Eine Bürgerversammlung zur Unterbringung von Flüchtlingen im Gasthaus Nassachmühle hat großes Interesse gefunden. Auch eine Kundgebung von Neonazis vor der Halle, konnte den konstruktiv-kritischen Dialog nicht stören.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Uhingen - Konsequenz und Beharrlichkeit wird den Nassachtälern seit jeher nachgesagt. Diesen Maximen gemäß wollten sich die rund 300 Besucher einer Bürgerversammlung, in der es am Dienstagabend um die geplante Unterbringung von 50 Flüchtlingen im leer stehenden Gasthaus Nassachmühle ging, die kritische, aber konstruktive Auseinandersetzung mit diesem Thema nicht kaputt machen lassen. Draußen hielten 20 Rechtsextremisten, den Autokennzeichen nach vor allem zugereiste, eine Kundgebung ab, die ein stadtbekannter Uhinger Neonazi als Eilversammlung am Mittag angemeldet hatte.

 

Die Menschen, die zu der Informationsveranstaltung eilten, wollten mit dem Aufmarsch indes nichts zu tun haben. Sie quittierten die Parolen und Reden entweder mit Ignorieren, mit Kopfschütteln oder aber mit Aufforderungen wie „Haut ab!“, „Halt’s Maul!“ und „Wir wollen euch hier nicht“. Bürgermeister Matthias Wittlinger verlieh gleich zu Beginn der Bürgerinformation seiner Hoffnung Ausdruck, „dass dieser braune Samen weder hier noch anderswo aufgehen möge“ und erntete dafür breite Zustimmung.

Gasthaus soll keine Dauerlösung sein

Zum Wohlfühlprogramm wurde das Treffen in der proppevollen Schulturnhalle deswegen allerdings nicht. Nachdem der Rathauschef und der Kreissozialdezernent Hans-Peter Gramlich noch einmal auf die Dringlichkeit der Situation hingewiesen und den ungebremsten Zustrom von Schutzsuchenden in den Stauferkreis beschrieben hatten, ging es sofort ans Eingemachte – allerdings in der zuvor gewünschten Form, als kritischer Dialog.

Schnell wurde dabei deutlich, wo für die Bürger des Nassachtals die größten Probleme liegen. Immer wieder wurde die hohe Zahl an Flüchtlingen kritisiert, die im Gasthaus Nassachmühle Unterschlupf finden soll. In mehreren Wortmeldungen wurde gefordert, die Asylbewerber gleichmäßig auf alle Stadtbezirke zu verteilen. Wittlinger stimmte dieser Forderung zwar prinzipiell zu, weil sie dem Denken der Verwaltung entspreche. „Wir haben aber das Problem, dass es schnell gehen muss, weil wir gerade in den nächsten Monaten ein Nadelöhr bekommen werden“, sagte er. Alternativvorschläge müssten daher vergleichbar und ebenso schnell verfügbar sein. Zugleich machte der Schultes deutlich, dass das Gasthaus Nassachmühle nicht als Dauerlösung für 50 Asylbewerber gedacht sei.

Eltern fordern Sicherheit für ihre Kinder

Ihre Bedenken und Ängste aufgrund der direkten Nachbarschaft zur Grundschule äußerten zahlreiche Eltern. Sie wollten wissen, welche Vorsichtsmaßnahmen geplant seien, ob es eine permanente Aufsicht oder gar einen Securitydienst auf dem Schulhof gebe. Mehrfach wurde eine Garantie für die Sicherheit der Kinder verlangt. Während Gramlich deutlich machte, „dass die personelle Präsenz durch einen Hausmeister sowie durch die Sozialbetreuer des Landratsamts weitgehend gegeben ist“, wies Wittlinger erst einmal daraufhin, dass es im Kreis ähnliche Standorte gebe, an denen bis jetzt nichts passiert sei. Dennoch sicherte er zu, „dass wir Ihre Sorgen ernst nehmen und prüfen werden, was getan werden kann, um das subjektive Sicherheitsgefühl zu erhöhen“.

In mehreren Redebeiträgen wurde jedoch auch deutlich, dass es den Bürgern ein Anliegen ist, „die Angst aus der Debatte rauszunehmen, indem wir als Bürger die Bemühungen der Stadt unterstützen“, wie die Diegelsbergerin Lilian Geisel erklärte. Sie erinnerte sich an die Zeiten, „als in Nassachmühle sicher mehr als 50 türkische Südrad-Arbeiter gelebt haben und es nie Probleme gegeben hat“. Vorschläge, wie die Situation entspannt werden kann, kamen aber auch von anderer Seite, etwa die Idee, im Gasthaus ein öffentliches Café für ein gegenseitiges Kennenlernen einzurichten, Beschäftigungsangebote für die Flüchtlinge zu machen oder die hauptamtliche Betreuung und Aufsicht durch freiwillige Helfer zu ergänzen.