Dass Flüchtlinge in eine Gebäude auf dem Gelände des Bürgerhospitals unterkommen, wurde wohl früher bekannt als beabsichtigt.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Im Bezirksbeirat Nord herrschte vor zwei Wochen Unmut, da weder das Gremium noch die Bezirksvorsteherin Andrea Krueger von dem Vorhaben der Stadtverwaltung gewusst hatten, erneut Flüchtlinge im Bezirk unterzubringen. Die Bezirksbeiräte hatten aus der Zeitung davon erfahren. Diesen Sachverhalt erklärt Werner Wölfle, Bürgermeister für allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser, mit einer Indiskretion. „Die Entscheidung zu prüfen, ob die Flüchtlinge in dem Gebäude auf dem Gelände des Bürgerhospitals unterzubringen sind, fiel am Donnerstag“, schreibt er in einer E-Mail auf Anfrage dieser Zeitung. Damit ist der 4. Juli gemeint. Am Montag, 8. Juli, habe Isabel Fezer, Bürgermeisterin für Soziales, Jugend und Gesundheit, im Sozialausschuss nicht öffentlich mitgeteilt, dass diese Option geprüft werde. Daraufhin sei bereits am Dienstag durch eine Indiskretion ein Pressebericht dazu erschienen. „Es war geplant, zuerst die Prüfung [...] abzuschließen und dann die Mitarbeiter des Klinikums zu informieren, und die Bezirksbeiräte“, schreibt Wölfle. „Dieser Zeitplan kam leider durch die Veröffentlichung durcheinander.“ Die Flüchtlinge sind in der vergangenen Woche in Stuttgart-Nord angekommen. „Meine Praktikantin und ich sind montags bis freitags hier und geben eine erste Orientierungsberatung“, sagt Regine Knapp von der Caritas, die die Flüchtlinge betreut. Dabei geht es um ganz einfache Dinge, wie Knapp erklärt: zum Sozialamt gehen und sich einen Krankenschein abholen, sich beim Bürgerbüro anmelden, lernen, wie man mit der Straßenbahn und dem Bus fährt.

 

Pärchen, Familien und Alleinstehende

Unter den 60 Asylsuchenden sind viele allein stehende Männer, aber auch Ehepaare und Familien. „Wir haben Pärchen aus China, Indien und Bosnien, eine Mutter mit ihrem Sohn aus dem Irak, eine Mutter mit ihrer Tochter aus Serbien. Und eine Familie aus Mazedonien: die Frau hat auf dem Weg von Karlsruhe hierher in Leonberg ihr jüngstes Kind auf die Welt gebracht“, berichtet Regine Knapp.

Das Gebäude auf dem Bürgerhospital-Areal ist noch nicht fertig eingerichtet. In Gemeinschaftsräumen sollen Angebote wie Sprachkurse stattfinden. „Wir möchten auch gerne ein Spielzimmer für die Kinder einrichten“, sagt Knapp. Ehrenamtliche Helfer hätten sich bereits gemeldet, auch Kleiderspenden seien bereits bei der Caritas eingegangen.

Weitere 30 Flüchtlinge werden kommen

Ein eigenes Bild von der Situation hat sich die Bezirksvorsteherin Andrea Krueger am Montagabend gemacht. „Wir haben einen ersten Faden geschlagen“, sagt sie. „Mit Regine Knapp gibt es eine erfahrene Leitung vor Ort.“ Nach wie vor sorgt sich Krueger darum, wie sich die Asylsuchenden in die Strukturen des Bezirks eingliedern lassen. Zusätzlich zu diesen 60 sollen im August weitere 30 Personen im gleichen Gebäude unterkommen, sagt Stefan Spatz vom Sozialamt. Nicht korrekt sei jedoch die Information, dass weitere 130 Flüchtlinge im Bezirk Nord untergebracht werden sollen: „Als nächstes stehen Ende August rund 180 Belegungen in Vaihingen an.“ In diesem Jahr müssen aufgrund der Zuweisungen des Landes noch 210 Plätze in der Stadt geschaffen werden. „Aber wir sind noch nicht soweit, sagen zu können, in welchen Bezirk diese Plätze kommen“, sagt Spatz.