3800 von 8600 ausgewählten Bürgern haben die Fragen des Statistischen Amts beantwortet. Eine Erkenntnis: das subjektive Sicherheitsgefühl verbessert sich.

Stuttgart - Das Statistische Amt führt seit 1995 im Zwei-Jahres-Rhythmus Bürgerumfragen durch. Der Bürgermeister für Recht, Sicherheit und Ordnung, Martin Schairer (CDU), und der Leiter des Statistischen Amts, Thomas Schwarz , haben am Donnerstag den ersten Teil der Ergebnisse präsentiert. „Die Bürger sind konsequent“, sagte Schairer. „Wo sie Probleme sehen, wollen sie Geld ausgeben, wo sie keine sehen, wollen sie sparen.“

 

Wohlfühlfaktor Am wichtigsten ist Schairer, dass neun von zehn Stuttgartern gerne in ihrer Stadt leben und nur drei Prozent am liebsten ins Ausland zögen. Der Wert von 85 Prozent aus dem Jahr 2011 wurde um einen Punkt auf 86 Prozent gesteigert. 2003 betrug er übrigens nur 81 Prozent. Martin Schairer hält das für einen erstaunlichen Wert angesichts der Spaltung der Stadt wegen des umstrittenen Tiefbahnhofprojekts Stuttgart 21, das mit ständigen Kostenexplosionen und Terminverzögerungen ein Dauerstreitthema ist. Auch der Wohnungsmangel, der Straßenverkehr und die teils schlechte Luft schmälerten nicht den positiven Gesamteindruck, den die Bürger von ihrer Stadt haben.

Zufriedenheit Um das Maß der Zufriedenheit in den Bereichen gewichten zu können, hat die Stadt das Kommunalbarometer eingeführt. Mit 79 von 100 Punkten stehen die generellen Einkaufsmöglichkeiten an erster Stelle. 75 Punkte erhielten die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten, die kulturellen Veranstaltungen, die Abfallbeseitigung/Müllabfuhr und die Einkaufsmöglichkeiten in der City. Schlusslicht sind die dortigen Parkmöglichkeiten mit 34 Punkten vor dem Thema Wohnungsmarkt und der Situation für Radfahrer.

Probleme 69 Prozent der Befragten beklagen sich über zu hohe Mieten, 62 Prozent über zu viel Straßenverkehr und 58 Prozent über zu wenig Parkplätze. Schlechte Luft, zu hohe Steuern und Gebühren, zu wenige Kitas und Ganztagesbetreuung regen die Bürger auf. Zufrieden zeigte sich Martin Schairer, dass das Thema Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf den Straßen nur auf Rang elf rangiert – gegenüber 2011 hat dieses Problem an Bedeutung verloren. Auf den hinteren Plätzen landeten die Themen „mangelnde Gleichberechtigung der Frauen im öffentlichen Leben“ sowie „zu wenig kulturelle Einrichtungen und Veranstaltungen“.

Haushalt Die Bürger sind auch aufgefordert, eigene Prioritäten im Haushalt zu setzen. Im Großen und Ganzen liegen sie mit OB Fritz Kuhn (Grüne) und dem Gemeinderat auf einer Linie: Die meisten Befragten würden mehr Geld für den Kitaausbau und die Schulen bereitstellen, für den Wohnungsbau und die Straßenunterhaltung.

Widersprüche Die Umfrage zeigt die widerstreitenden Grundhaltungen der Stuttgarter Bevölkerung auf: Ein Drittel würde beim Ausbau des Straßennetzes sparen, fast genau so viel plädieren dafür, den Etat zu erhöhen. Ähnliche Verhältnisse gibt es bei den Themen Ausbau des Radwegenetzes und der Parkplätze sowie bei Verkehrsberuhigung und der Sprachförderung ausländischer Mitbürger. Viele entschieden aus dem Bauch heraus, weiß Amtsleiter Schwarz. Sachkenntnis könne nicht vorausgesetzt werden, sagt Schairer. Deshalb stört sich laut Umfrage mehr als die Hälfte am Straßenverkehr und fordert dennoch mehr Parkplätze, die den Verkehr erhöhten. Und obwohl mehr Geld für den Unterhalt bereit gestellt werden müsste, um Substanzverlust vorzubeugen, plädieren 63 Prozent dafür, die Ausgaben für Sportanlagen und Schwimmbäder nicht zu erhöhen, und mehr als ein Drittel dafür, den Etat für Straßensanierungen gleich zu lassen.

Detailfragen Derzeit findet die Auswertung weiterer Fragen statt. Es geht um die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel und die Haltung zu diversen Projekten. Abgefragt wird die Meinung zur Stuttgart 21, der Erweiterung des Rosensteinparks, zu den Einkaufszentren, dem Erinnerungsort Hotel Silber, dem Bau von Windkraftanlagen und der Stadt am Fluss.

Auswahl In diesem Jahr hatten 3771 von 8633 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Einwohner – mindestens 18 Jahre alt und mit Hauptwohnung in Stuttgart gemeldet – die Fragen beantwortet. Mit rund 44 Prozent war dies die zweitbeste Beteiligung seit 1995. Die Umfrage ist repräsentativ, weil sich jeder Einwohner, der die Kriterien erfüllte, in einer Lostrommel fand. Die Fehlertoleranz liegt wegen der großen Zahl der Befragten lediglich bei einem Prozent. 51 Prozent derer, die den Fragebogen zurückschickten, sind 45 Jahre oder älter. 51 Prozent sind Frauen, der Anteil mit deutscher Staatsangehörigkeit beläuft sich auf 76 Prozent. Zwölf Prozent der Befragten wohnen in Bad Cannstatt, lediglich ein Prozent in Wangen und Birkach.