Fünf Monate nach dem Beginn der blutigen Gewalt im Südsudan haben Präsident Salva Kiir und sein Widersacher Riek Machar überraschend ein Friedensabkommen unterzeichnet. Die Feindseligkeiten sollen sofort eingestellt und eine Übergangsregierung gebildet werden.

Addis Abeba – Nach monatelangen Kämpfen im Südsudan haben Präsident Salva Kiir und Rebellenführer Riek Machar am Freitag in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ein Abkommen zur Beendigung des Konflikts unterzeichnet. Kiir und Machar hätten sich darauf verständigt, die Kämpfe „innerhalb von 24 Stunden nach Unterzeichnung“ zu beenden, sagte der Chefunterhändler des ostafrikanischen Staatenblocks IGAD, Seyoum Mesfin.

 

Mesfin begrüßte die Vereinbarung zur „Beendigung des Kriegs“. Die Konfliktparteien einigten sich nach Angaben Mesfins auch auf die Bildung einer Übergangsregierung sowie Neuwahlen. Ein Termin für die Abstimmung sei aber nicht festgelegt worden. Das Abkommen sieht auch die Einrichtung eines humanitären Korridors sowie die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen vor, um mehr als fünf Millionen Menschen die nötige Hilfe zukommen zu lassen.

Die Chefs der beiden Bürgerkriegsparteien hatten am Freitag zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Feindseligkeiten im Dezember 2013 direkte Gespräche geführt. Die Begegnung war von US-Außenminister John Kerry in die Wege geleitet worden. Dem Treffen der beiden Sudanesen maßen Beobachter im Vorfeld nur symbolische Bedeutung zu: Dass es zu konkreten Vereinbarungen über einen Waffenstillstand oder gar die Bildung einer Übergangsregierung kommen würde, galt als unwahrscheinlich. Nach stundenlangen Verhandlungen schüttelten sich die Kontrahenten vor laufenden Kameras jedoch die Hände. Anschließend beteten sie gemeinsam.

Der Südsudan ist erst seit Mitte 2011 unabhängig vom Sudan. Ein seit langem schwelender Machtkampf zwischen Präsident Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Machar war im Dezember eskaliert. Die politische Rivalität zwischen den beiden Politikern wurde dadurch verschärft, dass sie verschiedenen Volksgruppen – den Dinka beziehungsweise den Nuer – angehören. Seit Beginn der Kämpfe wurden tausende Menschen getötet. Mehr als 1,2 Millionen Zivilisten befinden sich auf der Flucht. Da Bauern ihre Felder nicht bestellen konnten, droht dem Land eine Hungersnot.

Die UN werfen beiden Konfliktparteien schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Auch Amnesty International hatte in einem am Donnerstag vorgestellten Bericht furchtbarste Gräueltaten an der Zivilbevölkerung angeprangert.