Die Lektorin Petra Hahn-Lütjen animiert zum Schreiben über Rosenblüten – und andere positive Dinge.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Sindelfingen - Glaube, Liebe, Hoffnung – unter den Produkten, die in Sindelfingen zur Zeit hergestellt werden, ist die Hoffnung gerade ein ganz besonders wertvoller Artikel. Die Sindelfinger Lektorin Petra Hahn-Lütjen vom Brunnen-Verlag gibt eine Buchreihe heraus, die sich mit Hoffnungsthemen befasst. Mittlerweile sind etwa 15 Titel der Reihe erschienen, der neueste ist vor wenigen Tagen herausgekommen. Er trägt den Titel „Rosen Blüten Geschichten“ und enthält Kurzgeschichten unter anderem von Christoph Zehendner, Andreas Malessa und Tanja Jeschke. Sie beleuchten die Genezarethrose genauso wie die rosigen Zeiten oder die Alexanderrose. „Es sollen Geschichten sein, die das Leben schön und die Menschen stark machen“, sagt Petra Hahn-Lütjen, die mit dieser Serie auch ein sehr geschicktes Verkaufskonzept verwirklicht hat. Jedes Buch hat eine vorgedruckte Widmung, und jedes Buch hat nur 64 Seiten. Damit lässt sich der Preis auf 3,99 Euro drücken, also nicht viel mehr als eine gute Geschenkkarte kostet. Und genau dafür ist die Reihe gedacht: als Dankeschön für einen kleinen Dienst oder als Mitbringsel auf eine Einladung, wie Blumen oder ein Stück Schokolade. Die Reihe ist mittlerweile auf rund 330 000 verkaufte Exemplare gekommen, in der Buchwelt gilt das als ein geradezu sensationeller Erfolg.

 

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, sagt Petra Hahn-Lütjen, er brauche auch gute Literatur, gute Geschichten, die die Fantasie anregen. Diese Geschichten sollen frech sein, herausfordernd, inspirierend, treffend, prägnant. Die Geschichten in „Rosen Blüten Geschichten“ sind aber nicht nur durch das Thema miteinander verwoben, sondern auch durch den ersten Satz. Jeder Beitrag beginnt stets mit den Worten „Tatsächlich: eine Rose“. Diese Idee war einfach daraus geboren, dass sich viele Schriftsteller damit schwertun, den ersten Satz einer Geschichte zu schreiben.

Geschichten, die mit Hoffnung zu tun haben, hat sie selbst erlebt. Dabei spielte Religiosität bei ihr als Kind keine besondere Rolle. Sie stammt aus Rüsselsheim, ihr Vater war Chef der Werksbusse von Opel. Das brachte sie immerhin in Bekanntschaft mit der Familie Blüm, denn der Vater des späteren Arbeitsministers Norbert Blüm war einer der Busfahrer bei Opel gewesen; und die Familien waren miteinander bekannt.

Petra Hahn-Lütjen spricht auch von dem, was man persönliche Gotteserfahrung nennt. Sie hatte die Vision, durch einen dunklen Wald zu gehen; ein Mann habe sie unter seinem langen Mantel beschützt. So kam sie zur Kirche und auch zu den Freikirchen. Anschließend begann sie eine Laufbahn als Radiojournalistin, machte Beiträge für den Mitteldeutschen Rundfunk und andere große Medienhäuser, und ihr Lebensweg schien vorgezeichnet. Bis zu jenem Tag des Jahres 1991, an dem sie mit 29 Jahren ihren Mann bei einem Autounfall verlor. „Ich glaube, Gott weinte damals mit mir. Ich glaube, Gott ist da, wo Ungerechtigkeit herrscht, wo Unschuldige leiden.“ Mithilfe ihres Glaubens und der Religion ist sie ist durch diese schwere Zeit gegangen, in der sie sich anfangs ganz zurückzog. Sie blieb weiterhin dem Rundfunk treu, moderierte aber auch öffentliche Veranstaltungen, oft auch zu Frauenthemen.

Ideen für Buchreihen

Bei dieser Gelegenheit traf sie den damaligen Chef des Gießener Brunnen-Verlages, der sie fragte, ob sie nicht eine Frauenbuchreihe beginnen wolle. „Ich zähle aber nicht zu den Leuten, die abarbeiten, was man ihnen auf den Schreibtisch legt“, erklärte sie zunächst. „Genau solche Leute wollen wir auch nicht“, war die Antwort. Und so nahm sie das Angebot an. Seitdem entwickelt sie nicht nur Ideen für Frauenbuchreihen, sondern eben auch für spirituelle Bücher. Die kleinen Kurzgeschichtenbücher sind wohl ihre erfolgreichste Reihe. Es sind Sindelfinger Gedankenkinder, denn irgendwann war es Zeit für ein neues Leben. „Gottes schönste Gabe ist der ...“ sagt sie – und so war es ein Schwabe, mit dem sie eine neue Ehe und ein neues Leben in Sindelfingen begann. Das Leben und Arbeiten in einem Industriezentrum, das mit dem Schönbuch und dem Klostersee zwei bezaubernde Naherholungsgebiete bietet, fand sie reizvoll.

Um in Sindelfingen anzukommen, gründete sie einen Frühstückstreff, später engagierte sie sich wieder in der Kirche. Größere, auch mediale Aufmerksamkeit erhielt ein Hilfsprojekt im Nethanja-Kinderheim im indischen Narsapur, bei dem sie tätig ist.

Der positiv denkenden 58-jährigen Frau geht es jetzt darum, Hoffnung zu verbreiten, gerade in den Krisenzeiten. „Ich weiß zwar, dass ich selbst für mich sorgen muss“, sagt sie, aber sie verfügt auch über das Vertrauen, dass alles gut wird. Aus diesem Bewusstsein heraus bringt sie neue Bücher auf den Markt. Dort sieht sie sich als Hebamme, die Geschichten auf die Welt bringt. „Manche Autoren kommen mit einer Buchidee, aber in Wirklichkeit merkt man, dass sie etwas ganz anderes schreiben wollen. Da helfe ich dann ein bisschen nach“, sagt sie.