Nicht wenige Beobachter hatten mit einem zweiten Wahlgang in Berglen gerechnet. Doch der persönliche Referent des Weinstädter Oberbürgermeisters setzt sich am Sonntag überraschend deutlich gegen fünf weitere Kandidaten durch.
Berglen - Die Bürgermeisterwahl in Berglen ist am Sonntag im ersten Wahlgang entschieden worden. Der 44-jährige Holger Niederberger erreichte geradezu sensationelle 75,8 Prozent der Stimmen. Die übrigen fünf nominierten Kandidaten landeten weit abgeschlagen auf den Plätzen. Der Weinstädter Oberbürgermeister Michael Scharmann wird sich einen neuen persönlichen Referenten suchen müssen. Niederberger ist zurzeit Pressesprecher in der Großen Kreisstadt.
Ulrich Werner, 54-jähriger Jurist aus Sulzbach hätten sich noch 11,9 Prozent der wahlberechtigten Berglener als Rathauschef vorstellen können. Die 37-jährige Pflegedienstleiterin Katja Weidlich, die seit sechs Jahren im Ort wohnt, erhielt 8,4 Prozent der Stimmen. Die übrigen Kandidaten, Joachim Reymann (1,5 Prozent), Albert Krauß und Samuel Speitelsbach (beide 0,2 Prozent) spielten keine Rolle.
Holger Niederberger musste am Abend selbst einräumen, mit einem solch klaren Ergebnis niemals gerechnet zu haben. Umso mehr freue er sich, jetzt in jener Gemeinde die Zukunft mitgestalten zu können, die ihm besonders am Herzen liege, weil er hier aufgewachsen ist. Wann genau er sein Amt antreten Kann, muss noch verhandelt werden, schließlich soll es in Weinstadt auch eine geordnete Übergabe in der Pressestelle geben.
Alle Bewerber ohne klassische Verwaltungsausbildung
Alle Bewerber hatte geeint, dass es sich bei ihnen um Quereinsteiger handelte. Keiner konnte eine klassische Verwaltungslaufbahn vorweisen. Als Themen, die vielen der knapp 6500 Einwohner unter den Nägeln brennen, hatten sich im Wahlkampf insbesondere die Neubaugebietsplanung, die Belange von Landwirtschaft und Landschaftsschutz sowie Ärger über Motorradlärm und -raser herausgestellt. Während der gebürtige Berglener Niederberger und die zugezogene Katja Weidlich insbesondere bemüht waren, mit ihrer Kenntnis von Ort und Leuten zu punkten, betonte der Sulzbacher Ulrich Werner, dass es durchaus von Vorteil sein könne, wenn man die örtlichen Strukturen von außen, neutral, betrachten könne. Alle drei versicherten, den Charakter der heimeligen Kommune erhalten und diese behutsam fortentwickeln zu wollen.
Vorgänger Friedrich jetzt Oberbürgermeister in Backnang
Die Wahl in der Flächengemeinde (fast 26 Quadratkilometer) war nötig geworden, weil sich der bisherige Schultes Maximilian Friedrich – obwohl erst unlängst ein zweites Mal im Amt bestätigt – nach dem Weggang von Frank Nopper in die Landeshauptstadt erfolgreich als Oberbürgermeister in Backnang beworben hatte. Friedrich, einst in Berglen als Deutschlands jüngster Schultes gewählt, hat sein Amt in der Murrstadt bereits Anfang Juni angetreten. Friedrich war – vor Ort ins Rathaus nach Oppelsbohm gekommen, um dem neuen Bürgermeister zur Wahl zu gratulieren.