Am 26. September wählt Deutschland einen neuen Bundestag. Und laut Politikwissenschaftler Hendrik Träger ist das Ergebnis der Wahl so offen wie seit Jahren nicht mehr. Warum?

Leipzig - Der Politikwissenschaftler Hendrik Träger von der Universität Leipzig hält die Bundestagswahl für so ergebnisoffen wie seit 2005 nicht mehr. „Die Parteibindung war in Ostdeutschland schon immer schwach ausgeprägt, aber auch in Westdeutschland nimmt sie mittlerweile spürbar ab“, erklärte Träger am Montag in Leipzig. Unter anderem schwinde die Bedeutung sozialer Milieus, die früher nach Aufrufen der Kirchen oder Gewerkschaften entsprechend gewählt hätten.

 

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„Alle Parteien müssten jetzt eine hohe Wahlbeteiligung anstreben. Auch wenn es in Deutschland mehr als 60 Millionen Wahlberechtigte gibt, könnten am Ende einige Tausend Stimmen entscheidend sein“, so Träger. Die Ambivalenz der Wahlberechtigten werde etwa am aktuellen Umfragehoch der SPD deutlich, die vor einigen Wochen keine solche Zustimmung hätte erwarten können.

Träger sieht zudem ein wachsendes Politikinteresse bei den Wählern während der Corona-Pandemie. Damit die Interessen der jüngeren Wähler und Wählerinnen berücksichtigt werden, müsste diese Gruppe jedoch „zu hundert Prozent wählen gehen“, wie er sagte. Das liege daran, dass die Wählergruppe der 18- bis 30-Jährigen im Vergleich zu den über 60-Jährigen deutliche kleiner sei. Hinzukomme, dass Jüngere seltener zur Urne gingen als Ältere.