Der Weg für ein neues Fußballstadion in Freiburg ist frei. Am Sonntag sprachen sich bei einem Bürgerentscheid 58,2 Prozent der abstimmenden Einwohner für eine finanzielle Unterstützung der Stadt beim geplanten Neubau des SC Freiburg aus.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Der Sportclub Freiburg hat die mehrheitliche Zustimmung der 169 000 Freiburger Wahlbürger für ein neues Stadion im Freiburger Westen bekommen. 58,2 Prozent Prozent stimmten beim Bürgerentscheid am Sonntag für Ja, und die Mindeststimmenzahl (Quorum) von einem Viertel der Stimmberechtigten wurde um gut 3000 Stimmen übertroffen. Mit Nein stimmten 41,8 Prozent. Das ist das Ergebnis der Abstimmung, die vom Gemeinderat selbst in die Wege geleitet wurde. Der Bürgerentscheid ist somit wirksam.

 

Der Rat hatte mit einer Dreiviertelmehrheit für das finanziell stark unterstützte Projekt gestimmt. Allein die Stadt Freiburg will Infrastrukturmaßnahmen in Höhe von 38 Millionen Euro – Erschließung, Zufahrtswege und Parkplätze – beisteuern, zudem das Grundstück nahe dem Sportflugplatz. Auch das Land Baden-Württemberg beteiligt sich durch eine Umwegfinanzierung, und die landeseigene Rothaus-Brauerei bringt eine stille Einlage in die Objektträgergesellschaft ein.

Heftige Debatte um Finanzierung

Wegen der Finanzierung der Sportarena für den Erstligisten hat es am Ende die härtesten Auseinandersetzungen im ansonsten eher ruhigen Wahlkampf gegeben. In fußballfernen Kreisen war die Bereitschaft, dem Profiverein derart kräftig unter die Arme zu greifen, etwas geringer ausgebildet als bei den Fans. Der Sportclub ist gleichwohl in der ganzen Stadt ein Sympathieträger und seine Werbewirksamkeit in der Republik und international unbestritten. Bevor Volker Finke 1993 den gegenüber dem FC Freiburg früher zweitrangigen Verein in die Bundesliga führte, war Freiburg überregional bedeutend weniger bekannt. Dem SC Freiburg haftet bis heute das von Volker Finke geprägte Image des etwas anderen, etwas besonderen Vereins an, zeitweise galten sie als „Breisgau-Brasilianer“, die als Underdogs sogar mehrfach den Großrivalen aus München besiegten.

Zweimal schaffte der SC Freiburg Tabellenränge, die ihn in den internationalen Wettbewerb führten. Mit mäßigem Erfolg, in einem Fall stieg der Club in der gleichen Saison ab. Auf- und Abstieg ist in Freiburg allerdings keine Katastrophe wie in anderen Städten, Trainerwechsel gab es deshalb nicht. Die für Freiburger Verhältnisse relativ schnellen Wechsel nach Finkes Abgang – von Robin Dutt zu Marcus Sorg zu Christian Streich – sind eher atypisch. Und der jetzige Trainer, ein Kind der Region, wie man an seinem alemannischen Dialekt unschwer erhören kann, genießt Kultstatus. Ebenfalls aus der Region stammt der Präsident Fritz Keller. Auch der Winzer und Gastronom vom Kaiserstuhl überzeugt durch Bodenständigkeit und volkstümliche Sprache. Dass es ein neues Stadion geben wird, ist vor allem ihm zu verdanken. Keller hat nach der OB-Wahl von 2010 den Kampf dafür aufgenommen, obwohl alle drei Kandidaten, auch der wiedergewählte Amtsinhaber Dieter Salomon (Grüne), sich gegen ein neues Stadion ausgesprochen hatten.

Altes Stadion nicht bundesligatauglich

Nach Vorprüfungen und Gutachten haben der SC und nach einigem Zögern auch OB Salomon und die Stadtverwaltung eine weitere Sanierung des alten Stadions an der Dreisam ausgeschlossen und Kurs auf eine neue Arena im Freiburger Westen genommen. Gegen das alte Stadion spricht nicht nur, dass es mit 27 000 Zuschauern zu klein ist und zu wenig Raum für die Vermarktung bei „Very important persons“ hat. Die Bedingungen für die Medienarbeit sind eingeschränkt, das Spielfeld ist zu kurz und nach Norden abfällig, so dass seit Jahren nur mit einer Sondergenehmigung des DFB gespielt werden kann. Außerdem ist seit einem gerichtlichen Vergleich mit Anwohnern nach der letzten Sanierung eine Erweiterung ausgeschlossen.