Carl-Gustav Kalbfell wird auch künftig das Sozialdezernat von Leinfelden-Echterdingen leiten. Was treibt ihn an? Welche Projekte sind jetzt wichtig?

Etwas angestrengt wirkte Carl-Gustav Kalbfell zum Schluss dann doch. Als kurz nach 19 Uhr am Dienstagabend in der Leinfelder Filderhalle alle Stimmen ausgezählt waren und klar war, dass er auch künftig das Sozialdezernat leiten wird, sagte er noch: „Der Bann ist gebrochen. Auch ein Bürgermeister kann in Leinfelden-Echterdingen wiedergewählt werden.“ Dann setzte sich Kalbfell zurück an die Seite von Oberbürgermeister Roland Klenk und Benjamin Dihm, dem Leiter des Technischen Dezernates. Die Arbeit ging sofort weiter, 14 weitere Punkte standen noch auf der Tagesordnung der Sitzung.

 

Der Gemeinderat hatte an diesem Abend auf Kontinuität statt auf Wandel gesetzt: Carl-Gustav Kalbfell hat sich gleich im ersten Wahlgang mit 19 Stimmen durchgesetzt. Barbara Baron-Cipold aus Pforzheim erhielt sieben Stimmen. Die 57-Jährige, die in Ettlingen das Amt für Bildung, Jugend, Familie und Senioren leitet, konnte sich als neue Sozialbürgermeisterin nicht durchsetzen. Sie trat sehr energiegeladen und sehr selbstbewusst auf. „Bei der Integration geht viel mehr“, sagte sie beispielsweise. Das Thema scheint ihr auch deshalb besonders wichtig zu sein, weil sie als junge Frau selbst in Deutschland ganz neu anfangen musste.

Barbara Baron-Cipold konnte sich in Leinfelden-Echterdingen als neue Sozialbürgermeisterin nicht durchsetzen. Foto: Natalie /Kanter

Um Menschen in Arbeit zu bringen, wollte sie die Kontakte zu kleineren Betrieben in der Stadt intensivieren. Sie versprach, starke Impulse zu setzen, die das Miteinander und Füreinander in der Stadt stärken. Dazu wollte sie auch die Begegnungsorte in der Stadt ausbauen. Sie machte darauf aufmerksam, dass sie das Konzept der Plauderbänke in Ettlingen auf den Weg gebracht hat, welches auch andere Kommunen aufgegriffen haben. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müsse die Stadt sich nicht nur kreativ um neue Beschäftigte kümmern, sondern sich auch um jene bemühen, die bereits gute Arbeit für die Stadt leisten, erklärte sie. „Menschen sind die größte Ressource, die eine Stadt hat“, sagte sie. Und machte auch deutlich: „Kultur in einer Stadt ist viel mehr als ein Veranstaltungsprogramm.“

Baron-Cipold und Kalbfell hatten jeweils 25 Minuten Zeit zu erklären, warum sie oder er genau die richtige Person für diesen Posten ist. Kalbfell wirkte bei seiner Rede locker, regelrecht entspannt. Ihm war anzumerken, was er am Schluss dann auch betonte: „Meiner Familie und mir ist Leinfelden-Echterdingen eine Heimat geworden. Hier wollen wir bleiben.“ Die letzten acht Jahre seien für ihn wie im Flug vergangen. Auch weil er „jeden Tag gerne ins Geschäft gegangen“ sei.

Er erinnerte daran, dass er 2015, als er frisch ins Amt kam, „unmittelbar in einem Krisenmodus“ durchstarten musste. Bekanntlich waren damals sehr viele Menschen aus Syrien nach Deutschland geflohen. Die Kommunen mussten Platz für die Unterbringung der Geflüchteten schaffen. Danach kam die Pandemie mit Schul-, und Kitaschließungen und später mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine dann die Energiekrise. „An all diesen Herausforderungen bin ich gewachsen“, sagte er. Und: „Das schafft man nicht allein.“ Zumal er ein Teamplayer sei. Er wolle heute erneut „einem super Team in der Stadtverwaltung danken“.

Die Stadträte von Leinfelden-Echterdingem hatten eine echte Wahl. Foto: Natalie /Kanter

Für die kommenden acht Jahren hat sich der 46-Jährige vorgenommen, „die Menschen zusammenbringen“, die Vereine zu stärken, mit einer Kulturkonzeption durchzustarten, das Quartiermanagement voranzutreiben, die Eltern in der Stadt ernst nehmen zu wollen. Er sprach davon, neue Partner wie das Theater unter den Kuppeln für die Schulkindbetreuung zu gewinnen und über naturpädagogische Angebote diskutieren zu wollen. Er will mehr Geflüchtete schnell in Arbeit bringen. Er hat die Idee, eine Müllstreife einzuführen, um illegalen Ablagerungen von Unrat im Stadtgebiet einen Riegel vorzuschieben. Und nicht zuletzt wolle er auch künftig „auf Augenhöhe gute Lösungen erarbeiten“.

Für Kalbfell ist es die zweite Amtszeit, seine erste läuft Ende September aus. Auf Nachfrage von CDU-Fraktionschefin Ilona Koch sagte er erneut, dass er im Herbst nicht als Oberbürgermeister kandidieren werde. Diesem hartnäckigen Gerücht hatte er bereits kurz vor der Wahl eine Absage erteilt.