Zwei Kandidaten zur Bürgermeisterwahl haben sich am Freitag in Neidlingen vorgestellt. Der Amtsinhaber Rolf Kammerlander wird von einem Mitglied seines Gemeinderats, Klaus Däschler, herausgefordert.

Neidlingen - Einen Plan B hat Rolf Kammerlander noch nicht. Was er tun würde, falls er am 1. Dezember nicht zum zweiten Mal im Amt des Neidlinger Bürgermeisters bestätigt wird, darüber will er sich erst dann Gedanken machen, wenn es so weit wäre. Zwei Mitbewerber hat er. Jedenfalls auf dem Papier. Der eine, Michael König, möchte gar nicht Bürgermeister werden. Er gehört der Nein-Partei an und will nichts weiter als eine Alternative bieten. Bei der offiziellen Kandidatenvorstellung am Freitagabend war König dann auch nicht in der Reußensteinhalle dabei. Bewerber Klaus Däschler allerdings, Jahrgang 1961 und für die Neidlinger Wählervereinigung im Gemeinderat, war sehr wohl anwesend. Nach den Vorstellungen und Diskussionen zu urteilen, dürfte es eine spannende und emotionale Wahl werden.

 

Däschler, Kriminalhauptkommissar und nicht wie Kammerlander Verwaltungsfachmann, stellte gleich klar, dass er nicht primär aus eigenem Antrieb kandidiere. Vielmehr seien Menschen auf ihn zugekommen, die ihn darum gebeten hätten. Nun wolle er ausprobieren, ob er es besser könne, sagte er: „Besser ist vielleicht das falsche Wort. Zumindest anders.“

Däschler will auch mal ein Auge zudrücken

Der 1962 geborene Rolf Kammerlander hat schon seit Monaten im Rat gemerkt, dass etwas in Schieflage geraten ist. In seiner Vorstellungsrede sprach er von einer Begegnung im Ort „voller Wut und Hass“. Er sei auf offener Straße als Lügner beschimpft worden, ohne Begründung. Seine Rede geriet so beinahe zur Verteidigungsrede, in der er die Vorwürfe zurückwies, die im Ort über seine Arbeit kursieren.

Für personelle Probleme im Rathaus und im Bauhof durch Krankheit, Schwangerschaft oder Wegzug könne der Bürgermeister nichts, sagte er. Däschler hielt dagegen, er wolle künftig Personalwechsel vermeiden. Auch sonst sind die Ansätze der beiden Männer unterschiedlich. Auf Kammerlanders Agenda stehen die drängenden Themen wie Brandschutz, Straßenbau, die Betreuung an der Grundschule ganz oben – in der Reihenfolge, wie Gesetz und Notwendigkeit es verlangen. Däschler konzentriert sich auf die emotionalen Themen, nennt als Hauptziele „Ehrlichkeit, Vertrauen und Respekt“. Er will Apotheken und Ärzte ansiedeln für die Älteren, Bauplätze schaffen für die Jungen. Und er sagt, man müsse auch mal ein Auge zudrücken, wenn jemand eine Dachgaube ausbauen wolle.

Der Straßenbau ist ein dringendes Problem

Viel finanziellen Spielraum haben beide nicht. Auch damit gehen sie unterschiedlich um. Däschler wirbt für Provisorien. „Wir brauchen nicht immer die Optimallösung. Wir müssen uns trauen, einfach nur eine Teerdecke auf die Straße zu machen, mit dem Risiko, dass wir sie wieder aufmachen müssen“, sagte er.

Kammerlander will den Straßenbau gleich richtig anpacken, auch wenn das Geld kostet. Im Rückblick, sagt er im Gespräch vor dem Vorstellungsabend, sei das auch bisher die richtige Taktik gewesen. „Natürlich sind die Schulden gestiegen“, sagt er. „Aber wir haben ja Werte geschaffen.“ Überhaupt habe er ein anderes Verhältnis zu Krediten als andere Rathauschefs. „Generationengerechtigkeit bedeutet für mich, dass die, die etwas nutzen, auch die finanzielle Last tragen sollten.“

Beide wollen die Jugend im Ort halten

Die kommenden Generationen im Ort zu halten, ist eine Aufgabe, die sich dem nächsten Bürgermeister auf jeden Fall stellt. Denn junge Familien treibt es nicht gerade in die 1800-Einwohner-Gemeinde. Und die Jugend machte ihrem Unmut am Freitag Luft. Es geht um Bauwagen, in denen sich die Jugendlichen aufhalten. Kammerlander hatte sich beim Landkreis dafür einsetzen wollen, dass die Wagen bleiben können, wo sie sind. „Mehr als eine Duldung können wir nicht erreichen“, sagte der Schultes. Die gebe es, das sei ein gutes Zeichen. Däschler kündigte indes an, er wolle „mit den Behörden Gespräche führen“. Kammerlander mahnte, auch Däschler habe einen Eid auf die Landesgesetze geschworen, an die auch der Bürgermeister sich halten müsse. Wen die Neidlinger wählen, entscheidet sich am Sonntag.