Österreich hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit einem deutlichen Ergebnis wiedergewählt – auch wenn der Amtsinhaber nie Stürme der Begeisterung ausgelöst hat, kommentiert Patrick Guyton.

Nein, mit dem Herzen haben die Österreicher ihren Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen nicht wiedergewählt. Dafür ist der 78-Jährige zu ernst, wirkt zu unnahbar, lächelt zu selten. Aber sie haben, und das ist in der Politik entscheidend, mit Vernunft gewählt. Van der Bellen erreicht den Hochrechnungen zufolge ein Ergebnis deutlich oberhalb der 50 Prozent. Das erspart Österreich einen weiteren vierwöchigen Wahlkampf bis zu einer Stichwahl.

 

Das Land hat mit ähnlich massiven Problemen wie Deutschland zu kämpfen. Der von den Grünen stammende Präsident hat Erfahrung und seinen Teil dazu beigetragen, so gut es geht, durch die Krisen zu lenken – von Politaffären über Corona bis zur Ukraine. Seine sechs männlichen Mitbewerber gaben ein erschreckend niveauloses Bild an Rechten bis Rechtsradikalen, Verschwörungsgläubigen und Scherzkandidaten ab. Damit es einen solchen teils ins Irr-Bizarre reichenden Wahlkampf künftig nicht mehr gibt, sind die beiden Volksparteien ÖVP und SPÖ gefordert. Sie hatten wegen schlechter Aussichten keine Kandidaten oder Kandidatinnen aufgestellt. Doch für Demokraten muss gelten: erst die Demokratie, dann die Partei.