Was bleibt ist die beunruhigende Feststellung, dass die wirtschaftsstarke Region Stuttgart beim digitalen Netzausbau weiter hinterher hinkt – und noch nicht klar ist, wie das Tempo erhöht werden soll, sagt StZ-Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Das schnelle Internet hat es längst auf die politische Agenda gebracht. Schlaglöcher seien ihm lieber als Funklöcher – mit diesem Bonmot garniert Europas oberster Netzwerker, der EU-Kommissar Günther Oettinger, seine Reden. Und im aufziehenden Landtagswahlkampf haben Ministerpräsident Winfried Kretschmann, dem Silicon Valley mittlerweile so locker über die Lippen geht wie Onstmettingen, und sein Herausforderer Guido Wolf, der die Welt seit Längerem durch eine Nerdbrille betrachtet, längst die Bedeutung des Themas Wirtschaft 4.0 für das Wohlergehen des Landes erkannt: Datenautobahnen sind so wichtig wie die Fernverbindungen im Straßenverkehr.

 

Mit der Umsetzung dieser flott formulierten Erkenntnis hapert es aber noch – und zwar nicht nur auf dem flachen Land, wie vielfach angenommen wird. Nachholbedarf gibt es auch in vielen Ecken der Region. Selbst in einzelnen Stadtteilen Stuttgarts sei die Versorgung schlechter als in ländlichen Gegenden, klagte vor Kurzem der IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter. Die privaten Telekommunikationsunternehmen denken an die eigene Kasse und präferieren den Anschluss von dicht besiedelten Wohngebieten, Gewerbegebiete mit wenigen Nutzern bleiben außen vor – ihre Auftritte auf dem CDU-Fachkongress am Dienstagabend ähnelten dann auch eher Werbeblöcken und bewiesen allein, dass auf dem hart umkämpften Markt viel versprochen wird. Kreise und Kommunen – beispielsweise rund um Göppingen – haben deshalb eigenes Geld in den Ausbau investiert, um den Anschluss an die digitale Welt nicht zu verpassen.

Doch es gibt auch mahnende Stimmen, die davor warnen, dass sich Kommunen mit diesen Investitionen übernehmen könnten, da die technologische Entwicklung weiter voranschreite. Der Regionalverband versucht mittlerweile, in einem Modellprojekt die Kreise und Kommunen zusammenzuspannen, um mit größerem Nachdruck zumindest die überörtlichen Netze zu verbessern. Das ist ein richtiger Schritt, ob er aber zu raschen Erfolgen führt, steht keineswegs fest – zumal es viele Akteure mit unterschiedlichen Interessen, aber eben noch keine abgestimmte Strategie gibt. Was bleibt, ist die beunruhigende Feststellung, dass die wirtschaftsstarke Region Stuttgart beim digitalen Netzausbau weiter hinterherhinkt – und noch nicht klar ist, wie das Tempo erhöht werden soll.