Martin Dietz (30), der Herausforderer des Amtschefs Wolfgang Lahl (44), hat bei der Kandidatenkür auf seine Wirtschaftskompetenz verwiesen.

Weil im Schönbuch - Bevor er sich in der Gemeindehalle den Bürgern als Kandidat der Schulteswahl in Weil im Schönbuch in zehn Tagen hat vorstellen können, ist Martin Dietz erst einmal nach nebenan in die Gaststätte geschickt worden. Zum Fußball schauen. Das Prozedere der

 

öffentlichen Kandidatenkür verlangt nämlich, dass ein Bewerber um den Amtssessel während seiner Vorstellungsrede mit den potenziellen Wählern alleine ist – damit der andere ihn anschließend nicht verbal attackieren kann.

Gewerbesteuereinnahmen sind deutlich gestiegen

Der Weilemer Bürgermeister Wolfgang Lahl, den der 30 Jahre alte Dietz aus Altdorf im Amt ablösen möchte, trat als erster ans Mikrofon und trommelte um die Gunst im Saal. Vor acht Jahren sei er das erste Mal an dieser Stelle gestanden, erinnerte der heute 44 Jahre alte Diplomverwaltungs- und Betriebswirt. Den zweiten Wahlgang hatte er dann klar mit 77,8 Prozent der Stimmen für sich entschieden und war Nachfolger von Andreas Brand geworden, der zunächst zum Finanzbürgermeister in Böblingen avancierte und später zum Oberbürgermeister von Friedrichshafen gewählt wurde.

Der parteilose Lahl, der für die freien Wähler im Kreistag sitzt, führte die unter seiner Ägide gestiegenen Gewerbesteuereinnahmen ins Feld, die von 1,5 Millionen Euro im Jahr 2005 auf nunmehr sechs Millionen Euro geklettert seien. Wohlwissend, dass Dietz als selbstständiger Wirtschaftsberater auf seine Erfahrungen auf dem Finanzsektor eingehen würde.

Das SPD-Mitglied Dietz war jahrelang für die Kreissparkasse tätig und zuletzt Filialleiter in Ehningen, wo er nach eigener Aussage ein Kreditvolumen von hundert Millionen Euro zu verantworten und hundert Firmen zu betreuen hatte. Im Hinblick darauf ging Lahl auf die Ansiedlungen im Gewerbegebiet Sol ein, das Weil zusammen mit der Gemeinde Holzgerlingen betreibt. Zudem seien unter seiner Regie seit dem Jahr 2005 die Schuldenlast von Weil auf zwei Millionen Euro halbiert und die Rücklagen im zurückliegenden Siebenjahreszeitraum von 360 000 Euro auf sieben Millionen Euro erhöht worden, sagte der Amtschef.

Aber nicht nur die Finanzen seien ihm ein Anliegen, auch ein familienfreundliches Weil habe bei ihm Priorität, erklärte Lahl. Der 44-Jährige punktete damit, dass man bereits heute die Vorgabe erfülle, für jedes einjährige Kind einen Kitaplatz vorzuhalten. Als Zukunftsaufgaben nannte er die Elektrifizierung der Schönbuchbahn, den Bau eines Bürgerhauses sowie eines Rettungszentrums für die Feuerwehr und das Rote Kreuz sowie die Sanierung der Hauptstraße, die er im nächsten Jahr anvisiert und Fördermittel beantragen will.

„Ich bin der Jogi Löw von Weil“, schloss der Schultes seinen Vortrag. „In der ersten Halbzeit sind wir in Führung gegangen.“ Nun sei es an den Wählern, „dass die zweite Halbzeit den Sieg bringt“. Wobei Lahl nicht weiter ausführte, ob er es bei zwei Amtszeiten belassen und wie Vorgänger Brand auf der Karriereleiter noch weiter nach oben klettern möchte.

Der Amtsinhaber wie auch Dietz versprachen, die Bürger der Gemeinde in allen entscheidenden Fragen einbinden zu wollen. Dietz hielt die Einrichtung eines Jugendgemeinderats für angezeigt und sprach sich vor allem dafür aus, den Einzelhandel stärken zu wollen. „Es muss die Nahversorgung verbessert werden“, betonte der Wirtschaftsberater, der auch die Kommunikation in der Gemeinde ausbauen möchte. Nach seinem Gang in die Gaststätte gab er das Fußballergebnis durch: „Es steht 1:0 für Russland.“ Auf einen knappen Sieg hofft auch Dietz bei der Schulteswahl am 24. Juni.