Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina machen Eindruck bei ihrem Besuch in Stuttgart.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Stuttgart - Sie lächelt für Deutschland. Sie lächelt oft und gerne; damit kann die First Lady nichts falsch machen und nimmt die Bürger für sich ein. Ungekünstelt wirkt der Charme von Bettina Wulff. Die Frau des Ministerpräsidenten, Susanne Verweyen-Mappus, findet die 37-Jährige nach dem ersten Aufeinandertreffen "nett, unkompliziert, bodenständig". Dem können sich wohl viele Beobachter des Antrittsbesuchs anschließen.

Von Bettina Wulff – hochgewachsen, schlank und elegant gekleidet – fällt durchaus Glanz auf den Bundespräsidenten. Dessen Ausstrahlung war in der Vergangenheit begrenzt. Im Südwesten zeigt sich Christian Wulff mit seiner neuen Rolle als Staatsoberhaupt schon wohlvertraut. Seine Rede im Landtag beginnt als eine Ansammlung von Nettigkeiten über das Land im Allgemeinen und das Parlament im Besonderen, mündet jedoch – freundlich verpackt – in eindringlichen Mahnungen, die richtigen Lehren aus dem Bahnhofsstreit zu ziehen.

Demzufolge kann die Republik von Stuttgart 21 lernen. Der Protest habe seinen Grund darin, dass die Politiker Missstände und Fehlentwicklungen nicht rechtzeitig erkannt und Entscheidungen nicht hinreichend transparent gemacht hätten. Die Schlichtung müsse daher als wichtige Chance begriffen werden. "Ich kann Sie nur bitten, Ihre Erfahrungen der letzten Wochen ganz Deutschland zur Verfügung zu stellen", sagt der Bundespräsident.

Sogar die Grünen sind voll des Lobes


Er selbst will sich für Diskussionsforen im Internet einsetzen, um den demokratischen Austausch voranzubringen. Mehr Bürgerbeteiligung könne zu besseren Entscheidungen führen, mahnt der Gast. "Die Debatte muss geführt werden – das kann niemand bestreiten."

Am Ende ist sogar der Grünen-Fraktionschef Winfried Kretschmann voll des Lobes: "Sehr zufrieden" sei er mit der Rede, sagt der Anwärter auf den Stuhl des Ministerpräsidenten. Entspannt und unprätentiös, aber auch kritisch sei Wulff aufgetreten. Er hoffe, dass seine Worte den Regierenden in den Ohren geklingelt hätten. Mehr könne ein Grüner ohnehin nicht erwarten, als dass der Präsident feststelle, die Zukunft liege in einer umweltschonenden und energieeffizienten "grünen" Produktion.