Die gestiegenen Weizenpreise bringen die Bäcker in die Bredouille. Zudem wird die Energie für die Backöfen immer teurer. Deshalb soll Brot teurer werden.

Stuttgart - Brot wird in Deutschland teurer. Dessen ist sich Peter Becker sicher. „Erste Bäcker haben bereits ihre Preise erhöht, andere werden vermutlich folgen“, sagt der Präsident des Deutschen Bäckerhandwerks. Wie hoch die Aufschläge im Schnitt ausfallen, kann er nicht abschätzen. Weniger als ein Zehntel sei es zwar auf alle Fälle, Entspannung auf der Kostenseite sei aber nicht in Sicht. Denn Backbetriebe werden zunehmend in die Zange genommen. Zum einen steigen die Energiekosten wegen der heimischen Energiewende. Strom ist für rund sechs Prozent des Brotpreises verantwortlich. Zudem notieren die Preise von Agrarrohstoffen auf Rekordniveau.

 

Konflikt zwischen Tank und Teller

Dafür sind Missernten vor allem in den USA, aber auch immer kleiner werdende Anbauflächen für Getreide verantwortlich. Subventionierte Energiepflanzen für Biosprit machen sich immer breiter. „Das trifft uns massiv“, sagt Becker. Auf Rohstoffe wie Mehl entfallen 18 bis 25 Prozent des Brotpreises. Seit Dezember ist der Preis für Brotweizen nach Angaben des Verbands Deutscher Mühlen um 70 auf 270 Euro geklettert. Bei schlechten Ernten werde sich der Grundsatzkonflikt zwischen Tank und Teller, zwischen dem Anbau von Nahrungsmitteln und Pflanzen für Biosprit, immer wieder verschärfen, warnt Becker. Denn die Weltbevölkerung wächst, und speziell große Teile Asiens seien gerade dabei, Brot als Grundnahrungsmittel zu entdecken.

Der Präsident des deutschen und zugleich auch des Weltbäckerverbands plädiert deshalb wie einige Politiker dafür, die Produktion des umstrittenen Biosprits E10 wegen der angespannten Marktlage bei schlechten Ernten wie jetzt auszusetzen. Besser wäre es nach Meinung des Verbandschefs, den umstrittenen Kraftstoff ganz aufzugeben. „Mit einer Tankfüllung kann man eine Familie ein Jahr lang mit Brot ernähren“, veranschaulicht Becker die Dimensionen. In Deutschland sei es nicht entscheidend, ob ein Brot 3,50 oder 3,80 Euro koste. Arme in Schwellenländern aber könnten sich Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten, wenn sich die Trends fortsetzen. Es gehe um ein Thema mit globaler Reichweite.

Immer weniger junge Leute wollen Bäcker werden

Ein exklusiv deutsches Problem ist dagegen, dass den heimischen Bäckern der Nachwuchs ausgeht. „Vor allem in Ostdeutschland spüren wir es besonders“, sagt Becker. Ein weiterer Brennpunkt sind Großstädte, weil da andere Branchen den Bäckern, die um vier Uhr aufstehen müssen, das Werben um Nachwuchs schwer machen. Knapp 30 000 Auszubildende konnten die gut 14 000 deutschen Backbetriebe 2011 noch einstellen. Das ist ein Fünftel weniger als im Spitzenjahr 2007. Dieses Jahr nimmt die Zahl der Auszubildenden weiter ab, weiß Becker. Auch die Zahl der Betriebe werde wohl 2012 um 300 bis 400 sinken. Der Strukturwandel der Branche sei ungebrochen. Kleine Betriebe verschwinden oder werden übernommen, größere wachsen, so dass es hierzulande seit Jahren konstant 40 000 Verkaufsstellen für Backwaren gibt.

Die Verkaufsstellen werden ihren Charakter in den nächsten Jahren immer mehr in Richtung Kleingastronomie wandeln, sagt Becker voraus. Zum heute oft gängigen Kaffee und Frühstück komme beim Bäcker dann zunehmend auch ein kleines Mittagessen mit mehr Sitzplätzen.

„Brot hat ein gutes Image“, betont der Bäckerpräsident. Daran könnten auch Hygieneskandale wie der beim bayerischen Großbäcker Müller wenig ändern, der branchenweit Aufsehen erregt habe. Solchen schwarzen Schafen müsste man das Handwerk legen, fordert auch Becker. Er ist aber gegen einen „Pranger im Internet“ wie ihn erste Bundesländer einführen. So werden in Nordrhein-Westfalen neuerdings Verstöße gegen das Lebensmittelgesetz ab 300 Euro Bußgeld online veröffentlicht. Das hält der Bäckerpräsident für überzogen. Sündern müsse eine Chance eingeräumt werden, Missstände abzustellen und eine Veröffentlichung auf elementare Verstöße beschränkt werden.