Die Nachfolge an der Unternehmensspitze ist geregelt. Ob dauerhaft Ruhe bei Breuninger einkehrt, liegt bei den Eigentümern, kommentiert StZ-Autor Michael Heller.

Stuttgart - In einer Hinsicht ist der Führungswechsel beim Stuttgarter Traditionskaufhaus Breuninger bemerkenswert. Er vollzieht sich in deutlich ruhigeren Bahnen als die vorangegangene Neubesetzung des Chefpostens, die gerade mal fünf Jahre zurückliegt. Damals gelang es den Eigentümern Willem van Agtmael und Wienand Meilicke nur mit großer Mühe, ihren Streit über den künftigen Einfluss auf Breuninger unter Kontrolle zu bringen. Teil des Burgfriedens war van Agtmaels Rückzug aus der Geschäftsführung und die Übergabe der Führung an seinen langjährigen Weggefährten Willy Oergel, der nun im März 65 Jahre alt geworden ist.

 

Was anfangs wie ein wackliges Konstrukt aussah, hat sich zumindest in den zurückliegenden fünf Jahren als durchaus haltbar erwiesen. Oergel, der Breuninger wie sonst kaum jemand kennt, hat das Unternehmen mit der Autorität eines „Fast-Familienmitglieds“ (van Agtmael) geführt, und die Eigentümer haben offenbar einen Modus Vivendi gefunden. Zudem scheint die Frage, wer überhaupt Anspruch auf die Breuninger-Anteile hat, nach dem Urteil des Oberlandesgerichts Stuttgart vom Sommer 2016 geklärt zu sein.

Endlich eine Frau auf der Breuninger-Chefetage

Mit der Entscheidung für Holger Blecker als Oergel-Nachfolger ist im Management für Kontinuität gesorgt. Der 47-Jährige hat sein gesamtes Berufsleben bei Breuninger zugebracht und wurde in den vergangenen fünf Jahren als Nachfolger aufgebaut. Zwei weitere Entscheidungen komplettieren das Bild eines stimmigen Personalpakets. Dass mit der 45-jährigen Sandra Hartmann endlich eine Frau auf die Breuninger-Chefetage gelangt, darf getrost als überfällig bezeichnet werden. Mit der Beförderung von Sven Bernhardt wird auch dessen Bereich Online-Handel aufgewertet, was der gewachsenen Bedeutung dieses Absatzkanals Rechnung trägt.

Damit ist freilich noch nicht gewährleistet, dass die Zeiten bei Breuninger wirklich ruhiger werden. An der Spitze des Beirats stehen mit Jeroen van Agtmael und Harald Meilicke als Repräsentanten der Eigentümer zwei Männer, die gerade mal Anfang 40 sind. Niemand kann behaupten, dass sie dies als ihren Traumjob angestrebt hätten. Beide haben so viel Energie und Ehrgeiz, dass es schwerfällt, sie sich dauerhaft als Verwalter des ihren Familien zugefallenen Vermögens vorzustellen.