Jana Scheerers wilde Romansatire „Die Rassistin“ führt auf urkomische Weise den Kinderwunsch einer Universitätsdozentin mit den Kopfgeburten einer theoriegesättigten moralistischen Erregungskultur zusammen – ohne sie zu denunzieren.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Wenn man so will, sind Universitäten Brutstätten für alles, was darauf zielt, in der Wirklichkeit wirksam zu werden. Zumindest der Idee nach. Hier werden Forschungen getrieben und Diskurse geschmiedet, die egal auf welchem Gebiet beanspruchen, auf der Höhe der Zeit zu stehen. Aber natürlich kann das Adjektiv „akademisch“ auch auf das Gegenteil verweisen, auf ein lebensfernes Schmoren im eigenen elitären Saft. Je nachdem kann ein Roman, der in universitärem Milieu spielt, ins Zentrum der drängenden Fragen unserer Zeit führen. Oder ins Abseits einer von seltsamen Spezialisten bewohnten Sphäre, die in begrifflicher Abgehobenheit jeglichen Bezug zu der Realität, um deren Erfassung es geht, verloren hat.