Die Ditzinger Bürgerstiftung kann nicht mehr auf Zinsen für ihr Kapital setzen. Sie braucht weitere Einnahmen. Auszeichnungen helfen dabei – denn sie schaffen Vertrauen bei Spendern.

Ditzingen - Die Fixkosten haben es in sich. 25 000 Euro im Jahr muss die Ditzinger Bürgerstiftung aufbringen, um einen Sozialpädagogen zu bezahlen. Dessen Teilzeitstelle ist notwendig, um die Familienpaten auszubilden und ihnen zur Seite zu stehen, wenn sie in den meist kinderreichen Familien wirken. 16 Paten sind derzeit aktiv, noch mehr Familien wollen die Unterstützung annehmen. „Wir haben eine kleine Warteliste“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung, Herbert Hoffmann. Um darauf zu reagieren, sollen weitere Paten ausgebildet werden.

 

Der Sozialpädagoge ist also weiterhin erforderlich. Wenngleich das Projekt laut dem Stiftungsvorsitzenden ein Jahr im Voraus finanziert ist, sei eine langfristige Planung in der Niedrigzinsphase schwierig. Weil es auf das ohnehin „nicht hohe Kapital“, wie es Hoffmann salopp formuliert, „keine Zinsen“ gebe. „Wir sind froh über jede Spende“, sagt er. Der Betrieb zweier Solaranlagen auf dem Rathaus gleicht die fehlenden Einnahmen nicht aus.

Dritte Auszeichnung binnen kurzer Zeit

Am Montag hat die Bürgerstiftung als Anerkennung einen Scheck über Tausend Euro von der Town und Country Stiftung erhalten. Es ist die dritte Auszeichnung für die Bürgerstiftung in kurzer Zeit nach dem Bürgerpreis der Stadt Ditzingen und dem Karl-Mommer-Preis von SPD-Kreisverband und Kreistagsfraktion. Der Bürgerpreis war mit 5000 Euro die bisher höchstdotierte Auszeichnung für die Ditzinger.

So wichtig das Geld für die Finanzierung der laufenden Projekte ist: Hoffmann hebt die unterschiedliche Bedeutung der Preise hervor: „Der Ditzinger Bürgerpreis bringt nicht nur das meiste Geld, sondern – und das ist wichtiger – ist eine öffentliche Anerkennung vor breiter Öffentlichkeit.“ Die Auszeichnung wirke nach innen wie nach außen. Zum Stolz auf die Stiftung und deren Projekte komme eines hinzu: Bei einer solchen Auszeichnung im festlichen Rahmen – während des Neujahrsempfangs – würden auch potenzielle Stifter und Spender unter den Festgästen angesprochen. Der Mommer-Preis hingegen wirke in Richtung Politik. Alle anderen Preise seien ebenso „willkommene Aufhänger für die Öffentlichkeitsarbeit“.

Diese ist wichtig. Doch dabei hat offenbar nicht immer die gesamte Stiftung im Fokus zu stehen. „Spenden beziehen sich zum spürbar großen Teil auf die Projektarbeit“, sagt Hoffmann. Spender suchten nahezu immer einen konkreten Anlass für ihre Spende.

Dafür muss die Organisation aber glaubwürdig sein. „Die Anerkennung der Arbeit durch Preise schafft Vertrauen“, nennt Herbert Hoffmann eine weitere Bedeutung von Auszeichnungen. Mit diesem Vertrauen muss die Bürgerstiftung arbeiten, wenn sie weitere Ehrenamtliche sucht. Auch wenn sich in den laufenden Projekten schon viele Menschen beteiligten, stellt der Stiftungsvorsitzende doch eines fest: „Ein Mangel herrscht an Menschen, die bereit sind, die Organisation des Ganzen – oder auch Teile davon – zu verantworten.“ Diese werden aber dringend benötigt, zumal die Stiftung ein Netzwerk „Gute Bildung Ditzingen“ plant.

Neues Netzwerk geplant

Ziel des Netzwerkes soll es sein, Familien, Kinder und Jugendliche schnell und direkt zu unterstützen. Das Netzwerk soll mit Verantwortlichen in Schulen, Kindergärten und Jugendamt kooperieren. Es soll keine staatliche Unterstützung ersetzen, sie allenfalls ergänzen; ganz gleich, ob es sich dabei um Lernförderung, Sprach- oder Sportförderung oder Berufsorientierung handelt. Die laufenden Patenprojekte werden in das Netzwerk eingebunden, das von einem Kinder- oder Jugendpädagogen beraten wird. Die Bürgerstiftung beginnt das Projekt, sobald die Finanzierung für mindestens ein Jahr gesichert ist.