Die einstige Bundespost ist längst privatisiert, doch als größter Einzelaktionär hat eine staatliche Bank noch ein Wörtchen mitzureden bei dem Logistiker DHL. Nun wurde ein Aktienpaket verkauft.

Bonn/Berlin - Nachdem der Staatsanteil an der Deutschen Post durch einen Aktienverkauf deutlich gesunken ist, hat die Gewerkschaft Verdi scharfe Kritik geäußert. "Hier wird Tafelsilber verscherbelt, um selbstverschuldete Löcher im Bundeshaushalt zu stopfen", erklärte Verdi-Vizechefin Andrea Kocsis in Berlin. Stattdessen sollte "eine nachhaltige Beteiligungspolitik mit sicheren Dividendeneinnahmen" betrieben werden, um den Einfluss auf die kritische Infrastruktur dauerhaft zu sichern.

 

Zuvor hatte die staatliche Förderbank KfW mitgeteilt, dass sie Aktien für insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro verkauft habe. Der Staatsanteil an der früheren Bundespost sank dadurch von 20,5 auf 16,5 Prozent. Die KfW, die auch nach der Transaktion größter Einzelaktionär des global tätigen Logistikers DHL bleibt, hält die Anteile im Auftrag des Bundes. Eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums sagte am Mittwoch, dass die Erlöse aus dem Anteilsverkauf eingesetzt werden sollen, um das Eigenkapital der Bahn zu stärken. 

Aus Sicht der Gewerkschafterin Kocsis ist die Transaktion eine falsche Entscheidung, in der die "Schlussverkauf-Mentalität der FDP" zur Geltung komme. Es sei "geradezu absurd", dass mit den Erlösen aus den Post-Aktien Geld beschafft werden solle für die Bahn, die infolge der Privatisierung ins Schlingern geraten sei. 

Die KfW hat 50 Millionen Aktien nach eigenen Angaben zu einem Kurs von 43,45 Euro verkauft. Für die staatliche Bank war das im Rückblick ein gutes Geschäft: In den Jahren 2003, 2004 und 2005 kaufte sie in drei Tranchen Post-Aktien - im Zeitraum der Transaktionen lag der Kurs zwischen 15,70 und 20,50 Euro, der genaue Kaufkurs ist nicht bekannt. Nun wurde zu mehr als doppelt so viel verkauft. Hinzu kamen Dividendenzahlungen, die sich im Zeitraum 2004 bis 2023 pro Aktie auf insgesamt 18 Euro summierten.