Alexander Eissele hat schon so manches Kunststück hingekriegt. Jetzt hat der Leader der Göppinger Lumberjack-Big-Band sogar dem chronisch zerstrittenen Göppinger Gemeinderat einen einstimmigen Beschluss abgetrotzt.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Eben noch im Orchestergraben der Oper in Lüneburg, dann unter dem Weihnachtsbaum bei der Mama im heimatlichen Göppingen und zwischendurch schnell noch eine Probe mit seiner geliebten Lumberjack-Big-Band. Alexander Eissele hat auch in diesem Jahr nicht unbedingt geruhsame Weihnachten vor sich. Schließlich steht am zweiten Feiertag das längst ausverkaufte Konzert in der Göppinger Oberhofenkirche an. Und dann ist da noch dieser Termin im Rathaus, einem Ort, an dem er noch nie gewesen sei, wie Eissele gegenüber Oberbürgermeister Guido Till jetzt freimütig einräumte.

 

Anfang als Schulband

Für seinen unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz für das kulturelle Leben in seiner Heimatstadt hat der OB den 46-Jährigen mit der Bürgermedaille ausgezeichnet. Üblicherweise wird dieser Preis eher an grauhaarige Männer und Frauen jenseits der 60 verliehen. „Es geht eben darum, dass man sich für einen beträchtlichen Zeitraum in der Stadt ehrenamtlich engagiert hat“, sagte Till. Und das hat Eisslele, obwohl er schon seit langem gar nicht mehr in Göppingen wohnt. Seit 23 Jahren, so hat jemand im Rathaus ausgerechnet, sei der stellvertretende Soloklarinettist der Lüneburger Sinfoniker die treibende Kraft hinter der Lumberjack-Big-Band, jenem Jazz-Ensemble aus ambitionierten Laien und jungen Profis, das aus einer Schulband hervorgegangen ist und das mit seinem Namen immer noch an jenen Auftritt erinnert, zu dem in Ermangelung von Alternativen Holzfällerhemden getragen wurden.

Damals war Eissele gerade erst frisch dem Hohenstaufen-Gymnasium entsprungen. Musikalisch traute man ihm den Dirigentenjob wohl zu, doch würde er auch menschlich dazu passen? Er passte, auch wenn die Musiker wohl anfangs einiges einstecken mussten. „Da bin ich gegenüber meiner Band öfter mal hochgefahren.“

Viele reisen aus der Ferne an

Auch heute noch nimmt Eissele seine Musiker hart ran. „Manchmal proben wir bis zu acht Stunden.“ Dennoch sind viele vom harten Kern all die Jahre dabei geblieben und reisen selbst, so wie er Chef am Dirigentenpult, zu den Proben, die jeweils projektweise stattfinden, aus der Ferne an.

Für Eissele selbst sind es von Haustür zu Haustür vier Stunden mit Zug, Flugzeug und Auto. „Das ist anstrengend“, doch seine Band will er nicht missen. „Würde ich vor der Wahl stehen, Sinfonieorchester oder Big Band, würde ich jederzeit die Big Band wählen“, sagt Eissele, obwohl dann natürlich offen wäre, wovon er seine Rechnungen bezahlen würde. So viel ehrenamtliches Engagement hat auch den Göppinger Gemeinderat überzeugt. Eisseles Ehrung sei ohne Gegenstimme beschlossen worden. Nicht einmal die üblichen Daueropponenten hätten widersprochen, so der OB.