Günther Oettinger hatte die gewandelte Bedeutung der Grünen für die Landes-CDU früher als andere in der Partei begriffen. Früher vor allem als Stefan Mappus, der Oettingers schwarz-grüne Gespräche nach der Landtagswahl 2005 platzen ließ, wenn auch nicht im Alleingang, vielmehr im Gleichschritt mit einer geistigen Parteigerontokratie. Dafür kann Mappus für sich in Anspruch nehmen, später als Ministerpräsident das Verhältnis zu den Grünen nachhaltig zerrüttet zu haben. An Mappus zerschellten Winfried Kretschmanns schwarz-grüne Pläne. Der damalige Grünen-Fraktionschef hielt ein Bündnis mit der CDU unter anderem deshalb für interessant, weil er sich über die Schwarzen und deren Verbindungen zu Unternehmen und Unternehmerverbänden Pfade und Wege erhoffte, Ökologie in die Wirtschaft zu tragen.

 

Die Linken laufen weg

Vorbei. Stattdessen avancierte Kretschmann mit Hilfe der eher ungeliebten SPD zum Ministerpräsidenten – und hat damit die Schwelle überschritten, die ihn – als Regierungschef – von einem grün-schwarzen Bündnis unwiderruflich trennt, auch auf Bundesebene. Nicht dass das grundsätzlich nicht möglich wäre: Grün-Rot im Land und Schwarz-Grün im Bund. Die inhaltlichen Schnittmengen aller Beteiligten sind groß genug. Nur machtpolitisch wäre diese Konstellation für die Grünen im Land schwer auszuhalten. Schwarz-Grün im Bund läutete vermutlich das Ende des Ministerpräsidenten Kretschmann ein, weil der verbliebene linke Teil der Grünen-Klientel bei der nächsten Landtagswahl verärgert zur SPD überliefe. Einer SPD, welcher in der Berliner Oppositionsrolle neue Kräfte zuwüchsen. Kretschmann müsste dann bei der Landtagswahl 2016 im Südwesten schon sehr weit ins bürgerliche Lager einbrechen, um die Grünen vor der SPD zu halten und damit den Anspruch auf Regierungsspitze zu bewahren.

So gesehen dürfte Kretschmanns Begeisterung für Schwarz-Grün in Berlin inzwischen wesentlich gedämpfter ausfallen als er dies öffentlich kundtut.