Bücher-Tipps für Städtetrips Kleine Stadtfluchten

Das Neue Palais ist nur einer von vielen hübschen Gründen, warum sich ein Stadtbesuch in Potsdam lohnt. Foto: Michael Müller Verlag

Im Wörterbuch ist eine Stadt nur eine größere Siedlung, die den Mittelpunkt eines Gebietes darstellt. Viel mehr sind die Städte in unseren neuen Reisebüchern: jede einzelne ein Kosmos aus Geschichte und Geschichten und immer für eine Überraschung gut.

Freizeit & Unterhaltung: Bettina Bernhard (bb)

Stuttgart - Lyoner, Pizza, Frankfurter – nein, es geht nicht nur ums Essen in unseren Städte-Reiseführern. Aber ums Genießen: Flair, Geschichte, Architektur, Feste, Prunkbauten, Parks. Viele Städte sind eine Reise wert. Ein paar spannende stellen wir vor.

 

Asterix liebte Lyon(er)

„An der großen Unbekannten unter den französischen Städten rauschen viele vorbei“, bedauert der Stadtführer zum Einstieg. Warum das der 500 000-Einwohner-Stadt im Südosten Frankreichs nicht gerecht wird, stellt der handliche Band kurz, knackig und trotzdem umfassend und überzeugend dar. Mit Saône und Rhône umarmen gleich zwei Flüsse die Stadt, von der vier historische Viertel zum Unesco-Welterbe zählen. Man findet verborgene Passagen durch Höfe und Häuser, die einst Widerstandskämpfern als Fluchtweg dienten; Leckermäuler haben die Qual der Wahl aus den Angeboten zahlloser Chocolatiers; Auf Radler warten 830 Kilometer Fahrradwege und wer Überblick sucht, fährt mit der Standseilbahn hinauf zur Basilika Notre-Dame. Zu den berühmtesten Lyonern zählt neben Paul Bocuse und Antoine de Saint-Exupéry ganz sicher die Fleischwurst, an der selbst Asterix und Obelix bei ihrer Tour de France nicht vorbeikamen. Klingt, als ob Lyon einen (längeren) Stop lohnt. (bb) Gabriele Kalmbach: Lyon Dumont direkt, 120 Seiten, 11,95 Euro

Es geht um die Wurst

Frankfurt kennt man als Finanzmetropole. Bernd Köstering und Ralf Thee nehmen das wörtlich – und widmen ein ganzes Kapitel ihres Reiseführers dem Thema „Bankgeheimnisse“. Darin geht es aber nicht um Kreditinstitute, sondern um Sitzplätze. Mal verweilt man auf richtigen Freiluftmöbeln, mal auf Stufen oder Mäuerchen und erfährt dabei allerlei Wissenswertes über die hessische Stadt. Das Buch „Lieblingsplätze Frankfurt am Main“ stellt 80 Attraktionen vor, darunter Klassiker wie Römer und Alte Oper, Äppelwoi und Handkäs mit Musik, Goethes Elternhaus und Grizmeks Zoo. Man erfährt aber auch viel Überraschendes, zum Beispiel, woher die bekannte Kunsthalle Schirn ihren Namen hat. Schirne ist ein alter Begriff für die Marktstände der Metzger, die in diesem Teil der Altstadt früher ihre Waren anboten. Und wer den Unterschied zwischen Frankfurtern und Wiener Würstchen noch nie verstanden hat, wird auch endlich klug: Ein Metzger aus Frankfurt wanderte nach Österreich aus und nahm das Rezept für die bei niedriger Temperatur geräucherte Spezialität mit. In seiner Heimat wurde reagiert und der Begriff geschützt. Also nannte der Migrant seine Produkte nun einfach Wienerle. (sur) B. Köstering/R. Thee Frankfurt am Main Gmeiner Verlag, 192 Seiten, 17 Euro.

