitbandversorgung einsetzen“, sagt Dorothee Lang, die Sprecherin des Stuttgarter Regionalverbands. „Schnelles Internet ist ein wichtiger Standortfaktor.“ Auch das Land verfügt über ein Breitbandförderprogramm, von dem Kommunen, die unterversorgt sind, profitieren können.

Dass der Kreis Ludwigsburg vergleichsweise spät nach einer koordinierten Vorgehensweise strebt, hat einen Grund. „Bis in die jüngste Vergangenheit haben die Städte und Gemeinden großen Wert darauf gelegt, dass sie für dieses Thema selbst zuständig sind“, sagt Haas. „Mit dem Tenor: das machen wir schon allein.“ Zuletzt sei aber bei vielen Bürgermeistern ein Sinneswandel zu spüren. „Und wenn jetzt die Kommunen wollen, dass wir kreisübergreifend tätig werden, dann werden wir das gerne tun.“