In Deggingen im malerischen Oberen Filstal ist am Wochenende Bürgermeisterwahl. Die Konstellation ist klar und zugleich recht ungewöhnlich.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Deggingen - Sollte bei der Bürgermeisterwahl am kommenden Sonntag in Deggingen wider Erwarten der Herausforderer gewinnen, dann könnte er wohl gar nicht an seinen künftigen Arbeitsplatz. Wolfgang Schweizer, so heißt der Mann, der Bürgermeister Karl Weber aus dem Amt jagen möchte, ist nämlich mit einem Hausverbot fürs Rathaus und andere Gemeindeeinrichtungen belegt. Er werde „mit einer Axt ins Rathaus“ kommen“, soll er einer Gemeindemitarbeiterin gedroht haben.

 

Der Bürgermeister wird beschimpft

Immerhin wird das Verbot in Deggingen pragmatisch gehandhabt. Damit Schweizer an der offiziellen Kandidatenvorstellung im Bürgerzentrum teilnehmen konnte, drückte der Vorsitzende des Gemeindewahlausschusses, der CDU-Gemeinderat Michael Bittlinger, beide Augen zu. Schweizer ließ die Axt dann auch zu Hause. Wobei: nach Ansicht vieler Beobachter habe er sich dann wie die berühmte Axt im Walde aufgeführt und seinen Widersacher mit Beschimpfungen überzogen.

Für Weber, der mit einem sachlichen Vortrag darum warb, vom Wähler den Auftrag für eine zweite Amtszeit zu erhalten, dürfte dies keine Überraschung gewesen sein. Äußern möchte er sich zu seinem Mitbewerber nicht. Schweizer hatte übrigens schon vor acht Jahren bei Webers erster Wahl auf dem Wahlzettel gestanden, aber nur 6,2 Prozent der Dtimmen erhalten.

Bei der CDU einst eine große Nummer

Schweizers Geschichte ist die Geschichte einer Selbstdemontage. Einst war der Landwirtschaftsmeister, der seinen Hof mittlerweile aufgeben musste, innerhalb der CDU eine anerkannte Größe. 19 Jahre saß er im Degginger Gemeinderat, neun Jahr im Göppinger Kreistag. Sogar zum Zweitkandidaten für die Landtagswahl wurde er einmal gekürt. Doch schon vor der Bürgermeisterwahl vor acht Jahren trat er im Streit aus seiner Partei aus.

Mit Weber, der ebenfalls CDU-Mitglied ist, und seinen ehemaligen Gemeinderatskollegen liegt Schweizer seither im Dauerclinch. Dass das Wahlvolk dies goutiert, ist eher unwahrscheinlich. Für Weber, der bis 2007 als Polizeibeamter bei der Bereitschaftspolizei in Göppingen arbeitete und seine kommunalen Erfahrungen als langjähriger Ortsvorsteher von Rechberg bei Schwäbisch Gmünd erwarb, liegt der Fokus deshalb wohl eher auf einer ordentlichen Wahlbeteiligung als auf den Gegenkandidaten, zu denen auch ein Vertreter der Nein-Partei gehört.

Weber hat noch viel vor

Er habe jedenfalls noch viel vor in der landschaftlich reizvoll im Oberen Filstal gelegenen 5500-Einwohner-Gemeinde, sagt Weber. Die ersten acht Jahre seien sehr arbeitsreich gewesen, berichtet der 56-Jährige. Doch bei der baulichen Weiterentwicklung und dem Ausbau des Hochwasserschutzes gebe es für ihn noch viel zu tun.