Neapel verstehen

Neapel dürfte, jedenfalls in der Wahrnehmung von Ausländern, die italienischste aller Städte sein. Es ist reichlich vorhanden, wenn nicht sogar hier erfunden worden, was Italien (auch) ausmacht: Pizza, Lärm und Mafia (die hier Camorra heißt), Vulkane, Müll und Meer. Wer Neapel übersteht, für den ist Rest-Italien eine große stille Wohlfühloase. Bücher wie das von Barbara Schaefer, die regelmäßig auch für den Reiseteil unserer Zeitung schreibt, helfen, Neapel verstehen oder gar lieben zu lernen. Die Autorin stellt die Stadt am Vesuv in 19 abgeschlossenen Beiträgen vor. Darunter Erwartbares, aber insgesamt ein ambitioniertes journalistisches Programm, Reportagen-Sammlung statt Baedeker. Schaefer erklärt das Ritual des gemeinsamen Kaffeetrinkens; sie ist auf der Spaccanapoli unterwegs, der berühmtesten Straße Neapels, erkundet mit einer der geführten Touren den weitläufigen Untergrund der Stadt und das Migrantenviertel. Die Autorin registriert aufmerksam das Unverstellte, das Körperliche, das in Neapel ein besonderes Ausmaß erreicht. Sie trifft Künstlerinnen und Archäologen und viele ganz gewöhnliche Neapolitaner, die vom Leben in ihrer Stadt berichten. Zum Beispiel, wie unerträglich heiß es im Sommer sein kann, aber immer wieder auch vom großen Zusammenhalt der Menschen. (pgt) Barbara Schaefer: Lesereise Neapel Picus-Verlag, 132 Seiten, 16 Euro

Nicht nur die kleine Schwester Berlins

Gerne wird Potsdam als die Vorstadt Berlins oder ihre kleine Schwester bezeichnet. Das klingt zwar gut, stimmt aber eigentlich nicht: denn Berlin und Potsdam das sind zwei Welten. Vor allem aber ist Potsdam kein Anhängsel von Berlin. Die brandenburgische Hauptstadt kann man völlig ohne Berlin denken, erkunden und begreifen. Das tut man am besten mit diesem neuen Städteführer der beiden Wahlberliner Michael Bussmann und Gabriele Tröger. Der handliche Band bietet alles, was man als Potsdam-Tourist wissen muss.

Sechs Touren führen durch das historische Herz der Soldatenstadt, durch Sanssouci und weitere preußische Schlösser und Prunkbauten, zum Heiligen See und nach Babelsberg. Am Ende jeder Tour gibt es Restaurant-Tipps. Wer nur wenig Zeit hat, ist mit der Liste der Sightseeing-Klassiker gut bedient. Wer viel Zeit mitbringt, dem werden Ausflüge ins Umland vorgeschlagen: in die Döberitzer Heide oder zu den Beelitz-Heilstätten. Für historisch Interessierte gibt es im Anhang einen fundierten Überblick zur Geschichte der kleinen Stadt, die doch so viel mehr ist als etwa nur eine Vorstadt der Bundeshauptstadt. (apf) M. Bussmann G. Tröger: Potsdam. Michael Müller Verlag, 208 Seiten, 12,90 Euro

Am Puls von Madrid

Wofür steht Madrid – Fußball, Nachtleben, Kunst, Kulinarik, Parks, Paläste? Für alles! heißt die Antwort dieses Städteführers, der flott durch die spanische Hauptstadt führt, zum Innehalten und Genießen verführt und in verborgene Winkel und unbekannte Ecken entführt. Bilder, Karten, Tipps, Fotomotive, Wissenswertes – ein üppiges Sammelsurium beschreibt treffend die pulsierende Metropole, jedoch so geordnet, dass jeder und jede sich zurecht findet: Kurzbesucher, Stadturlauber, oder Bewohner auf Zeit ebenso wie Nachtschwärmer, Kulturfans oder Bücherwürmer. Farblich geführt geht es durch die Altstadt, das Zentrum und die Stadtteile, zu Abstechern und Ausflügen. Bei Reiseplanung vorab und Orientierung vor Ort helfen eigene Kapitel. Madrid will erobert werden! (bb) Vis-à-Vis Madrid Dorling Kindersley Verlag, 226 Seiten, 19,95 Euro

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